31 – Die Gespenster-Rikscha

Gruselkabinett-31Indien zur englischen Kolonialzeit: Theobald Jack Pansay lernt die mit einem Offizier der britischen Armee verheiratete Agnes Keith-Wessington kennen. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre miteinander. Als Theobald die Verbindung beendet, kommt es zu einer Katastrophe mit ungeahnten Folgen.

TrennstrichDie Liebe ist eine der stärksten Mächte auf diesem Planeten, so sagt man zumindest. Sie ist „unendlich“, „unsterblich“, geht „über den Tod hinaus“ und kann nicht bezwungen werden. Doch wenn Liebe zur Besessenheit wird, kann sie auch schon einmal dämonische Züge annehmen. Solch einer Inkarnation des positivsten Gefühls denkender Wesen sieht sich der Held dieser Geschichte gegenüber gestellt.

Doch eigentlich ist Jack Pansay kein Held, denn seine Aktionen sind eher nicht die „feine englische Art“, welche man in einer Geschichte über das Kolonialindien erwarten würde. Seinen sexuellen Begierden nachgebend lässt er sich auf eine Affäre ein die sich als sehr verhängnisvoll erweisen soll und die ihn mehr belasten wird als er es sich jemals erträumen könnte.

An dieser Geschichte stimmt eigentlich fast alles – ein exotischer Schauplatz, gut angelegte Charaktere, eine Spannung und Grusel versprechende Grundidee und einen Autor der bewiesen hat das er gute Geschichten auch gut umsetzen kann, denn das „Dschungelbuch“ spricht als Referenz bereits für sich – doch leider auch wieder nicht.

Die Bezeichnung „Grusel“ ist für mich hier wieder so fehl am Platz wie sie es bereits beim „fliegenden Holländer“ oder der „liebenden Toten“ gewesen ist. Was der Zuhörer hier über zwei Drittel des Hörspiels geboten bekommt ist ein klassisches Liebesdrama. Der übernatürliche Faktor kommt erst ganz zum Schluss zum tragen und seine Darstellung vermochte es nicht wirklich mir einen Schauer über den Rücken zu jagen. Die Bedrohung ist nicht wirklich bedrohlich und man ist sich auch nicht sicher ob sie wirklich existiert oder nur eine, von Schuldgefühlen ausgelöste, geistige Verwirrung ist.

So konnte mich die Geschichte an sich nicht begeistern und auch in der Inszenierung gab es diesmal ein paar Dinge die mir als unpassend auffielen. Bin ich von den Titaniern bisher immer eine komplett überzeugende Soundkulisse und Musikuntermalung gewöhnt gewesen – weshalb mir diese Dinge sicherlich auch aufgefallen sind, da man so etwas sonst von Titania nicht geboten bekommt – so gab es hier doch ein paar kleine, aber dennoch merkbare, Schnitzer. Die Musik ist exotisch und würde auch passen, würde die Geschichte im Orient, vorzugsweise China oder Japan, spielen. Alleine der Titeltrack hat indisches Flair, der Rest passte nicht wirklich zu Ort und Handlung.

Auch ein paar Geräusche kamen mir etwas deplatziert vor. Die Rikschafahrer tragen auf der Coverabbildung einfache Sandalen, doch wenn sie mit der Rikscha an der Szenerie vorbei fahren hört man Getrappel das eher an Pferdehufe erinnert denn an Sandalen auf einer staubigen indischen Straße. Und mit Pferdehufen hat auch der zweite Patzer zu tun. Als Jack und Kitty nebeneinander her reiten und dies im Galopp tun, so hört man nur ein Pferd laufen und nicht zwei. Nun mag man mir diese Negativpunkte gerne als Erbsenzählerei auslegen, doch ist man von Titania so ein hohes qualitatives Niveau gewohnt das selbst solche Kleinigkeiten sofort ins Auge fallen.

Sprechertechnisch gibt es wie immer nichts zu beanstanden. Man erlebt eine verführerische Arianne Borbach (als Agnes), eine dominant lebendige Uschi Hugo (als Kitty) und einen überzeugenden Matti Klemm (als Jack) dem man auch die relative Schlechtigkeit seines Rollencharakters abkauft und keinerlei Mitleid für sein Leid empfindet.

Leider konnte mich diesmal die Story absolut nicht begeistern, da sie sich zieht und nicht wirklich gruseln kann, und auch die Umsetzung wirkte „anders“ als man es sonst gewohnt ist. Für mich die bisher unatmosphärischste Umsetzung eines Hörspiels von den Titaniern…Soundsystem-BLAU