01 – Die Hexerin

Hexerin-01Fünf männliche Leichen geben Mason Flint, Sonderermittler der Londoner Metropolitan Police, Rätsel auf. Die Toten sind mit silbernen Hutnadeln gepfählt worden. Außerdem haben sie Bisswunden am Hals und keinen Tropfen Blut mehr im Körper. Die Spuren führen Flint zu der geheimnisvollen und faszinierenden Vampirin Doriana Gray. Auf einmal ist Flint in höchster Gefahr.

TrennstrichDoriana lebt bei ihrer Ziehmutter einer Hexe, welche Doriana in der Hexenkunst unterrichtet. Doch eines Tages werden die beiden von Dörfleren überfallen, die Ziehmutter getötet und Doriana von einem Vampir zu seines Gleichen gemacht. Sie erkennt das sie zu einem ganz besonderen Mischwesen geworden ist muss sich von nun am im verborgenen aufhalten. Da Doriana zum überleben Blut benötigt muss sie töten, doch tötet sie fast nur Menschen die am Rande der Gesellschaft existieren oder ein Leben führen in dem sie problemlos sang- und klanglos verschwinden können. Nachdem sie sich satt getrunken hat lässt sie es allerdings nicht zu das sich ihre Opfer in Ihresgleichen verwandeln und so weiter Menschen töten – sie richtet sie kurz nach der Auferstehung hin. Jedoch zieht dieses Verhalten die Neugier von Scotland Yard, insbesondere Inspektor Mason Flint, auf sich.

Man merkt dieser Vertonung die zu Grunde liegende Handschrift von Jason Dark an. Doch tobt er sich hier so aus wie er es bei seinem älteren Geisterjäger, oder seinem Psycho-Cop, schon seit Jahrzehnten nicht mehr konnte. Wie zu Beginn seiner Karriere lässt er hier die Gestalten der Nacht so agieren wie er es ohne auferlegte Verlagsbeschränkungen anfangs stets getan hatte. Auch mischt er direkt zwei Gattungen der schwarzen Kreaturen miteinander, Hexe und Vampirin, und erzeugt so einen interessanten Charakter welcher sich den normalen Konventionen entzieht und storytechnisch Wege gehen kann die sicher ungewohnt sind.

„Doriana“ ist nicht die gequälte Seele, welche so mancher neuzeitlicher Vampirlegendenumsetzung zu Grunde liegt, sie ist das Böse pur – kalt berechnend und zu allem entschlossen was ihren Zwecken dient. Hier finde man ihn wieder, den typischen Flair einer älteren „Jason Dark“-Geschichte. Mit normalem Sprachjargon versehen, einer Menge Sex gewürzt und nicht gerade zimperlich im Umgang von Gewaltbeschreibungen entwickelt sich die ganze Sache sehr eindrucksvoll vor dem „inneren Kinoauge“ des Zuhörers und kann wieder an das alte Feeling anknüpfen das frühere Werke von Herrn Rellergerd so auszeichnete.

Bodo Primus ist der absolut perfekte Erzähler. Mit streckenweise recht sarkastischem Unterton begleitet er den Zuhörer durch die Geschichte ohne jedoch zu involviert oder beteiligt zu erscheinen. Suzan Erentok schafft es „Doriana Gray“ einen stimmlichen Ausdruck zwischen Naivität, Lazivität, brutalem Sex und Unschuld so zu verpassen das sie sehr „real“ wirkt. Michael-Che Koch, Dorians positiv besetzter Gegenspieler, hat eine sehr unverbrauchte und junge Stimme welche ich sehr passend für den jungen und engagierten Beamten fand. Und der Rest kann sich ebenfalls hören lassen. Die Produzenten haben jeder Rolle so besetzt das ich keine Ausfälle feststellen konnte und mich jeder Charakter auch stimmlich ansprach. Auch wenn hier nicht mit allseits bekannten Namen jongliert wird wie mit scharfen Messern, so können doch die meisten Sprecher in ihren Rollen sehr gut überzeugen und liefern eine mitreißende Vorstellung ab. Die wenigen weniger guten Sprecher tummeln sich in Rollen die nicht mehr als einen oder zwei Sätze haben, also fallen sie absolut nicht ins Gewicht der Gesamtbewertung.

Musikalisch wird hier auch einiges aufgefahren. Zwischen orchestralem Filmsoundtrack, leichter Klavieruntermalung und zeitgenössischer Donnermusik findet man fast alles was der passenden Szene eine weitere Vertiefung des Hörfeelings gibt. Bombastexplosionen und Feuersalven die fünfzehn Minuten anhalten sucht man hier vergebens, doch würde die Story das auch gar nicht her geben. Die Soundkulisse ist so realistisch gehalten wie nötig ist um sie nicht aufdringlich wirken zu lasen und lässt den Sprechern, sowie der Musik, den nötigen Freiraum sich zu entfalten ohne sie zu erdrücken und unter Getöse zu begraben.

Die erste Folge der „Hexerin“kann voll und ganz als sehr unterhaltsame Gruselstory der klassischen Schule überzeugen, welche sich nicht unnötiger Übercharakterisierung der Protagonisten oder einer zu dominanten Soundkulisse bedienen muss um den Zuhörer über die ganze Spielzeit hinweg zu begeistern.

Grusel made by Jason Dark, back to basics…Soundsystem-BLAU