02 – Gequälte Engel

An einem kalten Frühlingsmorgen in der Grafschaft Cork finden zwei Fischer im Blackwater River den aufgeblähten Körper von Father Heaney. Hände und Füße sind gefesselt und um den Hals trägt er die Würgemale einer Garrotte. Zudem ist er kastriert worden.

Kurz darauf wird ein zweiter Priester auf die gleiche Weise zu Tode gefoltert.
Katie Maguire befürchtet, dass ein Serienmörder gerade erst mit seinen Taten begonnen hat …

Der Klerus steht diesmal im Mittelpunkt des Falls, den Katie Maguire im zweiten Buch bei Festa erleben muss. Muss, weil sie sich sicher ein ruhigeres Leben wünscht und vorstellen kann, als das was sie gerade führen muss. Schon wieder muss, denn Katie wird erneut Hals über Dienstmarke in ein Geschehen hineingeworfen, das nicht von Pappe ist.

Auch wenn ihr Ehemann mittlerweile erfreulicherweise das Zeitliche gesegnet und Katie sich neu verliebt hat, so steht auch dieser Aspekt ihres Lebens unter keinem guten Stern. Hinzu kommt noch der Mord an einem Priester, welcher mit entfernten Hoden von zwei Anglern als Beute aus dem Wasser gefischt wird. Besagter Priester soll sich in seiner Vergangenheit mehrfach an Schülern vergangen haben, war der örtlichen Presse bekannt und ist somit auch scheinbar ein Garant dafür, dass Katie nicht die nötige Ruhe bekommt, die sie benötigt den Fall schnell und reibungslos aufzuklären. Zu alledem ist der Klerus noch sehr daran interesseiert das die ganze Sache nicht wirklich verfolgt und in der Öffentlichkeit breitgetreten wird.

Graham Masterton, der geistige Vater der irischen Ermittlerin, versteht es auch in diesem Fall genau den Fall so abzuwickeln, wie man es von ihm erwartet: schonungslos und ohne Schnörkel. Sicher ist Masterton als einer der „gemäßigteren“ Autoren des Festa Verlages zu bezeichnen, doch gelingt es ihm durch einen kontinuierlich aufgebauten Spannungsbogen und der damit einhergehenden düsteren Stimmung der Geschichte, Dinge wie Splatter oder zu brutale Schilderungen vorneweg lassen zu können m auch den hartgesottendsten Festa-Fan zu begeistern.

Dem spricht auch zu, dass es nicht nur um Verstümmelungen von Priestern geht, denn der Haupttenor des Buches liegt auf dem Missbrauch den diese Geistlichen an Kindern begangen haben, ohne sich dafür verantworten zu müssen. Und auch wenn man das Vorgehen des Täters nicht unbedingt gutheißen kann, so ist es doch nicht verwunderlich sich ab und an in einer Situation während des Lesens vorzufinden in der man sich denkt, dass diese vermeintlichen Saubermänner der Kirche eigentlich nur das bekommen haben, was sie mehr als verdienten.

Masterton beschönigt das Thema nicht und versucht auch die ganze Geschichte zeitlos wirken zu lassen, da sich diese Art von Übergriffen gegenüber Schutzbefohlenen durch die Geschichte der katholischen Kirche ziehen, wie das Amen durch die Bibel.

Katie wächst einem hier noch mehr ans Leserherz als dies eh schon durch die „Bleiche Knochen“ und das kostenlose „Auge um Auge“ geschehen ist, welches man als ebook noch bei Festa bekommen kann – LINK.

Sie steht mitten im Leben und die Dinge, welche sie stets zum Wanken bringen, werfen sie jedoch nach wie vor nicht um. Sie kämpft nicht nur mit den Vorurteilen ihrer männlichen Arbeitskollegen und der Welt da draußen, das eine weibliche Ermittlerin niemals in einer höheren Position des Polizeiapparates eingesetzt werden sollte, auch die Liebe stellt ihr nach wie vor das ein oder andere Stolperbein. Und selbst wenn sie sich von keinem gestellten Problem in die Knie zwingen lässt, ist Katie Maguire alles andere als ein Übermensch an dem alles spurlos vorbeizieht.

Und wieder ist Masterton hier der Master, wenn es darum geht einen sympathischen Charakter, in den man sich recht einfach hineinversetzen kann, ins Renne zu schicken, dafür zu sorgen das man mit ihm leidet und fürchte und am Schluss auch die – wenn auch nicht wirklich rosafarbene – Beendigung der ganzen Sache genießen kann.

Masterton schickte seine Heldin bisher in neun Büchern (die 9 erschien 2018) und zwei Kurzgeschichten (die eine ist besagtes „Auge um Auge“) ins Rennen und ich hoffe das sich Festa dazu durchringen kann, diese neun Fälle und zwei Kurzgeschichten auch dem deutschen Leser in Druckform zur Verfügung zu stellen.

 

 

Festa Verlag

Thomas Rippert
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