01 – Das Mysterium des Vollmond-Sees

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Eigentlich will der belgische Meisterdetektiv Émile Poiret an der französischen Riviera nur etwas Ruhe und Entspannung finden – da ereignet sich vor seinen Augen ein mysteriöser Todesfall. Doch ehe Poiret die näheren Umstände ermitteln kann, wird er auch schon in einer dringlichen Angelegenheit wieder zurück nach England gebeten. – Als sich in dem beschaulichen Ort Charmont’s Green jedoch bald darauf ein weiterer Todesfall auf nahezu selbe Weise ereignet, glaubt Poiret nicht länger an einen Zufall. Das uralte Hotel am „Vollmond-See“ birgt ein mörderisches Geheimnis, und Poiret ist fest entschlossen es zu lüften…

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Ich möchte mich jetzt nicht im Blabla verlieren das sich Maritim hier auch wieder einer Hommage an den Figuren der Schriftstellerin Agatha Christie bedient hat. Dieses Vorgehen ist für viele Label mittlerweile legitim, wieso also nicht auch für Maritim. So stark hommagiert wie man denken mag ist Èmile Poiret auch nicht wirklich. Zwar ist er ebenfalls Belgier und Detektiv, doch der Rest ist eine eigene Sache.

Autor Ascan von Bargen hat sich mir bisher eher durch seine Hörspielarbeiten im Mysterysektor vorgestellt und dies ist der erste Krimi von ihm mit dem ich in Berührung kam. Der Titel und das Coverbild machten Hoffnung auf eventuelle Verquickungen mit ein wenig Mystery in der Ermittlergeschichte, doch leider wurde diese nicht erfüllt.

Mag man im Mysterysektor noch mit der Art und Weise des „viel um nichts reden“ voran kommen, so ist des bei Krimis leider nicht der Fall. Die ganze Geschichte wirkt wie ein in die Unendlichkeit aufgeblasener Wortballon, dessen sprachliche Gewalt sicher angenehm zu hören ist, sich aber bei einer Kriminalgeschichte eher als Exitusverursacher erweist. Poirets Selbstbeweihräucherungsmarathons sind zwar vom Satzbau her perfekt arrangiert, doch verliert man – bei nicht 1000%tiger Konzentration auf das Gesagte – mehr als schnell Faden und Boden der ganzen Sache.

Leider geht es hier auch scheinbar nicht wirklich um die „Morde des Èmile Poiret“, denn diese wirken wie eine Nebensächlichkeit in aller Charakterstudie um den Detektiven. So schleichen sich dann auch schnell unnötige Längen eine und die Mischung zwischen „Stellen wir alle erst einmal vor“ und „Das hier ist die böse Tat“ ist unausgewogen und wird leider bis zum Ende hin auch konsequent so weiter verfolgt. Sicher, alles spielt in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, doch diese vergingen nicht in fast schon komatöser Stasis für die Menschen welche sie belebten.

So viel es an der Geschichte selbst zu bemängeln gibt, so viele Lichtblicke gibt es in der Inszenierung. Allen voran ist Donald Arthur zu bemerken. Nicht nur das er ein paar Möglichkeiten hatte Sir Peter Ustinov als Synchronstimme dienlich zu sein, er hat auch das nötige Timbre um arrogant und überheblich zu wirken – nur belgisch ist er beim besten Willen nicht. Seine „isch“ und „misch“ und andere Versuche ein wenig akustisches Savoir vivre zu präsentieren, geht eher in die satirische Richtung los, als das es sich realistisch anhören würde. Er hat bereits genug Akzent und dieser hätte auch ausgereicht um ein wenig exotisch zu klingen. Peter Buchholz – als Erzähler, Klaus Dittmann, Peter Weis, Reent Reins, Anke Reitzenstein und ihre Kollegen machen alle einen guten Job – wie nicht anders erwartet.

Das Flair der Vergangenheit wird auch durch die musikalische wie geräuschtechnische Untermalung unterstützt und gefördert. Leider ist es die Geschichte welche sich wie ein Kaugummi in der später Julisonne unter der Sohle eines auf Hochglanz polierten Lackschuh zäh in die Länge zieht. Zu viel Finesse wo sie nicht wirklich von Nöten ist und zu viel Übercharakterisierung lassen alles zu schnell zum Schauplatz der Eitelkeiten verkommen, welcher die eigentliche Aufgabe, nämliche ein Krimi zu sein, in den Hintergrund verschwinden lässt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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