Böses Blut

Boeses-Blut

Drei Mädchen haben sich in einem versteckten Zimmer vor langer Zeit ein gefährliches Spiel ausgedacht, das die Figuren ihrer Phantasie real werden ließ. Doch das Spiel wurde nie zu Ende gespielt, das Haus steht nun leer. Hinter dem Haus, tief im Wald, warten die erfundenen Kreaturen und fordern immer noch Opfer ein: Träume, Wünsche und Namen. Viele Jahre später verbringt eine Familie die Sommerferien in dem alten Haus. Plötzlich finden sich die Kinder in jenem außer Kontrolle geratenen Spiel wieder. Aber nicht als Spieler – sondern als hilflose Figuren …

Sprecher: Stefan Kaminski

5 CD, Spielzeit: 382 Minuten

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Die Geschichte beginnt mit der Familie, welche sich später im Gewirr der Ereignisse wieder finden wird. Der Zuhörer lernt Vater Peter, Mutter Harriett, die beiden Töchter Kathrin und Katriona sowie die Söhne Roland und John kennen. Die Familie ist eine Patchwork-Familie und versucht sich seit bereits drei Jahren aneinander zu gewöhnen. Roland, den alle nur Roly nennen was er hasst, und Katriona sind mit der Mutter in die Ehe gekommen – John und Kathrin mit dem Vater. Die beiden Mädchen werden seit ihrer Kindheit nur Kat genannt und das ist auch ihr größter Streitpunkt. Jede versucht den Namen für sich zu beanspruchen und die dominantere Katrioa scheint sogar damit durch zu kommen, ihn allein für sich nutzen zu dürfen. Die Mädchen hassen sich bis aufs Blut und das hilft der Familie nicht gerade sich selbst zu finden. Der Großteil sämtlicher Streits geht auch von den beiden aus und die Jungs haben darunter zu leiden. John und Roland kommen sehr gut miteinander zurecht und haben ein brüderliches Verhältnis zueinander entwickelt, in dem John zum älteren Roland aufsieht und dieser ihn auf seine Art und Weise zu fördern versucht. Die ganze Stimmung ist seit Jahren angespannt und die finanziellen Möglichkeiten erlauben keinen Urlaub.

Doch da kommt ein Brief an in dem sich ein Hausschlüssel und eine Nachricht befinden. Die Familie bekommt das Haus des Großonkels von Kathrin und John zur Verfügung gestellt, welches schon sehr lange leer steht. Die Mutter der beiden hatte dort ihre Kindheit verbracht, welche wohl nicht die glücklichste gewesen sein muss, laut Aussage des Vaters der beiden. Also macht man sich auf und hofft eventuell auf anderem, fremden Terrain eine Zusammenfindung der Familie zu erreichen Doch die Streitereien und Machtkämpfe wollen nicht enden. Als man das Haus untersucht und die Zimmer verteilt findet Kathrin eine Kammer mit Büchern die sie studiert. Die Bücher weisen seltsame Merkmale auf. In vielen sind die Namen von diversen Protagonisten heftigst durchgestrichen worden und auch die Enden der Bücher wurden unkenntlich gemacht. Einen fast genau so seltsamen Fund macht Katriona. Sie findet in einem Wandschrank ein paar Kartons in denen sich ein paar Puppen befinden. Bis auf eine Puppe haben alle anderen kein Gesicht mehr. Es wurde ihnen entfernt und auch ihre Augen wurden ausgestochen. Die seltsamen Funde und Ereignisse häufen sich zusehends.

Nun habe ich schon eine Menge über die Geschichte geschrieben, doch wer denkt das ich schon zu viel verraten habe, der irrt. Dies ist erst der Anfang einer Story die es wahrlich in sich hat. Die noch recht junge Autorin Rhiannon Lassiter entführt hier den Zuhörer in keine Blümchentapetenwelt in der sich alles zum Guten wenden wird, auch wenn es Anfangs noch den Anschein macht. Die Protagonisten ihrer Geschichte sind so nah am wirklichen Leben wie es nur eben geht – um trotzdem in eine Welt gerissen zu werden die vor Phantastik nur so strotzt. Die Beschreibung der Vergangenheit der Kinder ist sehr packend. Die Mutter von John und Kathrin verstarb an Demenz und die Kinder konnten nur dem dahin siechen ihrer Mutter zusehen. Das hat zumindest Kathrin sehr geprägt. Das alles ist recht weit von oberflächlicher Teenie-Grusel-Literatur entfernt – auf die man vielleicht kommen könnte wenn man den Klappentext liest.

Stefan Kaminski liest hier gewohnt souverän vor und belebt die Geschichte. Er überspielt die Charaktere nicht, sondern gibt ihnen die nötige Tiefe und das glaubhafte Gesicht das es braucht um über 5 CD hinweg interessant und spannend zu bleiben. Ich hatte, wie jedes Mal nach einer Lesung von ihm, nach dem hören auch nicht das Gefühl eine reine Lesung gehört zu haben, sondern eher die Erinnerung an ein ruhiges Hörspiel. Kaminski versteht es sehr gut die Feinheiten eines Charakters leise heraus zu arbeiten und nicht ins Overacting zu verfallen. Das wäre auch für diese Story eher tödlich gewesen, denn es wird hier auch eher auf die leisen und intensiven Töne der Geschichtenerzählung gesetzt. Auch wenn Kaminski nicht immer geradeaus zu lesen scheint, so passt es stets zum Charakter.

Da ich das Buch nicht kenne gehe ich davon aus das Versprecher oder andere Unebenheiten gewollt sind und aus der Geschichte an sich kommen. Doch selbst wenn nicht, so spricht es nur noch mehr für die große Einfühlsamkeit mit der Kaminski an alle Hörbücher heran geht, die ich bisher von ihm gehört habe.

Eine richtig gut geschriebene Geschichte die zu packen weiß und ein Sprecher der mit so viel Spielfreude an der Arbeit ist – Hörbuchherz was willst du mehr…

Thomas Rippert
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