American Wasteland (Tim Curran, Festa Verlag)

Der Biker John Slaughter hält nichts von Autoritäten. Als eine Katastrophe die USA in nukleares Brachland verwandelt, genießt er das Gefühl von totaler Anarchie und Freiheit. Doch bald wird den Überlebenden das Leben zur Hölle gemacht, als seltsame Würmer vom Himmel prasseln. Sie fressen sich in das Fleisch der Menschen und verwandeln sie in willenlose Tötungsmaschinen.

Eine bekannte Biologin könnte die Seuche beenden. Um sie zu finden, bricht John in Richtung Mississippi auf. Er ahnt nicht, das er geradewegs durch die Hölle auf Erden fährt: Mutanten, Monster und konkurrierende Rocker lauern ihm auf – und uralte, diabolische Mächte sind zu neuem Leben erwacht …

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Zombies. Lebende Leichen, teilweise verwest, aber dennoch mit Leben versehen. Nicht wirklich umfangreich mit Neuronen befeuert und auch sonst eher die langsame Sorte in Punkto Fortbewegung. So sieht es zumindest die klassische Version der Menschenfleischfresser vor.

Da dies jedoch auf die Dauer recht öde ist, sollte man sich etwas einfallen lassen um den Horrorkonsumenten noch mit ein wenig frischeren Ideen zu beliefern. So gibt es also schnelle Zombies, Zombies welche unsere Gesellschaft nachahmen weil sie nicht gepeilt haben das sie eigentlich tot sind, Zombies die von ihren Gegenparts nicht so genannt werden und Zombies in Love – was sicher Twilight geschuldet ist.

Tim Currans Zombies sind jedoch noch einen Zacken wirrer als die bisher oben genannten Exemplare der walking Dead. Seine Zombies entstehen, indem sie durch einen Wurm kontaminiert werden, welcher den Wirt innerhalb kürzester Zeit umbringt um ihn dann in noch kürzerer Zeit wieder mit untotem Leben auferstehen zu lassen.

Autor Tim Curran ergeht sich genüsslich in wahren Orgien an detallierten Beschreibungen, sobald es an das Auslöschen der zerfallenden Kadaver geht und lässt keine Möglichkeit aus das Kopfkino des Lesers mit den unappetitlichsten Bildern zu colorieren.

Curran scheint einen höllischen Spaß daran zu haben auch die kleinste Kleinigkeit auszuwalzen. Nicht nur, das er sehr gut recherchiert hat – sich z.B. komplett in einen Outlaw Biker hineinzusetzen vermag – er bedient sich einer Bildsprache wie ich sie bisher nur selten gelesen habe. Würde man das Buch auf die wesentlichen Bestandteile reduzieren, käme man sicher mit einem Drittel des Umfangs gut zurecht, doch wie der Amerikaner sagen würde: Where´s the fun in that?

John Slaughter, der Held des Ganzen, scheint eine weitreichend vorbestimmte Mission zu haben von der er nicht viel weiß und welche ihm eher durch übernatürliche Spiegelungen und Bauchgefühlen, die nichts mit schlechtem Essen zu tun haben, vermittelt wird. Als er gefangen genommen wird und den Auftrag erhält eine Biologin aus den Klauen einer paramilitärischen Organisation zu befreien, hat man das Gefühl Lee van Cleef würde gerade Kurt Russel in Richtung New York schicken, auch wenn Snake Plissken sich nicht gegen Zombies hat behaupten müssen.

Ähnlich düster, wie in Carpenters dystopischem Klassiker, ist auch die Grundstimmung von Currans Dystopie, welche einen ansehnlichen Mischmasch an alten Bekannten abliefert, ohne sich dabei jedoch zu sehr in den Farben der Altvorderen zu verlieren.

Auf seiner Reise in die Weststaaten der USA bekommt Slaughter es jedoch nicht nur mit Zombies zu tun. Riesige Spinnen und andere Mutationen, welche durch die Bombardierung diverser Landstriche mit Atombomben erschaffen wurden, trachten ihm und seinen Begleitern ebenfalls nach dem Leben.

Die Deadheads (Zombies) in den Deadlands sind zwischendurch auch reine Nebensache, denn Curran lässt Slaughter auch ein wenig in der Geschichte der Indianer herum schnüffeln. Slaughters großer Widersacher – Black Hat, Skeleton Man oder wie man ihn auch immer nennen mag – weißt viele Züge eines Stephen King Dämons auf, auch wenn mir die Herangehensweise an das Böse von Curran wesentlich mehr zusagt als die des Altmeisters.

„American Wasteland“ ist keine Durchschnittsdystopie, sondern hebt sich in Sprache (nichts für Muttis Liebling), Idee und Umsetzung ein gutes Stück vom normalen Tagesgeschehen in Richtung Zombie-Apokalypse ab.

Festa delivers, denn der Verlag legt ja großen Wert darauf, etwas andere Literatur anzubieten – also Dinge an die sich Papas Verlage nicht trauen, weil entweder die Sprache zu bösieböse, die Story zu rattig oder auch der Rest eben von härterer Gangart ist.

Tim Curran hat mich mit diesem Roman angefixt, denn der Mann schreibt wie der Leibhaftige selbst! Eine Geschichte wie ein Fiebertraum, ein Roadtrip durch die Hölle eines schlechten Drogenrausches – alles endet in einem orgiastischen Finale, welches dem Leser zwar viel abverlangt ihn aber am Ende in dem Gewissen zurück lässt beim Höllentrip durch die Postapokalypse in der ersten Reihe mit dabei gewesen zu sein.

Leseempfehlung für alle die schon genug haben von Rick Grimes und den anderen Weichspül-Apokalypstern!

Buchinformation

  • Taschenbuch: 416 Seiten
  • Verlag: Festa Verlag; Auflage: 1. (28. Januar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3865524303
  • ISBN-13: 978-3865524300

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