01 – Der Spiegel des Grauens

Gordon Black-01Das Urteil für Graf Girolamo lautete, auf dieselbe Art zu sterben wie seine Opfer – auf einen spitzen Pfahl gespießt und angesichts eines Spiegels, der ihm sein eigenes qualvolles Sterben bis zum Ende zeigte. Aber so einfach war seine schwarze Seele nicht zu vernichten. Girolamo fand einen Weg zurückzukehren, um weiter sein Unwesen zu treiben.

TrennstrichHarte, leicht schlurfende, Tritte auf einer Treppe, eine knarrende Türe und…nein, kein gellender Schrei! Wir befinden uns im Opener der neuen Gruselkrimiserie Gordon Black aus dem Hause Nocturna Entertainment. Und das Feeling der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts legt sich bis zum Ende der ersten Folge nicht mehr.

Nicht das die Produktion technisch mit den damaligen Geisterjägern zu vergleichen wäre, nein, die Inszenierung ist Up-To-Date, das Feeling ist das gleiche. Scriptautor Thomas Tippner hat versucht das Gefühl der Heftromanserie so einzufangen wie man sie damals beim lesen der Romane empfunden hat. So erwartet den Zuhörer hier also auch eine Inszenierung mit Ecken und Kanten, welche nicht so glatt über die Ohren geht wie man es von einem anderen Geisterjäger gewohnt ist.

Es wird viel Wert auf den Gruselfaktor gelegt und die Soundkulisse ist eher zurückhaltend und läßt der Geschichte mehr Raum und somit auch den Sprechern in der Auslebung ihrer Rollen, als das sie diese zur Staffage verkommen lassen würde. Und eben diese Rollen sind sehr gut besetzt worden, jedoch nicht ohne Mängel vorhanden, zumindest in dieser Folge.

Er ist der wohl im Moment immer noch am meisten wahrgenommenen Sprecher in der Hörbuch/Hörspielproduktionsszene: Robert Missler. Auch wenn nicht mehr so viele Serien ihn als Hauptact haben, hatte ich mich doch über eine lange Zeit an ihm satt gehört und so befürchtete ich das ich ihm hier auch eher ablehnend entgegen hören würde. Doch war dem nicht so. Ich empfand seine Stimme nicht als „zu oft gehört“, aber dennoch ist die Rolle nicht so mit Saft und Kraft dargestellt wie ich es erhofft hatte. Missler wirkt hier wie immer, was „Gordon Black“ ein wenig beliebig austauschbar hinstellt. Sicher muss sich jeder Schauspieler zuerst in eine Rolle einarbeiten, aber dennoch wäre da ein wenig mehr Charakterisierung drin gewesen – leider etwas zu dünnhäutig.

Tanja Dohse, als „Hanako Kamara“, kommt recht zickig und ein wenig übertrieben distanziert herüber. Die, so beschriebene, sexy Asiatin ist tough und so wird sie auch dargestellt. Wolf Frass kann als Erzähler nicht nur durch seine sonor-tiefe Stimme punkten. Seine Parts werden von ihm mit dem nötigen Gefühl für Atempausen in zu langen Sätzen, sowie einer gewissen Unbeteidigung an der gespielten Geschichte, bewältigt. Von Rainer Schmitt bekommt man das geboten was man erwartet – eine gut ausgeführte Rolle, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Und auch hier sticht sie ein wenig aus den Sprechern heraus: Lea Kohns, die Neuentdeckung in der Hörspielsprecherszene. In diesem Hörspiel ist sie sogar (fast) gemeinsam mit der Stimme zu hören mit deren jüngeren Jahren ich sie gerne vergleiche: Reinhilt Schneider. Doch da wo Reinhilt Schneider immer noch etwas nervig gekünstelt und aufgesetzt wirkt, ist Lea Kohns lebendig und frei von allen bindenden akustischen Konventionen. Zerbrechlich, ängstlich und doch voller Kraft geht sie durch die, leider viel zu kurze, Rolle der „Sue“ und zeigt das der Nachwuchs an hochtalentierten Sprechern vorhanden ist und auch von diversen Macher erkannt wird.

Ilya Richter stottert und stakst sich aristokratisch britisch durch die Rolle des „Sir Geoffrey“. Sein leicht arrogant wirkendes Timbre passt wie die Faust auf´s Auge und gibt der Figur eine Steifheit welche einem britischen Adligen Respekt zollt. Klaus-Dieter Klebsch poltert gekonnt durch die Rolle des „Officer Clancy“ und er lässt seine Hörspielerfahrung in jedem Satz herausblitzen. Eva Balkenhol, als „Linda“, wirkte mir etwas zu leblos für eine junge vollblütige Musikerin. Sie versucht zwar dem Charakter viel Pep und Kraft zu geben, doch irgendwie wollte mich das nicht überzeugen. Das Cast wird noch durch Nebenrollen wie die von Horst Hermann von Allwörden, Stephan Gewalt und Florian Hilleberg verstärkt, sowie einer fast zahllosen Crew von bekannten und unbekannten Stimmen.

Wie oben schon erwähnt stellen sich hier die Musik und die Effekte freiwillig in die zweite Reihe. Sie sind vorhanden, aber man merkt sie erst wenn man wirklich darauf achtet. Die ganze Inszenierung wirkt sehr lebendig und die Sprecher sind das was den Hauptanteil ausmacht, nicht das akustische Beiwerk.

Wer sollte sich also Gordon Black meiner Meinung nach, wie immer subjektiv wie sonst nichts Gutes anzusehen, anhören? Alle welche Spaß haben an einem Spiel mit den akustischen Möglichkeiten eines Heftromans. Alle die welche sich in den achtziger Jahren gerne die Hörspiele um die damaligen Geisterjäger angehört haben. Alle diejenigen welche Freude an einem Hörspiel haben das nicht nur auf Tempo und Randale setzt sondern Wert auf eine (irgendwie) gruselige Geschichte und die sie ausführenden Sprecher legt.

Vom Unterhaltungswert her eine gut durchdachte Sache…Soundsystem-BLAU