01 – Der Zombie aus Rottweilertown

Satchmo-01Cy und Sed sind in ihrer SATCHMO unterwegs zum House-Gig von MOON MODULE MAX 2. Noch ein kurzer Halt am Raumkiosk. Was wartet denn da für ein meteoritenscharfes weibliches Wesen? Die Polianerin Flybo entpuppt sich als perfekte Begleitung für den Party-Trip. Doch es bleibt nicht bei einem unerwarteten Passagier: Als die SATCHMO bei einem Baustellencrash Schiffbruch erleidet, entert ein ausgehungerter Zombie aus Rottweilertown das Cockpit.

TrennstrichBoah Alter,das ist ja voll krass die geile Flashung, wenn man so gegen die Schnuzzeldong verzappelt. Aber als ich dann auch noch den Beat von der neuen Scheibe von Dezanagaflutsch reingezogen bekam, dachte ich meine Synapsen kollabieren mit der absoluten Nirvanastellung im Drabbeldarg.

Alles verstanden? Nein? Ich schon!

Wer sich heutzutage noch ein wenig aus den Hörspielproduktionen der mittlerweile gigantischen Menge an CD-Ausstoß noch ein wenig abheben will, der sollte besser ungewöhnliche Wege gehen.

Schon das Cover der ersten Folge „Satchmo-Trilogie“ ist so ungewöhnlich, das man sich auf den akustischen Inhalt recht schnell optisch eingestimmt hat. Zuerst einmal ist alles dominant bunt und durcheinander gestaltet, als sei dies die Grundeinstellung der Macher, und das Raumschiff der beiden Hauptakteure Cy und Sed kann die Form einer Trompete nicht wirklich verleugnen – womit sich auch schon einmal der Titel „Satchmo“ erklären würde: Louis „Satchmo“ Armstrong.

Und in dieser Verpackung befindet sich ein Hörspiel wie es durchgeknallter kaum sein könnte. Doch wer nun denkt das sich solch eine Produktion als vollkommen neu erweisen wird, der irrt. Zumindest die älteren Hörer sollten sich, insofern sie gerne in ihrer Jugend ins Kino gingen, an Dinge wie den „Dark Star“ von John Carpenter erinnern. Zwar sind die beiden Produktionen in der Handlung nicht wirklich komplett miteinander vergleichbar, aber die „Satchmo“ ist eine konsequente Fortführung der etwas anderen Science-Fiction der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrtausends.

Und in dieser Geschichte, welche den Anschein macht als sei sie durch die Wirkung rauchartiger Substanzen zur Bewustseinserweiterung geboren worden – es aber nicht zwingend so gewesen sein muss – tummeln sich die Gestalten, welche aus den alten Science-Fiction-Parodien im Printbereich irgendwie bekannt sind. Nichts wird ausgelassen, vom Partyleben an Bord des Schiffes bis hin zu sexuellen Preferenzen mit Außerirdischen bei den die jüngeren Exemplare weniger Blessuren zurück lassen als die älteren. Alles läuft sehr schnell ab und man hat überhaupt keine Zeit sich Gedanken darüber zu machen welche unverständlichen Begrifflichkeiten der Planetenoberflächenbeschaffenheit einem da gerade in die Ohren geworfen wurden und wie das Sinn machen könnte – denn den sucht man glücklicherweise vergebens.

Sascha Draeger, Robert Missler, Mario Grete, Simona Pahl und Jürgen Holdorf dürften dem geübten Vielhörerohr sicherlich akustische Begriffe sein und auch Volker Hanisch und Robert Kotulla sind nicht wirklich Hobbysprecher. Damit wäre dann auch das Calling Names des kompletten Casts durch und es bliebe nur zu erwähnen das jeder seine Rolle gut und brauchbar dargestellt hat. Besonders nett fand ich Robert Missler, welcher als durchgeknallter Zombie beweisen kann das er zwar nicht unbedingt in der Lage ist immer stimmlich anders zu klingen, aber dennoch eine Menge Wandelbarkeit im Ausdruck produzieren kann.

Die Inszenierung ist wie eine wilde Achterbahnfahrt, welche eine Begebenheit mit rasender Geschwindigkeit an die nächste hängt. Die Geschichte ermöglicht dies auch problemlos, da die ganzen Fachbegriffe weder Sinn machen, noch wirklich wichtig zum Verständnis der Handlung sind. Effekte und Musik passen sich dem Bild der Produktion an und der gewollte Eindruck, das die Story um die Musik herum gebastelt wurde, geht von der ersten Minute an auf.

Die „Satchmo“ ist definitiv nicht für Kassettenkinder, welche sich immer noch verzweifelt an ihr Medium und die Vorstellung das vor 30 Jahren noch alles besser war klammern, geeignet. Hier wird das Medium Hörspiel in neuerer Form ausgereizt, wie leider immer noch viel zu wenig, und man verkrampft sich nicht in steriler Radiokunst. Bombastischen Soundorgien oder erbrechenslangweiliger Selbstdarstellungen diverser Hobbyschauspieler.

Ich fand diesen Ritt in die zukünftige Vergangenheit der unkonventionellen Science-Fiction erfrischend unterhaltend, auch wegen ihre kurzen Spieldauer von nur 28 Minuten – der Rest is Mucke, ey – denn hier geht es einfach nur darum Spaß zu haben und mehr nicht…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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