01 – Drachenfeuer

Dragonbound-01Während eines missglückten wissenschaftlichen Experiments verschlägt es die junge Lea in eine mittelalterliche Parallelwelt, deren Bewohner kurz vor der Vernichtung durch finstere Kreaturen stehen. Der geheimnisvolle Zauberer Malrik hält das Mädchen für die Prophezeite, die laut einer uralten Sage das lange vergessene Bündnis mit dem im Verborgenen lebenden Volk der Drachen erneuern wird. Malrik schickt Lea, beschützt von den besten Kriegern des Landes, in das ferne Liluell, um dort eine Drachenallianz zu schmieden, die die Welt der Menschen vor dem Untergang bewahren soll. Obwohl Lea ahnt, wie gefährlich die Reise werden könnte, bleibt ihr doch nichts anderes übrig, als die Soldaten nach Liluell zu begleiten – denn sie vermutet, dort einen Weg zurück in ihre Heimat zu finden…

TrennstrichDer Klappentext gibt an sich schon die komplette Handlung des ersten Teil der neuen Fantasyserie aus dem Haus Europa wieder. Doch ist das „Haus Europa“ nicht richtig. Es handelt sich hier nicht um eine Auftragsarbeit, sondern um eine Serie welche bereits fertig geschrieben war und deren Produktion ebenfalls schon begonnen hatte als sich Europa als Vertrieb gewinnen lies. Und dies mit Fug und Recht…

Zuerst einmal sollte vorausgeschickt werden das im Bereich der High-Fantasy und den damit verbundenen Questen alles schon mehrfach da gewesen ist. Doch hat sich Autor Peter Lerf die Mühe gemacht eine eigene Komponente mit einzubinden, welche sich auf Dinge wie Burroughs „Mars“-Romane oder die Dray Prescot-Geschichten von Akers bezieht, ohne jedoch den rein barbarischen Aspekt zu nutzen, sondern alles eher mittelalterlich anzusiedeln.

Also bekommt man es zuerst mit einer Zeitreisenden zu tun, welche querversetzt durch die Dimensionen in eine andere Welt geschleudert wird. So wird sichergestellt das die Dialoge und Monologe der Hauptperson immer mal wieder in der normalen Sprache unserer Zeit geführt werden, die sich daraus ergebenden Missverständnisse genutzt werden können und nicht alles sprachlich zu trocken erscheint.

Die Hauptakteurin Lea wird in eine Welt versetzt in der die Monster und Mythen, wenn auch vielfach modifiziert, unserer Welt lebendig sind. Doch vergisst man auch nicht den technischen Aspekt der Zeitreise noch unterschwellig mit einzubauen. Leas „Rückfindeapparatur“ – ein als Medallion getarnter Minicomputer – ist zwar im Moment nutzlos, doch wird ihr durch den Zauberer Malrik eröffnet das sich ein zweiter „Transponder“ in seiner Welt befände. Ein anderer Zeitreisender?

Alles in allem ist die Story also nicht neu und aus Elementen bekannter Fantasygeschichten zusammengesetzt – wie bereits erwähnt: Es gibt in diesem Genre nicht neues mehr zu erfinden. Aber was Peter Lerf aus dieser Collage gemacht hat ist beachtlich. Keine schwer vor sich hin dräuenden Helden, welche zuerst ihr komplettes Volk in das Verderben stürzen müssen bevor sie lebendig werden, sind seine Wahl. Es sind lebensbejahende Individualisten, welche versuchen aus der misslichen Lage und der Prophezeiung das Beste zu machen um alles zu retten was Gut ist. Das ist Unterhaltung pur auf höchstem Niveau, da sie eingängig ist und nicht verlangt sich ihr nur mit einem vorhandenen Literaturstudium zu nähern.

Diesem Aspekt arbeitet die akustische Spielfreude der einzelnen Darsteller ebenfalls in die Hände. Bettina Zech, welche ich hier zum ersten Mal zu hören bekam, als Zeitreisende Lea belebt ihre Figur mit einem Timbre das mehr als nur wandelbar ist. Sie bewegt sich spielend vom Jungmädchen hin zur entschieden agierende Wissenschaftlerin und wieder zurück in eine verliebte Frau welche aus ihrer Welt gerissen wurde und nun zu überleben versucht.

Auch wenn er eher nur eine Nebenrolle hat, Martin Sabel ist präsent und belebt die Figur des nicht gerade erfolgsverwöhnten Zauberers „Dogo“ mit viel akustischem Ungeschick und Liebenswürdigkeit für einen skurrilen Charakter. Den Heldenpart, breitschultrig und edelmütig beschrieben, spielt Christian Rudolf, als Telon, mit Pathos in der Stimme aus. Sei Gefährte „Rodge“, bärbeissig und rau in allem, wird von Jann Oltmanns mit viel Liebe für das unbeugsame Wesen des Kämpfers ausgespielt. Robert Lenkey, als aristokratischer Zauberer, und viele andere runden das perfekte Bild des Casts ab.

Auch wenn die erste Folge ausführlich genutzt wird um Welt, Charaktere und Situation zu erklären, so gerät sie nicht zur langweiligen Führung, sondern eher zum kurzweiligen Tripanfang. Dafür sorgen auch Musik und Geräusche, welche auf dem neusten Stand der Dinge sind und sich vor anderen Produktionen nicht verbeugen müssen. Jede Szene ist mit allem angefüllt das sie benötigt um das Kopfkino lebendig zu machen.

Die Reise mag zwar erst am Anfang stehen, doch dieser Beginn ist so eindrucksvoll wie man ihn selten erlebt hat. Die Charaktere, so wie auch deren Sprecher, sind so angelegt das sie auch eine etwas schwächere Folge werden abfangen können, wenn die Geschichte nicht viel herzugeben droht. Die Mischung ist hier perfekt und der Bezeichnung, auch wenn sie mittlerweile so dünn ist durch das viele Abdreschen, „Hollywoodkino für die Ohren“ würdig…Soundsystem-BLAU