Dennis Ehrhardt, 15.04.2009

Dennis-Ehrhardt

Der Dämonenkiller geht nun bereits in seiner dritten Inkarnation in den Reihen der Hörspielserien um. Doch diesmal ist er anders und mehr als je an der Buchvorlage dran.

Der Verleger und Autor Dennis Ehrhardt war so freundlich mit mir ein wenig über sich und seine Arbeit zu plaudern.

Und los geht’s…

Luke Danes: Hallo Herr Ehrhardt. Zuerst einmal vielen Dank das Sie sich die Zeit nehmen für eine kleine Plauderei. Und zum Anfang diesmal nicht die Standardfrage.

Was mich interessiert ist: Wie kommt man als Buchverleger auf die Idee sein Flagschiff (Dorian Hunter) zu vertonen und waren es eher wirtschaftliche Gründe oder mehr der Aus-Freude-Am-Machen-Aspekt, welcher Sie dazu bewegt hat?

Dennis Ehrhardt: Das Hörspiel an sich hat mich immer schon bewegt und inspiriert. Ich bin mit den Karl-May-Hörspielen von Konrad Halver aufgewachsen und als Jugendlicher über die Macabros- und Larry Brent-Hörspiele von Douglas Welbat zu den gleichnamigen Romanserien gekommen. Insofern kann man wohl davon sprechen, dass sich ein Kreis schließt, wenn Zaubermond nun zusätzlich zum Buchprogramm seinerseits wiederum Hörspiele anbietet. Wie lautet denn die Standardfrage zum Einstieg?

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Luke Danes: Die wäre eigentlich: „Wie bist Du zum Medium Hörbuch/Hörspiel gekommen?“

Falls Sie diese gerne auch (ausführlicher) beantworten möchten?

Dennis Ehrhardt: Nö, ist ja im Prinzip doch die gleiche Frage. 🙂

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Luke Danes: Das meine ich auch! 🙂

Wieso gerade der Hunter? Der Gruselmarkt ist ja eh schon recht gesättigt, warum also dann die Gruselserie aus dem eigenen Programm?

Dennis Ehrhardt: Weil Dorian Hunter anders ist als alle anderen Gruselserien. Hunter ist ein verzweifelter, von einem schrecklichen Verlust getriebener Dämonenkiller und steht damit eher in einer Reihe mit Comics wie „The Crow“ oder Romanen wie „Payback“ (der im Original interessanterweise „The Hunter“ heißt). Hunter ist ein einsamer Rächer und hat mit Helden wie „John Sinclair“ und „Tony Ballard“ – ohne diese diskreditieren zu wollen – wenig gemein.

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Luke Danes: Das ist ja auch der Grundtenor der Romane gewesen – ein Geisterjäger der anderen Art.

Dieser Andersartigkeit trägt die Serie, zumindest sehe ich das so, ja auch sehr gut Rechnung. Jede Folge scheint nach einem anderen Grundkonzept aufgebaut zu sein: mal Thriller, mal reiner Grusel usw.. Wird dieses Konzept, falls ich da nicht zu viel hinein interpretiere, beibehalten werden oder wird sich das irgendwann stabilisieren?

Dennis Ehrhardt: Wir werden weiter versuchen, mit verschiedenen dramaturgischen Konzepten zu spielen. In Folge 6 wird Dorians Gegner den Erzählerpart übernehmen. Folge 7 wird ein sehr gradliniger, harter Horror-Trip werden. Die Handlung der Folgen 8 bis 10 haben wir im Vergleich zu den Romanen noch weiter verdichtet, sodass man fast von einem Dreiteiler sprechen kann. Aber nur fast.

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Luke Danes: Also bleibt es außergewöhnlich!

Wie reagieren die Leute darauf wenn sie mit der Welt des Dorian Hunter konfrontiert werden?

Gerade die Gegner sind ja nur bei den klassischen Vorbilden ansatzweise entliehen und bewegen sich ja im eigenen Rahmen. Wird man da schon Mal nach „gewöhnlicheren“ Gegnern gefragt und „einfacheren“ Storys, wie eben Sinclair und Co.?

Dennis Ehrhardt: „John Sinclair“ ist ein sehr beeindruckender und vor allem verdienter Erfolg. Die Produktion, die Regie, die Sprecherriege, die Soundeffekte und nicht zu vergessen das halbe Hundert Folgen. Um dahin zu kommen, muss Hunter noch mächtig an sich arbeiten. Wie war noch mal die Frage? Nein, uns hatnoch niemand gebeten, die Stories anders zu gestalten.

