35 – Im Namen des Volkes

Offenbarung-23-35Demokratie ist die beste Staatsform der Welt, wenn der Name auch wirklich Programm ist. Ist es nicht so, dass immer mehr Pfeiler unseres Systems ins Wanken geraten und wir wie müde Schafe verdrossen mit dem Schäfer ziehen? Würde es uns überhaupt auffallen, wenn ein Geheimdienst unseres Landes eine Kleinigkeit ändern lässt? Jede technische Neuerung schafft doch neue Arbeitsplätze und sichert zuverlässigere Ergebnisse?! Wir müssen aufwachen!

TrennstrichUnd es geschehen noch Zeichen und Dinge die man nicht mehr für möglich gehalten hätte. Mit „man“ meine ich subjektiv mich, der die Serie O23 eigentlich fast vollkommen aufgegeben hatte.

Zu Anfangs bekam ich nicht nur genau meine eigene Meinung zur Politikverdrossenheit und dem moralischen Walten der Politiker Deutschlands unterhaltsam präsentiert, nein, danach gab es dann auch noch eine kindliche – nicht kindische – Aufarbeitung einer einer hanebüchenden Verschwörungstheorie. Dies alles war so unterhaltsam wie ich seit Jahren keine Geschichte aus dieser Serie mehr empfunden habe.

Die Verschwörung dreht sich um den „erfundenen“ – oder vielleicht auch nicht – Umstand, das die Wahlmüdigkeit der Deutschen absichtlich herbei geführt wird und das auch noch von der eigenen Regierung. Wie dies jedoch verarbeitet und hinterher gelöst wird, möchte ich nicht näher verraten, nur soviel: es geschieht mit einem sehr hohen und kindlich naiven Unterhaltungsfaktor. Wer John Carpenters Film „Sie leben“ kennt, der wird die Parallelen nicht von der Hand weisen.

Alles läuft sehr flüssig ab, die zu stark favorisierten Internetgeschichten werden ebenfalls hier fast vollkommen ausgeklammert und der Widerstand ist ein realer, handgemachter Akt gegen das System. Mehr Abenteuer als verschrobene Mystery mit Hypophysenfressern die sich in Logen organisieren und Arthur Conan Doyle für Jack the Ripper halten – das bietet die fünfunddreißigste Folge der Serie.

Jeder der bisher Zweifel hatte ob Devon Richter und Nikola Frey den Sache Herr werden würden, sollte diese über Bord werfen. Nicht nur das sie der Sache gewachsen sind, sie ringen ihr auch noch aus der verfahrendsten Situation heraus neue Wendungen ab und bringen die Richtung dort hin wo sie endlich interessant wird: Vor der eigene Haustür mit eigenen Problemen.

Das Sprechercast bewältigt auch diese Folge mit spielerischer Leichtigkeit. Aus dem chronischen Dauerjammerer Georg ist ein lebendig agierender Tom geworden und David Nathan bekommt auch den perfekt in Szene gesetzt. Und auch Dietmar Wunder und Marie Bierstedt dürfen in ihren Rollen positiver und nicht mehr ganz so mysteriös verklemmt daher kommen. Die Inszenierung ist ebenfalls von gewohnt hohem Nievau und Stimmen wie die von Till Hagen, Tilo Schmitz snd noch das Tüpfelchen auf dem I.

Sollte es so weiter gehen, wird diese Serie, für mich subjektiv, wie der Phönix aus der Asche auferstehen. Kurzweilige Unterhaltung mir leicht kindlichen Lösungsansätzen für größere Alltagsprobleme in Deutschland…Soundsystem-BLAU