32 + 33 – Jagd der Vampire

Gruselkabinett-32+33London am Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Stadt des Nebels, der Gaslaternen – und der Vampire. Seit Jahrhunderten treiben sie in den dunklen Gassen unbehelligt ihr Unwesen. Nun jedoch sehen sie sich einer ernstzunehmenden Gefahr gegenüber. Ein Unbekannter öffnet am Tag ihre Särge und setzt sie dem todbringenden Sonnenlicht aus. Nur einer kann den Blutsaugern noch helfen: der ehemalige Meisterspion Prof. James Asher. Der Vampir Simon Ysidro ersinnt einen perfiden Plan, Asher zu zwingen, ihnen zu helfen.

TrennstrichLondons Vampire sind von der Ausrottung bedroht. Doch nicht etwa durch einen VanHelsing oder sonstige Vampirjäger. Die Vampire wissen nicht von wem diese Bedrohung ausgeht und was sie dagegen unternehmen können. So sucht sich einer der ältesten Vertreter der Rasse eine Hilfe, welche auch am Tag aktiv werden kann.

Seine Wahl fällt dabei auf den Universitätsprofessor James Asher. Dieser Mister Asher hat ein besonderes Vorleben welches ihn geradezu prädestiniert sich um die Belange der Vampire zu kümmern: Er ist ein Mensch, kann also tagsüber agieren, und er ist ein ehemaliger Spion.

Doch geht der Vampir Ysidro schon von Anfang an davon aus das sich Mister Asher nicht freiwillig in die Dienste der dunklen Nachtsache stellen wird. Also bedroht er Asher damit seiner Frau das Lebenslicht zu entsorgen und Asher somit in tiefste Verzweiflung zu stürzen, denn der liebt seine Frau. Asher beißt knurrend an und gibt sich auf die Jagd nach dem ominösen Vampirkiller.

Was hier auf zwei CD geboten wird, denn das Gesetz der Serie bringt das hier so mit sich – seit Folge 24/25 je eine Doppelfolge gefolgt von zwei Einzelhörspiel welche wiederum von einer Doppelfolge verfolgt werden, ist erstaunlich leichtherzig für eine Vertonung im gruseligen Kabinett. Der Hauptprotagonist kommt wie eine Mischung aus James Bond und Sherlock Holmes daher ohne jedoch wie einer von beiden zu wirken, denn für einen Bond ist er ein wenig zu steif und für einen Holmes jedoch definitiv viel zu locker. Auch ermittelt der gute Mann nicht alleine, seine Frau steht ihm hilfreich zur Seite, was sicher recht ungewöhnlich ist für den Beginn des letzten Jahrtausends und die dort vorherrschenden Vorstellungen von der Arbeitsaufteilung der Geschlechter.

Doch sollte man nicht davon ausgehen das es hier humorig zugeht, bei weitem nicht. Die Geschichte hat zwar keine Splatterelemente zu bieten, ist aber dennoch so intensiv und atmosphärisch dicht inszeniert wie man es von Marc Gruppe und Stephan Bosenius (Reihenfolge nicht bindend) gewohnt ist. Man fühlt sich akustisch in das nebelige und kalte London des Jahres 1907 versetzt, oder zumindest in die Vorstellung dessen die man so im allgemeinen davon hat, und kann sich die Ecken und Winkel der Häuserschluchten und anderen Schauplätze bildlich auf die innere Kinoleinwand rufen.

Barbara Hamblys Vampire sind nicht die tumben Mordmaschinen die man vielleicht kennt. Auch fallen sie nicht in den Reigen der vergeistigten Dauerleider ein. Die Rasse der Vampire unterlegt weltweit genauen Vorschriften und Kodexen nach denen sie sich zu halten hat. Und in dieser Welt muss Mister Asher recherchieren und versuchen zu überleben indem er keinen Faux Pas begeht, Gefühle verletzt oder den Stolz eines Meistervampirs ankratzt. Gerade das macht die Story interessant, da man sich nie sicher sein kann, zumindest nicht zu 100%, das Asher aus der ganzen Sache wirklich unbeschadet heraus kommen wird.

Auch die meisten Sprecher liefern eine reife Leistung ab. Wenn die Besetzungslisten bisher perfekt waren, so müsste man für diese hier noch eine Superlative zusätzlich erfinden. Besonders gefallen hat mir Anja Stadelober in der Rolle der Vampirin „Cloé“. Ihre rotzige und extrem freche Stimmlage machte mir ihre Auftritte zur besonderen Freude, da der Charakter zwar ein wenig leidend ist, sich aber von der restlichen Darstellung her mit meiner Vorstellung einer sexy Vampirlady mit maximaler optischer Wirkung vollkommen deckt.

Auch Wolfgang Pampel macht eine gute akustische Figur. Man kauft ihm den spöttischen Ex-Agenten in jeder Sekunde seiner Performace ab und kann sich das Grinsen in seinem Gesicht ob der Gefahren bildlich vorstellen. Einziger Negativpunkt sind seine Passagen als Erzähler. Diese wirken streckenweise doch sehr gezwungen und abgehackt, was nicht an der Leistung von Wolfgang Pampel liegt, sondern daran das man hier sämtliche Zwischenatmer heraus geschnitten hat und so ein roboterartiges Sprachbild,, fast ohne Lebenssaft, erzeugt.

Leider wirkt Claudia Urbschat-Mingues hier eher wie ein biederes Hausmütterchen, wobei ihre Rolle, als „Lydia Asher“, dies nicht wirklich verlangt hätte. Nicola Devico Mamone ist ein zum niederknien genialer spanischer Vampir und sein Akzent so glaubhaft wie man sich das nur vorstellen kann. Uli Krohm darf sich als Brutalovampir „Lionel Grippen“ austoben, was er auch vorzüglich und zumeist recht lautstark tut. Auch David Nathan, Jürgen Thormann, Hasso Zorn und viele andere wissen was sie da tun und werden von der perfekten Regie behutsam und sehr glaubwürdig durch ihre Rollen geführt.

Über die Inszenierung auch nur ein Wort mehr als „perfekt“ zu verlieren ist Luftverschwendung, aber notwendig. Raumklang vom feinsten, Hintergrundgeräusche bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und einen Musikscore der manchmal unfreiwillig einen Schauder der Begeisterung über den Rücken jagt – das sind die Zutaten mit denen die Titanier ihre Gruselsuppe würzen und zum kochen bringen.

Auch wenn mir nicht immer alle Folgen des Gruselkabinetts zusagen, da mir die ganzen Lovestorys nicht wirklich am Herz liegen, hier wird wieder, für meine Begriffe, extrem scharf geschossen, direkt auf das Hörzentrum gezielt und genau ins Schwarze getroffen.

Locker inszeniert, was sicher eine schwere Kunst ist da es sich ja nur locker anhört und sicher nicht so zu produzieren ist, wusste diese Doppelfolge mich komplett zu begeistern und zu packen, da wo es unterhaltsam ist…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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