Endgame 1-3 (James Frey / Oetinger)

ENDGAME. Zwölf Meteoriten. Zwölf Spieler. Nur einer kommt durch.

Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor. Und nur seine Linie wird überleben, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.

Aufmerksam wurde ich auf „Endgame“ als ich wieder einmal auf der Suche nach einer weiteren Dystopie war, welche es Wert wäre gelesen zu werden. Der Umstand das eigentlich alle Kritiker davon sprachen, dass die Gangart der Erzählung zu brutal für eine Jugendystopie sein, machte mich neugierig, denn die ganzen Bücher um Teenagerliebe zu Zeiten des Weltuntergangs interessieren mich eigentlich nicht wirklich.

Ich möchte hier auch erstmalig Neuland betraten und die drei Bände der Trilogie komplett bewerten, also sozusagen eine Saga-Meinung.

Dabei werden sich Spoiler nicht vermeiden lassen, doch versuche ich sie auf einem extrem niedrigen Niveau und in geringen Anteilen zu halten.

Zuerst einmal fällt auf, dass sich die ganze Geschichte ein wenig wie die „Hunger Games“ liest, denn auch hier geht es um das Überleben des Stärkeren und das ein „District“ von einer Person vertreten wird, welche für ihre Leute im Endgame antritt und für sie kämpft.

Doch findet man hier nicht wirklich sympathische Protagonisten, denn die Verhaltensweisen der meisten der „12“ sind nur schwer nachzuvollziehen und so wollte sich kein Charakter für mich in den Vordergrund stellen, denn ich besonders präferiert, geschweige denn gemacht, hätte.

Das alles muss ja nicht negativ sein, doch wer sich auf dem Kuscheltrip befindet – den im Vergleich zu Endgame sind die „Hunger Games“ dies – der wird mit dieser Trilogie nicht wirklich seine Freude haben.

James Frey liefert hier dennoch eine Serie ab, welche sich mir so noch nicht präsentiert hat. Man merkt den drei Büchern an, dass sie genau für das Publikum angestimmt sind, welche die „Hunger Games“ inhaliert haben und auf genau diese Art von Dystopie abonniert sind, doch ist seine Art des Erzählens und seine Schreibweise wesentlich ruppiger und nicht wirklich gefällig im Jugendliteratur-Sinne.

Frey nimmt sich nicht viel Zeit Alles und Jeden genaustens zu erklären, denn der vordergründige Augenmerk liegt auf Schnelligkeit innerhalb der Erzählung, einem sehr straff gespanntem Spannungsbiogen und dem Wissen das jeder Mensch alles tun würde um zu überleben, koste es was es wolle.

Freys Protagonisten sind fast vollkommen frei von moralischen Dilemmas und verfolgen den tierischen Selbsterhaltungstrieb – welchen wir Menschen ja stets weit von uns weisen zu haben – bis zur teilweise zu akribischen Ausführung im Detail.

Verschnaufpausen in der Geschichte lässt Frey nur zwischen den Bänden an sich zu. In Band Zwei beginnt er mit der Erzählung in nicht ganz so raschem Tempo, zieht dies aber dennoch schnell wieder an um zum Schweinsgalopp des ersten Bandes zurück zu kehren und das lustige Ausrotten der Kämper weiter voran zu treiben. Wie bereits erwähnt, ist mir der Tod eines der „12“ nicht wirklich nahe gegangen und ich kann mir vorstellen das dies vom Autor auch so gewollt gewesen ist. Welcher Leser liest schon weiter, nachdem sein Favorit das Zeitliche gesegnet hat? Ein schlauer Aspekt, denn indem er Non-Likeable-Players erschaffen hat, musste er auch nicht Rücksicht auf Evetybodys-Darling nehmen, welche er definitiv nicht hätte killen können.

Auch wenn die Geschichte in allen drei Bänden nicht so komplex ist, als das man ihr nicht mehr würde folgen könne, sollte man eine Pause zwischen den Büchern einlegen, so hatte es für mich eine nicht von der Hand zu weisende Faszination, alle drei Bände hintereinander weg zu lesen. Gerade so entfaltet sich die ganze Schlagkraft von Welt und Protagonisten besonders intensiv und viele Dinge werden zu „Aha“-Momenten, da die Erinnerung an sie noch frisch ist und man nicht eventuell nachschlagen muss um sich wieder zurecht zu finden.

Besonders positiv ist der Aspekt, das sich – je weiter die ganze Sache voran schreitet – die Handlungsebenen immer mehr zusammen ziehen, denn die Protagonisten und deren Ableben beschränken den Blick mehr auf das wesentlich, als das man zu vielen Handlungsebenen zu lange würde folgen müssen.

Ich habe jetzt mächtig um den heißen Brei herum geschrieben um nicht zu viel zu verraten. Eine Serie komplett zu besprechen ist für mich Neuland und zu viel von der Handlung möchte ich auch nicht verraten. Die drei Bände geben nicht genug Schreibmaterial her, um sie einzeln zu sezieren, als Serie macht es jedoch Sinn.

Für wen eignen sich als die „Endgame“s als Gute Nacht Lektüre?

Jedem, dem die „Hunger Games“ trotz aller negativen Dinge und der doch recht düsteren Stimmung zu süßlich waren! Jedem, der sich damit abfinden kann, dass es keinen Protagonisten gibt, welchen man am liebsten selbst zum Erfolg als Sieger führen möchte! Jeder der eine rasante Fahrt durch eine Welt genießen kann, in der man für kein Geld der Welt auch nur einen Tag verbringen möchte!

Oetinger hat mit „Endgame“ dem deutschen Buchmarkt eine neue Sparte hinzugefügt – Jugenddystopie, nicht geeignet für Jugendliche der zart besaiteten Art.

Anspruchsvoll, auf eigenem Level, brutal, schonungslos und teilweise selbst für einen alten Dystopiefuchs wie mich ansprechend und unterhaltend bis zur letzten Seite.

Thomas Rippert
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