Viel Rauch um Nichts? oder Wie produziere ich alles gleichgeschaltet, ohne das es scheinbar jemandem groß auffällt!

Podcast hier, Podcast da, Podcast aus Amerika!

Jetzt ist er komplett durchgeknallt, der Luke mit seiner Meinung!

Nicht wirklich!

Ich habe jetzt 6 Wochen gewartet um mir einen neuen Podcast anzuhören, welcher aus der Schmiede der Public Radio Alliance und Minnow Beats Whale kommt.

Das Ding heißt „FARIE“ und handelt hiervon:

„Welcome to a world where fairy tales do exist, and “once upon a time” is closer, darker, and more dangerous than you imagined. Welcome to the immersive new Parcast original series, Faerie. Available exclusively on Spotify, Faerie follows the investigation of Ryan Bailey—a young woman who saves a man’s life and is thrust into a secret world of mythological creatures called “faeries.” Join Ryan as she unearths more about their mysterious existence and the covert agency charged with protecting them.

Brought to you in partnership with Public Radio Alliance—the team behind the cryptic worlds of Tanis and Rabbits—this 12-episode event features two new episodes every Monday, free and exclusively on Spotify.„

Jawohl, kostenfrei auf Spotify und auch noch in Zusammenarbeit mit Parcast, welches eigentlich für anspruchsvollere Podcasts steht, zumindest meines Erachtens nach.

Doch will ich mal ein wenig ausholen, um die Zusammenhänge zu erklären:

Die Leute von der Public Radio Alliance (irgendwie auch Pacific Northwest Stories ab und an) fingen damals mit „The Black Tapes“ an einen Fakereality-Podcast im Stile von „Serial“ zu produzieren. Um was es darin geht, kann man hier genauer lesen.

„The Black Tapes“ schlug ein wie eine Bombe, die Summe der Patreons ging bis zu fast 2000 US-Dollar pro Folge hoch und erwies sich somit, mit den zusätzlichen Werbeeinblendungen während der Story als kleiner Geldmacher im Podcastgewerbe.

Also schoss man nach und brachte „Tanis“ auf den Weg, welches in höchsten Tönen gelobt wurde, meiner Meinung nach aber den Tapes nicht im entferntesten das Wasser reichen kann. In Tanis sucht ein weiterer Journalist, der auch schon in den Tapes auftauche, nach einem sagenhaften Ort im pazifischen Nordwesten der USA. War die erste Staffel noch ganz nett, so wandelte sich bald alles zur vollkommen bekifften Verschwörungstheoriensuche im Langeweilemodus.

Dem nicht genug, denn „Tanis“ hatte ja auch Erfolg, brachte man das mittlerweile auch in Deutsche übersetze, und bei Audio Now gelaufene, „Rabbits“ heraus. Wieder eine Journalistin, diesmal auf der Suche nach einem geheimen Spiel, welches im Untergrund gespielt wird. Die Hasen brachten es bisher auf eine Staffel, welche den Schnarchfaktor von „Tanis“ sogar noch überbieten konnte. Über das deutschsprachige Debakel bei Audio Now breite ich gnädig das Tuch des Schweigens und Vergessens.

Und noch eine Kuh wurde gemolken, denn man koppelte aus „Tanis“ noch die Story um „The Last Movie“ aus, einem Film der jeden in den Wahnsinn oder Tod trieb, der ihn je gesehen hatte.

Soweit zur Geschichte der PRA (Public Radio Alliance).

Da sich allerdings scheinbar alle Podcasts aus dieser Richtung einer großen Fangemeinde rühmen können, scheint wohl auch Parcast und Spotify mit einem Exclusiv-Angebot die Kuh mit melken zu wollen. Erfreulicherweise hat man den neusten Streich „Faerie“ nicht hinter einer Paywall versteckt, denn dafür auch noch Geld auszugeben, wäre einfach zu viel des Guten! Ich empfand „Faerie“ als eine scheinbar lieblos dahingerotzte Nummer, die nun auch die Tür zum Spotifyversum aufstoßen sollte.

Wieso echauffiere ich mich also?

Seit „The Black Tapes“ leben die Produzenten Nic Silver und Terry Miles davon ein Abziehbild nach dem anderen loszulassen. Stets der gleiche Aufbau der Story, stets Musik die auch in jeden der anderen Podcasts gepasst hätte, stets hören sich die Sprecher gleich an – damit meine ich irgendwie gleich „abgelesen“, auch wenn es immer andere Stimmen sind. Jede Produktion ist so mit den anderen gleichgeschaltet, dass es fast schon schmerzt.

Nun kann man sicher sagen, dass man sich nicht deswegen aufregen sollte, denn man muss es ja erstens nicht hören und zweitens bezahlt man ja auch nichts dafür.

Trotzdem ist diese Art von Podcast, an dem die Leute Geld verdienen – durch ihre Patreons oder durch die geschaltete Werbung, dafür verantwortlich, das andere, wesentlich bessere Podcasts nicht wirklich zum Zuge kommen und im Getröte von „Tanis“ und Co. untergehen.

Besonders dreist empfand ich die in letzter Zeit immer mehr auftretenden Kommentare das die Produktion dieser Podcasts ja eine Menge Geld verschlingen würde und man doch ein Patreon werden sollte, wenn man alles würde hören wollen was denn zur Geschichte gehört.

Auch scheint man die ehemalige Geldkuh „The Black Tapes“ wiederbeleben zu wollen, denn das eigentlich Ende mit der dritten Staffel ist seit Juni 2020 kein Ende mehr, sondern nur noch eine Midseason-Finale!

Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, denn es gibt ein paar Podcasts bei denen ich mich als Patreon registriert habe und bei denen ich auch einen kleinen monatlichen Obulus entrichte. Doch sind diese Podcasts alles andere als von der Stange, so wie die Produktionen der PRA, welche nach den Tapes herauskamen.

Worauf ich hinaus will?

Ich möchte einfach mal eine Lanze für die Podcasts brechen, die nicht durch Getöse auffallen, sondern durch qualitativ hochwertige Produktionen. Diese Produktionen haben meiner Meinung nach mehr die Unterstützung durch ihre Hörer verdient, als glattgebügelte Mainstreamserien nach Schema F, welche leider zu viel Beachtung finden, da sie eben relativ präsent sind und sich selbst dabei auch noch wirklich richtig toll finden.

Also, ich will keinem auf die Füße treten, und hoffe ich habe das hiermit auch nicht getan, aber, liebe Podcastfans, sucht doch einmal unter den unbekannteren Underdogs der Podcastszene nach Produktionen die ihr mögen könntet, gebt ihnen eine Chance und dann überstützt sie auch finanziell, wenn ihr könnt.

Pictures copyright Public Radio Alliance, Minnow Beats Whale & Pacific Northwest Stories

Thomas Rippert
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