01 – Feeder

Schrei-der-Angst-01Phillip Schwarz treibt sein perverses Unwesen. Er mästet Frauen mit seinen Fütterungsmaschinen qualvoll zu Tode. Und nicht nur das: Genüsslich stellt er dem FBI seine Opfer zur Schau. Warum tut er das? Und wer ist das nächste Opfer? Die Agenten nehmen die Verfolgung auf und stoßen dabei des Öfteren an ihre physischen und psychischen Grenzen. Und es ist nicht auszuschließen, dass es dem Hörer ähnlich ergeht.

TrennstrichFeeding ist eine Paraphilie, bei der ein so genannter Feeder (dt. Fütterer) eine andere Person (Feedee, dt. Gefütterter) „anfüttert“, bis sie ein deutliches Übergewicht erreicht hat und deren Figur für ihn sexuell attraktiv ist. Feeding ist in unterschiedlichen Ausprägungen bekannt, von leichtem Übergewicht bis hin zu extremen Formen von Adipositas. In den meisten Fällen handelt es sich um heterosexuelle Beziehungen, bei denen der Feeder ein Mann ist. Es gibt jedoch auch homosexuelle Feeding-Beziehungen. Vor allem bei homosexuellen Männern heißt der Feeder Encourager und der „Gemästete“ Gainer. Unmäßiges Essen ohne Bezug zu einem Partner wird auch als Self-Feeding bezeichnet. In jedem Fall wird weit mehr Nahrung aufgenommen, als für die Sättigung erforderlich wäre. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Feeding

…zur Erklärungen des Begriffes „Feeding“ und „Feeder“.

Es gibt viele Methoden um den Hauptakteur in die Geschichte hinein zu bringen. Hier wird der actionreiche und recht blutige gewählt. Zwar hat der ungewöhnliche Bankraub nicht im entferntesten etwas mit der folgenden Story zu tun, doch orientiert man sich hier an Hollywoodblockbustern, welche auch den Helden zuerst einmal in den größten Schlamassel werfen um zu zeigen mit wem man es zu tun bekommt. Danach wird er mit der ersten Tat seines Gegenspielers konfrontiert und alles geht seinen Gang.

Miguel del Canto, der Hauptheld der Geschichte, ist nicht wirklich ein sympathischer Mensch. Er geht über die Gefühle von Opfern gerne hinweg um seine Fälle aufzuklären. Dies ist keine seiner angeborenen Grundeinstellungen sondern hat sich über Jahre hinweg entwickelt, durch all die unmenschlichen Dinge welche er hat erleben müssen. Er war derjenige welcher das erste Opfer des „Feeders“ gefunden hatte – und dies auch in der unwirklichsten Umgebung und Situation die man sich vorstellen kann.

So ist del Cantos persönliches Interesse daran den Feeder zu finden und zu stoppen mehr als verständlich, wenn auch in diesem Fall nur für den Hörer und den Hauptprotagonisten selbst. Del Cantos Chef sieht seinen Untergeben und dessen Arbeitsmethoden, wie auch Einstellungen, nicht wirklich positiv und behindert so dessen Arbeit, auch wenn er es es „gut“ meinen mag. Dies erschwert del Cantos Ermittlungen und mit einem Kollegen, welcher auch gerne eine bessere Posten bekleiden möchte, muss er sich ebenfalls herum schlagen.

Die Geschichte vom Underdog-Cop der sich mit dem psychopathischsten Gegner seines Lebens herum schlagen muss ist nicht neu und wurde in dieser Art und Weise bereits mehrfach in Schrift und Bild umgesetzt, doch für das Medium Hörspiel ist es ein Novum. Die Story verläuft in bekannten Bahnen, ohne sich jedoch in Stereotypen oder zu vorhersehbaren Stationen zu verrennen.

Das Element des Splatter, welchen man ja bereits nach der Lektüre des Klappentextes ausgiebig vermutet, hält sich angenehm in Grenzen und wird nicht als Mittel zum Zweck genutzt um den Hörer bis zum Erbrechen mit ausschweifenden Detail zu langweilen. Wenn die Spielszenen ein wenig unangenehmer werden, so wurde stets darauf geachtet dies alles mit Niveau zu tun und nicht mit platter Anbiederung von Grausamkeiten und Ekeleffekten.

Nach dem rasanten Beginn der Story verliert diese, zu Gunsten der Ermittlungsarbeit der Cops, ein wenig an Tempo. Dies macht man jedoch durch sehr ausführliche Darstellungen der beteiligten Charaktere und deren Seelenleben wieder wett. Auch hier wurde auf eine gesunde Mischung geachtete und nicht versucht ein Psychodrama zu gestalten, sondern eine gelungene Mixtur aus notwendigem Einblick in die Vergangenheit und Motivation der Akteure und der weiterlaufenden Geschichte.

Der Part von Erzähler Arndt Schmöle ist fast schon gigantisch. In jeder Szene wird er benötigt um die düstere Atmosphäre der Schauplätze an den Zuhörer zu bringen. Dies erledigt er jedoch mit Bravour, denn man hat die Betrachtungsart des „unbeteiligten Erzählers“ gewählt. Zwar variiert er in der Lautstärke seiner Parts, doch steht er stets „beobachtend neben“ dem Geschehen und kommentiert es stimmlich nicht.

Martin May, in der Rolle von Cop „del Canto“, kann durch recht rotziges Timbre und eine Menge Erfahrung als Hörspielsprecher überzeugen. Ebenso Detlef Biestedt, Jona Mues und Dagmar Dreke, welche neben Ernst Meinke (Introsprecher) die einzigen mir bekannten Namen darstellten.

Regisseur Marc Fehse zeigt hier auf, wie auch wenige andere kleinere Label, das nicht der Name des Sprechers die Qualität des Hörspiels bestimmt, sondern die Qualität der Sprecher an sich. Von neunzehn Stimmen waren mir gerade einmal die oben namentlich erwähnten bekannt. Ausreißer im negativen Sinne kann man jedoch nur wenige verbuchen. Und auch diese sind nicht wirklich erschreckend schlecht oder gar von hobbymäßiger Qualität. Ein Calling Names macht hier deshalb auch wenig Sinn und es sei nur erwähnt das die Qualität der Sprecher sehr hoch und gut anzuhören ist.

Ebenso hoch angesiedelt ist die Ausführung von Musik und Effekten. Manchmal schafft es die Inszenierung sogar komplett ohne diese Dinge auszukommen und sich nur auf den Erzähler zu konzentrieren, welcher die Möglichkeiten nutzt die gerade abgelaufene Szene und deren Schrecken beim Zuhörer somit noch mehr zu vertiefen. Ein Spielmittel dessen sich zwar nur recht selten bedient wird, welches aber gerade deshalb umso intensiver auffällt.

„Feeder“ ist nicht der von mir befürchtete platte Ohrhorror welcher von einem unsinnigen Rattenmond beschienen wird und bedient sich nicht billiger Effekthascherei in einer konfus nur auf Ekel und Brutalität ausgelegten Geschichte. „Feeder“ ist ein etwas härterer Thriller mit Anlehnungen an Hollywoodklassikern dieser Gattung und bewegt sich recht sicher auf gerade diesem Terrain, ohne in Extreme abzurutschen…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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