01 – Sprung durch den Sektor

Alpha-Base-01Die Alpha Base, der ganze Stolz der europäischen Union, soll in 8 Wochen den Sprung durch den Sektor antreten, um in einem fremden Sternensystem eine Kolonie Europas installieren. Bei der Pressekonferenz soll der Sprungantrieb, die neuste Errungenschaft der europäischen Union, präsentiert und vorgeführt werden. Dann geschieht das ungewollte. Die Alpha Base vollführt den Sprung. Hinein in ein fremdes Sonnensystem, welches von den Menschen bisher noch nicht betreten wurde!

TrennstrichNever change a winning Team! Nach dieser Maxime scheint Maritim auch hier erneut vorgegangen zu sein. Nach Fritz von Hardenbergs neuerlicher Zusammenarbeit mit Dagmar Dempe für „Preston Aberdeen“ (zusammen bekannt aus „Hör mal wer da hämmert!“), Wolfgang Condrus gemeinsam mit Ghadah Al-Akel und Norman Matt in „NYPDead“ (zusammen bekannt aus „NavyCIS“, den ersten Staffeln mit „Kate“) geht hier nun die akustische Version der „Star Trek – Raumschiff Voyager“-Besatzung zum großen Teil ans Werk.

Somit hat man zumindest als SF-Kenner schon einmal einen guten Einstieg in die Geschichte, da man sofort von bekannten Stimmklängen begrüßt wird. Doch sind die Charaktere von Alpha-Base nicht mit denen der Voyager-Crew vollkommen identisch. Es handelt sich hier also nicht, subjektiv empfunden, um eine dreiste Kopie der TV-Serie, sondern einfach nur um die Zusammenführung der damaligen Synchronsprecher und ein gewisses Kokettieren mit der TV-Vorlage. Damit hat man eventuell einen Großteil der Fans der Serie als potentiellen Käufer im Visier.

Autor James Owen hat bisher ausschließlich Gruselvorlagen für Hörspiele bearbeitet und abgeliefert, doch scheint er sich auf dem Tanzparkett der Science-Fiction ebenfalls mühelos bewegen zu können. Die grobe Verteilung der Rollen entspricht in etwa der Voyager-Vorlage und auch die Grundidee des „ausgesetzt sein ohne die Möglichkeit wieder nach Hause zu kommen“ wird auch mit berücksichtigt. Dennoch möchte ich immer noch nicht von einer Kopie sprechen. Aus dem „Holodoc“ ist ein „Medizinanfänger“ geworden und auch der Rest der Crew ist bekannt, aber doch irgendwie neu.

Auch vermischt Owen ein paar andere bekannte Welten in sein Werk. Wer unbedingt eine Marschrichtung benötigt für den könnte es vielleicht als Orientierungshilfe dienen das ich die ganze Geschichte als eine bunte Mischung aus „Alien“ und „Lost in Space“ empfunden habe.

Die erste Folge wird sehr ausgiebig dazu genutzt die einzelnen Protagonisten und deren Vorleben sowie das neue Spielfeld, auf dem sie sich behaupten müssen, vorzustellen. Das ist vielleicht nicht gerade actionreich und sollte auch nicht unbedingt in die Ecke der Space-Opera eingeordnet werden, doch ist eine Menge Sense Of Wonder vorhanden. Und gerade dieser könnte sich als guter Aufhänger für die Serie erweisen. So viele Produktionen in denen eine Mannschaft auf fremde Dinge und Zivilisationen stößt, und dies unter den widrigsten Umständen erledigen muss, gibt es nicht.

Als Voraussetzung für eine gute Unterhaltung ist jedoch irgendwie zwingend nötig sich nicht an die Bekanntheit der Stimmen zu binden. Damit will ich sagen, das sicher die Absicht dahinter steckt Voyager-Fans an die Serie heran zu bringen, jedoch ein Vergleich mit der Trek-Serie absolut nicht haltbar ist. Alpha-Base mag in der Grundkonzeption verwandt sein, dennoch sollte man die Photonentorpedos im Schrank lasen und der Crew der Base die Chance geben ein Eigenleben zu entwickeln und sich alleine zu behaupten, ohne von der großen Schwester erdrückt zu werden.

Die Spannung der Story ist noch zu ertragen, denn der Erstkontakt geht recht ruhig von statten. Doch muss man ihm eine saubere Inszenierung unterstellen, welche auch damit zusammenhängen mag das sich die Sprecher bereits „kennen“ und auch vielleicht schon ein Gefühl für die Rollen im Vorfeld haben entwickeln können. Die Dialoge wirken lebendig und die akustischen Reaktionen der Personen aufeinander ebenfalls. Auch das unterschiedliche Betonen von Namen ist nicht zu bemerken. Ich schiebe diesen positiven Umstand jetzt einfach einmal auf Peter Brandt und Andreas Beverungen, welche für die Bearbeitung, wie auch für die der Serie „S.I.“, zuständig sind.

Über die Sprecher viele Worte zu verlieren ist eigentlich sinnlos, dennoch werde ich es tun. Gertie Honeck kann auch hier das natürlich-dominante Timbre ihrer Stimme in der Rolle des Kommandanten intensiv anbringen. Frank-Otto Schenk ist erneut ein gute akustische Besetzung für den zweiten Kommandanten. Und auch Stefan Staudinger, Anke Reitzenstein, Michael Iwannek, Michael Tietz, Erich Räuker und kurz Wolfgang Condrus wissen was sie den Rollen zu geben haben um sie lebendig und überzeugend wirken zu lassen.

Ansprechende Geräuschkulisse, gute Musik, eine relativ einfallsreiche Geschichte, perfekte Sprecher und dennoch muss ein Stern dran glauben weil doch irgendwie das Tempo fehlte…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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