01 – Der Stein der Weisen

Alchimistin-01Schloss Institoris, ein düsteres Gemäuer an einer einsamen Küste. Inmitten eines Labyriths endloser Gänge und Säle wächst Aura heran, die älteste Tochter des Schlossherrn. Sie ist die Erbin eines uralten Rätsels, der Rezeptur des Steins der Weisen. Doch als ihr Vater im Auftrag seines Widersachers Lysander ermordet wird, schlägt die Stunde für Auras Stiefbruder Christopher – er beansprucht das Geheimnis der Unsterblichkeit für sich…

TrennstrichSchloss Institoris ist voller Leben, doch ist es kein glückliches Leben das dort geführt wird. Die Familie besteht aus den Eltern, den beiden leiblichen Töchtern Aura und Sylvette – welche aus einer Liaison der Mutter mit dem besten Freund des Hauses entsprungen ist – und den beiden angenommenen Adoptivkindern Daniel und Christopher. Zwischen den Geschwistern Aura, Sylvette und Daniel herrscht zwar Zuneigung, doch als Christopher hinzu kommt wird er mit Ablehnung und Verachtung behandelt.

Der Vater, Nestor Institoris – ein Alchimist, kümmert sich mehr um seine Experiment als um die Familie und so leben alle nebeneinander her. Als man dahinter kommt das Aura und Daniels Beziehung weiter geht als nur platonische Geschwisterliebe, wird der Entschluss gefasst Aura auf ein über 1000 Kilometer weit entferntes Internat zu schicken, um so der Sache habhaft zu werden. Doch hat Nestor Institoris nicht nur den Unbill seiner ältesten Tochter zu ertragen, er hat auch einen mächtigen Feind der seinen Tod will und diesen auch in Auftrag gibt. Während Aura sich auf die Zeit im Internat vorbereitet legt sich ein tödlicher Schatten über Schloss Institoris der das Leben aller dortigen Bewohner in den Grundfesten erschüttern soll.

Mystery, das ist das Gerne in dem dieses Hörspielserie angekündigt wurde, doch leider konnte ich in der ersten Folge davon nicht viel entdecken. Die Geschichte ist eher ein düsteres Familiendrama mit einer Reihe vielschichtiger Charaktere die sich fast alle am Rande der damaligen gesellschaftlichen Konventionen und moralischen Gepflogenheiten bewegen. Im ersten Teil werden die Charaktere ausführlich und eindringlich vorgestellt und dem Zuhörer nahe gebracht.

Das Leben auf Schloss Institoris wird in den düstersten Farben geschildert und ist so kalt inszeniert das es einem unwohl wird, sich in dem alten Gemäuer hörtechnisch bewegen zu müssen. Doch so kann man die Figuren noch besser nachvollziehen, die in ihren Handlungen nicht viel Güte oder Selbstlosigkeit zeigen und jeder für sich selbst versucht das beste aus den deprimierenden Umständen seiner Existenz zu machen.

Auch werden die einzelnen Charaktere von einer sehr gut ausgewählten Schar von Sprechern belebt. Friedhelm Ptok erzählt die Geschichte mit einer schon fast eisigen Differenziertheit und läßt dem Zuhörer so die Möglichkeit seine eigenen Vorlieben und Abneigungen gegenüber den agierenden Personen zu entwickeln. Yara Blümel-Meyers, in der Titelrolle der zukünftigen Alchimistin Laura Istitoris, kam mir am Anfang etwas zu rotzig und schnodderig in ihrer Art der Darstellung daher, doch gewöhnte ich mich schnell daran da sich dieses auch nach kurzer Zeit gab und wohl regietechnisch so zur Szene passend gedacht war. Claudio Maniscalo überraschte mich in der Rolle des Gillian doch sehr. Seine recht unterkühlte Sprachweise nimmt nichts von der Intensität seiner Erzählerparts und unterstreicht die Grausamkeit, zu welcher der Hermaphrodit Gillian fähig ist, noch mehr als das es bunteres Spiel überhaupt könnte.

Musikalisch wird hier eine Menge geboten. Die teilweise hypnotischen Rhythmen unterstreichen die düstere und sehr bedrückende Grundstimmung des Hörspiels und schafft so noch zusätzliche Atmosphäre. Der Klangteppich der Geräusche ist so intensiv angelegt das man selbst die Möwen in der Ferne schreien hören kann, wenn die Hauptpersonen in der Nähe eines Fensters stehen. Dies ist sicher nicht so beeindruckend über die normalen Zimmerlautsprecher, aber da ich es mit Kopfhörer gehört habe war es schon sehr imposant mitzuerleben. Also bekommt man auch hier genau das was man von einer STIL-Produktion erwartet.

Die Geschichte kommt, durch die ausführliche Vorstellung von Personen und Handlungsorten, eher langsam in Gang und Spannung wollte auch nicht so recht aufkommen. Die recht ruhige Inszenierung weiß jedoch durch die klangtechnische Umsetzung zu überzeugen. Nur ob das für ein komplette Serie ausreichen wird muss sich erst noch zeigen…Soundsystem-BLAU