11 – Der Blutgraf

John Sinclair Classics 11Die alte Tür knarrte hässlich als sie langsam aufgezogen wurde. Doch die junge Frau in dem breiten Holzbett hörte nichts von diesem Geräusch. Sie schlief ruhig weiter. Tiefe, regelmäßige Atemzüge hoben und senkten ihre Brust. Durch die spaltbreit geöffnete Tür schlich eine dunkelgekleidete Gestalt in das Zimmer, ging auf das schlafende Mädchen zu und öffnete langsam den Mund: Mit einem hässlichen Grinsen kamen zwei nadelspitze Vampirzähne zum Vorschein…

TrennstrichEhrfurchtsam ziehe ich meine Hut vor dem neuen Produktionsteam um den pulpigsten Geisterjäger den Deutschland zu bieten hat. Bereits in der zweiten Folge schafft es Dennis Ehrhardt, in Zusammenarbeit mit dem Script von Michael Koglin, mehr Gruselstimmung zu erzeugen als es Oliver Döring in den bisherigen Folgen der Classics zusammengenommen gelungen ist.

Bereits in der zweiten Sequenz, nachdem der Opener eher gewohnt ungruselig angelegt wurde, fragt man sich ob man es schaffen wird das Feeling – welches die Autofahrt durch die „Karpaten“ im Regen erzeugt – bis zum Ende durchhalten kann. Kann man nicht, aber man ist zumindest auf einem bessern Weg als man es bisher war.

Keine „Bu-Ha-Ha“-Effekte und Explosionen ohne Ende bleiben nach dem hören des „Blutgraf“ im Gedächtnis, sondern der Versuch eine Trivialliteraturstory aus dem Groschenheft in halbwegs brauchbaren Akustikgrusel umzusetzen. Und erneut geht die „Boah, ey, Explosionen voll bummmm!“-Fraktion leer aus, denn hier ist Null Action = mehr Satisfaction.

Dietmar Wunder gefiel mir diesmal in der Rolle des jüngeren Geisterjägers viel besser und es schien mir das er die übertriebene Coolness ein wenig abgelegt habe. Sollte Frank Glaubrecht in der EDI 2000 irgendwann einmal die Stimmbänder streichen müssen, so stellt Wunder für mich bereits den ultimativen Nachfolger in dieser Rolle an sich dar.

Auch der Rest ist in seinen Rollen ok: K.Dieter Klebsch (dem klaut man immer den „laus“ in den Credits), Raimund „Worf“ Krone, Julia Fölster und sogar der gute Konstatin Graudus ist mit von der Partie, auch wenn man ihn in der Rolle des nachpubertären Fieslings „Seymour Destry“ nicht sofort erkennt.

Die elfte Folge der Classics entpuppt sich unter dem neuen Team als Gruselhörspielversuch der fast schon gelungenen Art. Zwar kann es alles nicht komplett überzeugen, wenn auch mehr als die Vorgänger, den der debil kichernde „Graf Tomaso“ stellt nicht zu jeder Zeit eine wirklich ernsthafte Bedrohung dar – doch das laste ich einmal Vielschreiber Helmut Rellergerd an. Doch passt sich die akutsische Darstellung des Vampirs der auf dem Cover an. Dort wirkt der blutrünstige Blutsauger – der er wohl gerne werden möchte – mehr einer Grinsekatzeversion mit Otto Waalkes-Posing-Vorliebe.

Zum ersten Teil eine große Steigerung, von der ich hoffe das sie sich in Folge 12 wiederholt und man die Altlasten ans Nichtgrusel abschütteln kann…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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