04 – Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor-04Eine weiße Ratte bedroht das Unterland! Atemlos spannend nichts für schwache Nerven! Rätselhaftes geschieht im Unterland: Erst erhalten Gregor und seine Freunde eine verschlüsselte Botschaft, dann verschwinden die Huscher, wie die Mäuse genannt werden, spurlos. Auf der Suche nach ihnen trifft Gregor auf angriffslustige Riesenskorpione und schlimmer noch! begegnet dem Fluch, der weißen Ratte, der einst das Leben gerettet hat. Sie hat eine ganze Armee um sich geschart und will das Unterland angreifen.

TrennstrichEs ist anders diesmal. Der Einstieg in die Geschichte erfolgt nicht sofort, wie in den vorherigen drei Teilen. Hier bekommt man zuerst die „Einleitung“ präsentiert. Ich fand es bisher immer schön sofort, ohne großes Geplänkel, in Gregors Welt hinein geworfen zu werden. Nachdem man sich aklimatisiert hatte kam dann erst die „Einleitung“.

Aber man kommt auch so in Gregors Welt zurück. Nur ist diese wiederum ein Stück gealtert, wie im richtigen Leben nun einmal auch. Gregors deutsche Stimme, Tobias Klausmann, ist aus dem Stimmbruch zurück und präsentiert jetzt einen deutlich älteren und entschlosseneren Gregor. Auch ist „Boots“ gewachsen. Kein „Gego“ mehr, sondern fast klar zu verstehende Sätze.

Auf der ersten CD gibt es eine kleine Musicaleinlage, die von Céline Vogt – Der Sprecherin von „Luxa“ – bestritten wird. Ich möchte mir kein besonderes Urteil in dieser Richtung anmaßen, aber mit ein wenig Ausbildung könnte da eine Musical-Nebenkarriere entstehen.

Die Geräuschkulisse ist noch ausgeweitet worden. Nun hört man auch die Fledermäuse mit den Schwingen schlagen und eine Kampf ist nicht mehr nur auf die stimmliche Geräusche der Kontrahenten beschränkt. Die Schwerter klirren und eine schlag ist ein Schlag der zu hören ist und nicht nur vom Erzähler erwähnt wird.

Wenn der Zuhörer Gregor und die Welt der Unterländer diesmal verlässt ist es ein Ende wie es schlimmer nicht sein könnte. Und es ist kein Ende, denn die Ereignisse haben sich bis zu einem Punkt entwickelt an dem Gregor feststellen muss das es auch schwere Konsequenzen nach sich ziehen kann, wenn man Gefühlen wie Mitleid nachgibt. Der Fluch, jenes niedliche kleine Rattenbaby das Gregor nicht übers Herz brachte zu töten, ist zurück und er ist entschlossen seine Prophezeiung zu erfüllen. Er sinnt auf Herrschaft und nicht nur über die Herrschaft über die Ratten. Und er plant einen Völkermord wie er grausamer kaum sein könnte.

Ich wage kaum diese Parallele zu ziehen, aber ich wurde beim hören dieser Geschichte sehr an unsere Weltgeschichte, die des zweiten Weltkrieges, erinnert. Ob Suzanne Collins dies beabsichtigte kann ich nicht sagen, aber die Parallelen sind vorhanden. Um zum Ziel zu kommen schreckt der Fluch nicht davor zurück ein ganzes Volk auszulöschen. Er wiegelt die Ratten auf ihm zu folgen, indem er sie mit fadenscheinigen rassistischen Argumenten einlullt um sie dann, durch ständiges verbales Verschlimmern der Lage der Ratten in Kriegsstimmung zu versetzen. Er rechtfertig den Völkermord durch die Ungerechtigkeiten die den Ratten angetan worden sind. Und Luxa, die Königin der Unterländer reagiert. Sie erklärt den Ratten den Krieg. Darauf liefen die ganzen Ereignisse ohnehin hinaus – auf den unausweichlichen Krieg der Ratten mit den Menschen.

Der Zauber des magischen Kinderabenteuers ist fort – die reale Welt hat längst Einzug gehalten in die Geschichte um Gregor und seine Freunde. Dies merkt man auch besonders an einer Szenen: Hazard erklärt die Bedeutungen der Namen der Völker des Unterlandes. Wenn man sich gewundert hat warum die Spinnen „Spinner“ und die Mäuse „Huscher“ genannt wurden, bekommt man hier die Erklärung. Alle Völker sind nach dem benannt was sie am besten können. Die Spinnen eben spinnen usw.. Als Hazard erklärt wie die Menschen genannt werden, geht für Gregor auch der Rest des magischen Unterlandes verloren – man nennt sie „Töter“ – jeder benannt nach dem was er am besten kann.

Ein offenes Ende in einer schlimmen Zeit für alle Protagonisten der Geschichte. Technisch wieder hervorragend umgesetzt und mit einem Anspruch der weit über Kinderliteratur hinaus geht. Auch wenn es immer düsterer wird, es bleibt interessant…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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