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Luke Danes: Die Szene in Folge 3, „Der Puppenmacher“, in der eine Puppe „missbraucht“wurde, fanden ein paar Leute grenzwertig.

Gab es darauf negative Reaktionen und wie weit geht man da im Kalkül vor ohne gewisse Tabus zu brechen und eventuell sogar „Gefühle“ zu verletzen?

Dennis Ehrhardt: Mag sein, dass die Szene für Hörspielohren ungewohnt war, aber sie war im Sinne der Story angemessen und notwendig, und das allein ist unser Kriterium.

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Luke Danes: Selbst auf die Gefahr einer Indizierung hin? Man weiß ja bei den deutschen Sittenwächtern nie was denen so in den Kopf kommt.

Dennis Ehrhardt: In den vergangenen 25 Jahren ist es ihnen jedenfalls nicht in den Kopf gekommen, ein mir bekanntes Hörspiel zu indizieren. Insofern ist der Legendenstatus, den sie bei Hörern und Machern haben, sehr beeindruckend. Da könnte man fast schon wieder eine Story draus machen. 🙂

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Luke Danes: Die Schlagzahl der VÖs der Serie ist ja beachtlich schnell getaktet für solch eine hohe Produktionsqualität.

Wird/kann das so bei behalten werden oder wird/kann es zu längeren Pausen kommen, da ja auch noch Produktionen wie (Herbst 2009) „Die Geisterseher“ und (Frühjahr 2010) „Die Winterprinzessin“ geplant sind in denen Marco Göllner ja auch federführend sein wird?

Dennis Ehrhardt: Die genannten Produktionen sind nicht die einzigen, bei denen Marco Göllner noch für Zaubermond aktiv ist. Außerdem hat er Regie bei dem dreiteiligen Fantasy-Thriller-Hörspiel „Leon Traumgänger“ geführt, das im August bei Zaubermond erscheinen wird. All diese Projekte haben auf den Erscheinungsrhythmus von Dorian Hunter jedoch keinen Einfluss.

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Luke Danes: Mehr Produktionen als gedacht und das bei einem eher stagnierenden Markt.

Wie sehen Sie die Chancen für den Hörspielmarkt im allgemeinen? Können sich größer angelegte Serien auf Dauer noch so umfangreich wie bisher halten, oder ist die Zeit der Miniserien, welche vielleicht auch besser produzierbar sind, angebrochen?

Dennis Ehrhardt: Das weiß ich nicht. Weshalb sollen die besser produzierbar sein?

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Luke Danes: Ich vermute mal das eine endliche Sache einfacher in der Produktion abzusehen ist und sich da auch die

Erwartungen der Konsumenten nicht so stark enttäuschen lassen wie zum Beispiel bei einer Serie die länger läuft, lange VÖ-Pausenzeiten hat und sich in zu vielen offenen Fragen verrennt. Liege ich da falsch?

Dennis Ehrhardt: Die Gefahr, sich zu verrennen, wächst natürlich, je komplexer eine Story ist. Gleichzeitig liegt darin aber auch eine Herausforderung für die Autoren. Darf ich an dieser Stelle vielleicht meinen obligatorischen Hinweis anbringen? Neben der fraglos wichtigen Leistung von Sprechern, Regisseuren, Sounddesignern und Musikern wird der Skriptqualität im Hörspielbereich leider viel zu geringe Bedeutung beigemessen. Dies spiegelt sich auch bei Auszeichnungen wie dem Hörspiel-Award und dem Ohrkanus wieder, die prinzipiell sehr lobenswert sind, bei denen es aber keine Kategorie für das „Beste Skript“ gibt. Das halte ich für einen echten Mangel.

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Luke Danes: Da sind wir vollkommen einer Meinung, ein gute Inszenierung kann ein schlechtes Script zwar bis zu einem gewissen Maß kompensieren, jedoch bringt die beste Umsetzung nichts wenn die Geschichte an sich hakt. Da wäre so ein Award sicher angebracht!

Wird es weitere Projekte, neben den oben bereits erwähnten, nach Buchvorlagen aus dem Zaubermond-Verlag geben? Gerade ein Thema wie „Bad Earth“ würde sich , meiner Meinung nach, geradezu anbieten.

Dennis Ehrhardt: „Bad Earth“ wäre als Hörspiel sicherlich interessant. Im Moment sind jedoch keine weiteren Vertonungen von Zaubermond-Buchserien geplant.

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Luke Danes: Dann bedanke ich mich recht herzlich für die kleine Plauderei und hoffe noch viel vom Zaubermond zu Ohren zu bekommen.

Dennis Ehrhardt: Ich danke ebenfalls!Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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