02 – Die Katakomben

Paris ist als die Stadt der Lichter bekannt, eine Metropole berühmt für Romantik und Schönheit. Doch unterhalb der geschäftigen Straßen und Cafés liegen die Katakomben, ein Labyrinth aus zerfallenden Tunneln, angefüllt mit sechs Millionen Toten.

Als eine Videokamera mit mysteriösem Bildmaterial auftaucht, wagt sich eine Gruppe von Freunden in die Tunnel, um Nachforschungen anzustellen. Doch was als unbeschwertes Abenteuer beginnt, wird schnell zum Albtraum, als sie ihr Ziel erreichen – und auf das Böse stoßen, das dort lauert.

Manchmal denkt man: Es gibt Bücher, die versauen einem schon zu Beginn den ganzen Spass am Lesen! Doch dann kommt alles anders, als es sich das Besserwisserchen nach den ersten Sätzen des Prologs gedacht hat.

Auch wenn im zweiten Band der „beängstigendsten Orte der Welt“ direkt im ersten Satz erzählt wird, wer denn alles nicht überleben wird, sollte man diesem Braten unterhalb von Paris nicht wirklich über den Weg trauen.

Und auch der zweite „Kenn ich auch schon“-Gedanke wird in Laufe der Story wieder ad acta gelegt, denn die anfänglich fast identische Besetzung der Protagonisten – welche man meint in dieser Form charakterlich bereits aus „Suicide Forest“ zu kennen – entpuppt sich nicht als das, was man zuerst annimmt.

Die Geschichte beginnt wie „Ein Amerikaner in Paris“, doch ist die Lovestory bald nur noch ein Hintergrundrauschen. Sobald es in die Katakomben unter Paris geht ist an enttäuschte Liebe und Eifersucht nicht mehr wirklich zu denken.

Jedes umblättern einer Seite brachte mich näher an die Protagonisten heran und man kann das knirschen der Knochen unter den Füßen der Urban Explorers – in diesem Fall „Kataphile“ genannt – förmlich hören.

Autor Jeremy Bates scheint sich mittlerweile auf seine Orte eingeschossen zu haben, denn „Die Katakomben“ ließ sich für mich wesentlich flüssiger lesen, als der erste Ausflug der Reihe in den Selbstmörderwald. Irgendwie gaben die unterirdischen Gänge, bei denen man nie voraussehen kann was hinter der nächsten Weggabelung lauert, auch mehr her, als der Forest mit den hängenden Leichen.

Bates greift tief in die Trickkiste des Horrors und schreckt auch nicht davor zurück Nazis aus dem Hut zu zaubern und sie seinen Helden auf den Hals zu hetzen. Doch kann man sich bei keiner Begegnung wirklich sicher sein, ob der Charakter desjenigen auch so bleiben wird, denn Feinde werden zu Freunden und umgekehrt.

Bisher hat es die Reihe auf fünf Ausgaben im englischen Original gebracht. Sollte sich dort die Steigerung so fortsetzen, wären „Helltown“, „Island of the Dolls“ und „Mountain of the Dead“ ein reinlesen wert.

Luzifer Verlag

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)