Dark Worlds (Alfred Wallon / Verlag Torsten Low)

Die Welt in der nahen Zukunft – oder das, was von ihr noch übrig geblieben ist: Ein lebensfeindlicher und gesetzloser Ort, an dem Menschen zwischen Teermeeren und trockenen Wüsten einen knallharten Überlebenskampf führen. Angeführt vom jungen Ryan, dessen Pflegeeltern einem Mord durch Outlaws zum Opfer gefallen sind.
Dabei hat Ryan neben seiner Rache an den Mördern noch ein weiteres Ziel vor Augen: Er will das sagenumwobene geheime Tunnelsystem tief in den Ausläufern des nördlichen Grand Canyons finden, wo angeblich Luther Collins, ein legendärer General, seine letzte Zuflucht gefunden hat. Mit Hilfe von Collins atomaren Waffenschatz will Ryan endgültig das Böse von dieser Welt verbannen. Ryan ahnt jedoch nicht, dass sein Schicksal und das des einstigen Generals auf untrennbare Weise miteinander verbunden sind. Denn zum einen führt die Spur der flüchtigen Mörder genau an diesen Ort, und zum anderen liegt das Schicksal der gesamten Region in seiner Hand und der von Luther Collins …

Alfred Wallon tanzt nicht nur auf einer Hochzeit, wenn es um die Genre innerhalb seiner schriftstellerischen Tätigkeit geht. Er bewegt sich auf dem Parkett des Horrors genau so schrittsicher wie in der Science-Fiction, der Dystopie und auch der Fantasy.

Doch besonders scheint es ihm der Western angetan zu haben, auf dessen Gebiet er nicht nur die eigene Heftromanserie „Rio Concho“ verfasste, sondern auch zu diversen anderen Serien Romane mit beisteuerte.

„Dark Worlds“ ist nun ein erneuter Ausflug in das Genre der Dystopie – oder Endzeit, wenn man will – in dem er bereits vor ein paar Jahren die Serie „Corrigan“ gemeinsam mit Marten Munsonius konzipiert und verfasst hat.

Doch ist „Dark Worlds“ komplett anders als der gute „Corrigan“ und wer sich eine Art Kopie der damaligen Serie erhofft, wird sicher enttäuscht werden.

Mit den „Dark Worlds“ vermischt Wallon das Genre Endzeit und Western in einer Art, welche mir bisher so noch nicht untergekommen ist. Seine postapokalyptische Szenerie könnte sich genau so gut im alten Wilden Westen – welcher gar nicht so wild gewesen ist und nicht so lange angedauert hat wie man immer vermutet – abspielen, wenn da nicht diverse Abweichungen von der damaligen Lebensweise wären.

Der Hauptakteur des ganzen Spektakels, zum Beispiel, verfügt über Fähigkeiten, welche alles andere als normal sind. Es gibt mutierte Monster, bedingt durch Verstrahlungen. Doch gibt es auch Dinge, welche waschechte Western-Bestandteile sind – Indianer und Co..

Die komplette Story ist in Richtung „Ich räche den Tod meiner Familie!“ ausgerichtet und bewegt sich auch in gewohnten Pfaden solcher Erzählungen. Vermischt wird die Rachestory mit einem totalitären Herrscher, der selbst nach der Entmachtung noch versucht sein Regime am Leben zu erhalten und den Hauptdarsteller um die Ecke zu bringen. Auch versucht Wallon ein gewisses Sense of Wonder ins Spiel zu bringen, indem er in seine Endzeitwelt die Relikte der Vorzeit mit einbaut, welche erst gefunden und verstanden werden wollen. In diesem Fall handelt es sich um ein gigantisches Waffenarsenal – für heutige Maßstäbe sicher nichts Besonderes, in der zukünftigen Welt sicher eine nicht zu unterschätzende Machtposition, wenn man ihrer denn habhaft geworden ist.

Wallons Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, unkompliziert und lässt sich schnell und problemlos hintereinander weg lesen. Er verzichtet auf zu verkopfte Situationen oder zu nervige Erklärungen des Ganzen. Bei Wallon ist es wie es ist und man bekommt spannende und kurzweilige Unterhaltung im recht schnell getaktetem Gewand geboten.

Freunde des Western kommen hier genau so auf ihre Kosten wie Fans der dystopischen Unterhaltung, welche auch bereit sind mal von den ausgetretenen Pfaden der Zombies oder anderen untoten Weltenzerstörern abzuweichen.

„Dark Worlds“ fällt für mich wieder einmal in die Kategorie „Dystopie mal etwas anders!“ und ist aus diesem Grund eine erfrischende Ergänzung zur normalen Endzeit.