03 – Ein kalter Strom

Hill&Jordan-03Ein Psychopath, der als Kind von seinem Großvater schwer misshandelt wurde, quält aus Rache seine Opfer und ertränkt sie anschließend. Der Profiler Tony Hill soll den Wahnsinnigen aufspüren und gerät dabei selbst ins Visier des Serienkillers. Zur gleichen Zeit ist Kommissarin Carol Jordan einem internationalen Dealerring auf den Fersen. Das Ermittlerduo stößt bei seinen Nachforschungen in ein Wespennest aus Korruption, Grausamkeit und Gewalt.

TrennstrichZwei Jahre sind vergangen, seit Hill und Jordan ihren letzten Fall gemeinsam gelöst haben. Beide sind mental nicht ganz so unbeschadet aus der Sache heraus gekommen wie es wünschenswert gewesen wäre, und so lecken sie sich ihre seelischen Wunden in Leben die sie nicht wirklich wollen. Carol ist bei Interpol unter gekommen und versucht dort Karriere zu machen und Tony verdrängt sein bisheriges Leben indem er sich mit der Vorspiegelung von Normalität betäubt.

Doch bleibt eine erneute Zusammenarbeit der beiden Seelenverwandten nicht aus und ein grenzübergreifender Fall von Serienmord bringt sie noch tiefer in die Abgründe der eigenen Dunkelecken. Neben der Ermittlung in besagtem Serienmord, welcher vorrangig von Tony und zwei Polizistinnen – eine aus Deutschland, die andere aus Holland – bearbeitet wird, muss sich Carol noch als Lookalike der toten Freundin eines Drogen-/Menschenhändlers bewähren. Beide Fälle beginnen ineinander über zu greifen und die Dinge eskalieren immer mehr.

Bereits im dritten Hörspiel der Serie stellt sich auch genau das damit verbundene ein: Serienfeeling. Das mag nun positiv oder negativ sein, das überlasse ich ganz dem Gehör des Einzelnen, doch sind die Wiedererkennungsfaktoren hier sehr hoch. Eine Szene in der Tony Hill, sagen wir mal, sich nicht wirklich wohl fühlt, könnte aus „Das Lied der Sirenen“ übernommen worden sein. Auch spielt immer wieder irgendetwas in punkto Homosexualität mit. Hier sind es die beiden lesbischen Polizistinnen, welche sich durch ein virtuelles Netzwerk homosexueller Polizisten innerhalb Europas kennen gelernt haben. Auch nichts verwerfliches, doch fällt schon sehr auf wie gerne die Autorin ihre eigenen sexuellen Präferenzen mit in ihre Geschichten einbaut. Um so erstaunlicher ist es das die Haupthelden heterosexuell sind, auch wenn Tony eine Impotenz zu schaffen macht/machte.

In Abwandlung eines Filmtitelsongs: Wenn Du eine düstere Geschichte hast und ein Hörspiel daraus machen willst, wen rufst Du dann? Sven Stricker. Gerade die dunklen Dinge des Lebens, wen sie in einer Kriminalstory verarbeiten werden, können in einem Hörspiel schon einmal unfreiwillig ins komische abrutschen, wenn man sie zu locker oder auch zu ernst angeht. Sven Stricker schafft es auch hier erneut dem Zuhörer ein Unwohlsein zu erzeugen das ihn zwar mit den Helden der Geschichte mitleiden und die Greultaten als abstoßend empfinden lässt, doch geht er mit der Abscheu und dem Unbehagen niemals zu weit. Die Stimmung seiner Klangbilder ist erdrückend dunkel und real, lässt den Zuhörer niemals aus dem Bann, doch findet man sich niemals in der Lage wieder das Hörspiel abbrechen zu wollen.

Das gleichen Fingerspitzengefühl für die Geschichte beweist Sven Stricker auch in der Führung der Sprecher. Jeder erfüllt seine Rolle so leb- und glaubhaft, das die Charaktere fast schon greifbar werden. Szenen in denen Tony Hill sich in Lagen befindet in denen er nur noch zum stottern und erbärmlichen Lallen neigt, sind so perfekt angelegt das sie niemals lustig oder gar zu überzogen wirken.

Boris Aljinovic kann erneut als „Tony Hill“ seine akustische Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Der Schauspieler verkörpert jede noch so winzige Nuance des facettenreichen Profilers mit einer akribischen Lieb zum Detail. Florentine Lahme hat diesmal noch mehr die Möglichkeit „Carol Jordan“ Profil zu verleihen. Der (übliche) Seelenstriptease ihrer Figur biete viele Ansatzpunkte zum ausloten von Carol, welche bisher nicht gegeben waren. Neben den beiden müssen Anne Moll, Kerstin Draeger, Wolf Frass und Kollegen bestehen – was sie auch problemlos umsetzen. Die beiden Erzähler, Heikko Deutschmann und Leslie Malton, verschaffen ebenfalls erneut der ganzen Sache Tiefe und Ruhe.

Drei im „Sack“ und noch zwei zu gehen – was die gedruckten Abenteuer der beiden Protagonisten betrifft. Sollte es die Marktlage zulassen so wäre zu wünschen das der Hörverlag auch noch die restlichen beiden in Auftrag geben wird.

Dunkel, düster und nichts für mental schwere Tage…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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