01 – Der Emir

Radio-Tatort-01Der 28-jährige Nadir Taraki hat zwar eine deutsche Mutter, trägt seinen afghanischen Namen jedoch mit Stolz und spricht neben der Sprache seines Vaters auch noch arabisch. Sein letzter Einsatz als Undercoveragent endete allerdings in einer Katastrophe. Seitdem wertet er im LKA alte Fälle aus und gibt sich zum Leidwesen seiner Freundin frustriert dem Backgammonspiel hin. Dann aber gerät der Emir, der Chef eines libanesischen Menschenhändlerrings erneut ins Fadenkreuz des LKA und Nadir erkennt seine Chance. Ein riskantes Unternehmen, denn normalerweise gilt im Agentengeschäft: Wer einmal ,verbrannt‘ ist, kriegt keine zweite Chance.

TrennstrichZuerst einmal war ich enttäuscht, da am Anfang nicht die gewohnte, seit Jahrzehnten bekannte, Melodie des TV-Tatorts zu hören ist. Doch ist es gut das keine Parallelen zu den Fernsehteams gezogen werden, denn hier ist alles neu. Neue Teams, neue Einsatzorte und neue Musiken.

Doch hat man es sich nicht nehmen lassen sofort am Anfang dieser Folge eine Brücke zu den anderen Teams zu schlagen. Das Team aus Düsseldorf bekommt von den Kollegen aus Magdeburg telefonisch Tipps. Und die Magdeburger kommen in der nächsten Folge zu Zuge.

Der „neue Kommissar“ im Spiel hat schon vorher etwas mit dem Gegner, dem „Emir“ zu tun gehabt. Das LKA-Düsseldorf versucht Nadir Taraki dazu zu bekommen sie in ihrem Kampf gegen den Emir zu unterstützen. Doch Taraki verbindet eine sehr unangenehme Vergangenheit mit Ziad Lahoud, dem „Emir“. Der Emir erweitert gerade seinen Einflussbereich aus dem Mädchenhandel hinein in die Ecke des Drogenhandels und so ist das LKA-Düsseldorf mehr als im Handlungszwang. Da Taraki in seiner momentanen Position, Aktensichtung im Kellergewölbe, nicht gerade aufgeht, beschließt er dem Team um Kriminaldirektor Wilfried Suttner seine Hilfe zu gewähren – doch hat er eine Bedingung: Wenn der Fall geklärt ist, will Taraki in das Team von Suttner aufgenommen werden.

Ist man von den Fersehfolgen eine Spielzeit von 90 Minuten gewohnt, so geht die erste Folge mit sehr gut getimten 50 Minuten ins Rennen. Mehr wäre auch bei der Story sicher nur hinderlich gewesen. Man hat das Script so angelegt wie ich es von einer TV-Folge erwartet hätte und da wäre eine längere Spielzeit sicher ein Garant für Langeweile gewesen. Die ganze Geschichte geht eher ruhig von statten und auch da geht man nach den normalen TV-Tatorts, welche auch zumeist nicht gerade ein Ausbund an Action und Explosionen sind.

Die Sprecher sind allesamt recht unbekannt und die meisten Namen dürften kaum jemand etwas sagen. Einzig der Name Tayfun Bademsoy sagte mir etwas und ich konnte ihn auch stimmlich sofort zuordnen. Er hat die Rolle des „Emir“ bekommen und gibt diesen auch gut und glaubhaft zum besten. Er lässt seine Stimme brutal und gleichzeitig weich klingen, so das man die Abgebrühtheit des Charakters hören kann. Die restlichen Sprecher haben hier die Möglichkeit die unbeschriebenen Blätter ihrer Rollen mit ihrer Stimme zu füllen. Die Figuren scheinen auf sie zugeschnitten worden zu sein und jeder ist überzeugend, denn es sind eben ganz normale Menschen, ohne große Besonderheiten und so werden sie auch gesprochen.

Auch sollte man nicht vergessen das dies eine Radioproduktion ist welche ohnehin eher ruhig und bedacht daher kommt, denn die öffentlich-rechtlichen Produktionen sollen ja so viele Hörer wie möglich begeistern und an die Lautsprecher bannen. So wird hier nicht großartig experimentiert sondern auf die alt bekannten und bewährten Dinge gesetzt.

Die Inszenierung ist ausreichend um den wenigen anfallenden Aktionen die notwendige Tiefe zu verleihen und die Szenen real erscheinen zu lassen. Auch haben die Sprecher viele der Aktionen während der Aufnahmen selbst ausgeführt oder zumindest diese Dinge gespielt um eine realistische Atmosphäre zu gewährleisten. Dies kann man auch auf Fotos im Booklet bewundern.

Im Booklet befinden sich nicht nur die Vitas der einzelnen Figuren, welche wirklich sehr nützlich sind da man so etwa mehr von der Vorgeschichte des jeweiligen Protagonisten erfährt, sondern auch Vitas der Sprecher und des „wichtigsten“ Produktionsteams.

Ein Start wie ich ihn erwartet hatte. Ohne viel technisches Brimborium umgesetzt und auf den Stimmen der Sprecher aufgebaut, aber für Freunde der ruhigen Krimunterhaltung und Fans der TV-Serie genau das richtige…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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