38 – Die Spinne

Gruselkabinett-38Paris 1910: An drei aufeinanderfolgenden Freitagen erhängten sich drei Gäste des kleinen Hotels Stevens am Fensterkreuz von Zimmer 7. Der Student der Medizin Richard Bracquemont lässt sich weder vom zuständigen Kommissar noch von Madame Dubonnet, der Besitzerin des Hotels, davon abbringen, genau dieses Zimmer zu beziehen.

Trennstrich“Es ist die Reise und nicht das Ziel!“ – Dieser Ausspruch, welcher der Produzent einer Mystery-Serie gerne für diese geltend machen will, kommt hier vollständig zum tragen.

Das Ende der ganzen Sache ist recht profan und nicht wirklich interessant, doch wie man dort hin gelangt ist der wirklich interessante Teil. Und auch die Reise dorthin wäre rein als Buch gelesen und nicht in Hörspielform dargebracht nicht wirklich interessant.

Um das ganze wirklich spannend und interessant zu gestalten, hat man hier auf eine menschliche Komponente gesetzt, welche bereits in fast unzähligen Hörbüchern bewiesen das diese in der Lage ist sich im Genre des psychologischen Horrors so frei zu bewegen wie kaum ein Anderer. Simon Jäger spricht die Hauptrolle dieser Episode, den jungen Studenten Richard Bracquemont, welcher sich in die Gefahr begibt.

Dies tut Bracquemont jedoch nicht vollkommen uneigennützig und aus rein menschlicher Gutheit. Er will, durch die Aufdeckung des mörderischen Geheimnisses von Zimmer Nummer 7, einen gewissen Bekanntheitsgrad in Paris erlangen um so ein „gemachter Mann“ zu werden. Dafür ist er auch bereit den eventuell anstehen den Tod in Kauf zu nehmen.

Zwar ist das Zusammenspiel der meisten Protagonisten hier eine nette Beigabe, doch der Löwenanteil der Spannung und Atmosphäre wird durch den inneren Monolog von Bracquemont, dargestellt in der Lektüre des Tagebuchs Bracquemonts durch den Kommissar, erzeugt.

Simon Jäger schafft es mit spielender Leichtigkeit die Angst, Verwirrung, sowie auch den Rest der emotionalen Achterbahnfahrt seines akustischen Charakters, in vollen Zügen auszuleben und darzustellen. Seine Erfahrung, was die Darstellung ähnlich gelagerter Geschichten angeht, macht sich hier mehr als positiv bemerkbar. So erreicht er schnell einen Punkt in dem der Zuhörer das fast schon klaustrophobische Gefühl des „im Zimmer eingesperrt sein“ miterleben kann.

Auch gilt es hier einen Punkt, welchen die Titanier sonst mit einer Vorliebe bis zu äußersten Ausleben, zu vernachlässigen: Die Geräuschkulisse. Zwar sind alle Szenen außerhalb der Zimmers normal mit allen notwendigen Soundeffekte unterlegt, doch Jägers Soloszenen sind eher spartanisch ausgestattet – denn in diesem Zimmer geschieht nicht viel, da sich der Protagonist auch nicht wirklich viel bewegt.

Es gelingt in diesem Hörspiel recht simpel die Geschichte, welche eigentlich nicht wirklich viel Raum für ein aktives Hörspiel bietet, spannend und unterhaltend zu gestalten – einzig durch den Umstand das man Simon Jäger als Zugpferd verpflichtet hat. Marianne Lutz, Bodo Wolf, Tommy Morgenstern, Engelbert von Nordhausen, Cathleen Gawlich, Axel Malzacher, Andreas Mannkopff, David Turba und Hasso Zorn stehen Jäger zwar qualitativ in nichts nach, doch sind ihre Rollen nur Beiwerk um aus der ganzen Sache ein „richtiges“ Hörspiel zu machen.

Klaustrophobisch – durch den kleinen Spielplatz von nur einem Zimmer, düster – durch die zerrissenen Gedankenwelt von Bracqemont und ab und zu auch leicht verstörende – das ist die Reise deren Ziel nicht wirklich wichtig ist…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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