04 – Das Leichenhaus der Lady L.

John Sinclair Classics 04Das Schloß war alt. Sehr alt. Seine Geschichte barg ein dunkles Geheimnis, das beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Erst als nach der Jahrtausendwende das Schloß zu einem Internat für Mädchen aus wohlhabenden Familien umgebaut wurde, sollte sich der alte Fluch wieder erfüllen. Es kam, wie es kommen mußte. Bereits fünf Monate nach der feierlichen Einweihung – geschah der erste Mord!

Trennstrich“Nein, ich habe doch gar nichts getan“, „Buhahuhahu“ und danach ein schnelles Ende – das ist Lady Laduga, der Gegner des Geisterjägers in der vierten Folge der Classics. Nicht wirklich bedrohlich und auch nicht wirklich gruselig, die Dame und das Unwesen das sie auf dem Anwesen treibt. Da ist es auch nicht verwunderlich wenn sie erst an Platz 12 der Sprecherliste im Booklet auftaucht, so unbedeutend ist diese Figur für das Hörspiel.

Auch fielen mir hier wieder die Ungereimtheiten, Fans mögen sie „Updates“ nennen, in der Timeline der Geschichten auf. Bevor John es überhaupt mit dem Hexer Ivan Orgov zu tun bekommt, höre: SE 01 – Der Anfang, erhält er sein Kreuz. Dieses hat er aber bisher nicht mit dabei, denn auch hier sucht er nach Waffen und muss sich sogar „ein Kreuz besorgen“. Auch erhält ein sehr junger John seine mächtigste Waffe, höre: SE 02 – Der Pfähler. Im Pfähler wird da noch auch Björn Schalla – welcher nun einemal stimmlich wesentlich jünger ist als Frank Glaubrecht – zurück gegriffen, doch in der Classics-Serie, deren Abenteuer chronologisch noch weit vor dem Pfähler spielen, ist es Frank Glaubrecht der den John spielt. Nach wie vor klingt Glaubrecht viel zu alt für einen frisch beförderten Yard-Inspector der seine ersten übernatürlichen Fälle löst. Doch das Kind ist in den Brunnen gefallen, wenn auch sicher aus kaufmännischer Sicht hinein gestoßen.

Das Hörspiel ist, ohne Frage, wieder perfekt inszeniert, doch nach wie vor gruselt es mich nicht die Bohne. Die Schockeffekte, mit denen nun schon seit 10 Jahren gearbeitet wird, sind fast schon so berechenbar geworden das man freiwillig die Lautstärke ein wenig herunter dreht wenn entweder John seinen Gedanken in der Nähe des Bösen nachgeht, oder gerade eine Pärchen Sex hat und sowieso deshalb gleich abtreten muss oder die ganze Szenerie so leise ist das jetzt wieder eine „BAAAAAAAAH“ kommen muss.

Die ganze Perfektion und die ganzen Top-Sprecher machen sich immer noch gut aus, doch leider ist das Feeling irgendwie auf der Strecke geblieben. Man kann sich definitiv nicht immer wieder neu erfinden, doch hätte man mit der Classic-Serie die Strasse weiter gehen können, die man mit „Der Todesnebel“ betreten hatte – Grusel, nicht nur Action.

Auch wird es ein wenig seltsam wenn man Edi2000 und Classics kurz hintereinander hört und markante Stimmen wie Friedhelm Ptok in mehreren Rollen, unabhängig voneinander, zu hören sind. In einer Anthologieserie sicher kein Problem, doch in einer Kontinuität doch etwas schwierig, vor allem wenn die Folgen fast zeitgleich erscheinen. Positiv ist es jedoch auch unverbrauchte Hörspielstimmen wie Tina Haseney zu hören, dies ich hier auch Vampirzähne anheften darf.

Also bleibt es wie es ist: technisch perfekt, doch seelisch tot.

So drücken all diese Punkte dann leider das Hörvergnügen im Kopfkino ein wenig in die Ecke…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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