Straight To You (David Moody, Voodoo Press)

Die Sonne stirbt. Die Temperatur steigt Stunde um Stunde, ohne jegliche Pause. Mit diesem Anstieg wird der Planet bald unbewohnbar sein. Alles Leben wird erlöschen. Es könnte in Wochen passieren, in Tagen … vielleicht bleiben uns auch nur Stunden. Die Gesellschaft fängt an zu bröckeln. Die kochende Welt geht in ein Chaos über.
Steven Johnsons Frau ist Hunderte Kilometer entfernt, und alles was zählt, ist, sie vor dem Ende zu erreichen. Er muss jetzt handeln, es bleibt keine Zeit zu stoppen und nachzudenken. Jede Sekunde ist kostbar. Morgen ist es zu spät …

David Moody, der kann doch nur Zombies und Hater! Nein, kann er nicht. Moody kann auch seine alten Werke überarbeiten und zeigen das er mehr zu bieten hat, als nur die Apokalypse durch untote Schlurfer oder durchgeknallte Killer aus der Nachbarschaft.

„Straight to you“ entstand bereits – wie man dem Vorwort des Autors entnehmen kann – bereits im Jahr 1994 und ist somit Moodys Erstlingswerk mit dem er jedoch niemals zufrieden war und es somit nur das Grundgerüst behalten durfte um dann doch noch 20 Jahre später veröffentlicht zu werden.

„Straight to you“ als „nur“ postapokalyptischen Thriller zu bezeichnen, wird dem Buch nicht wirklich gerecht. Zwischen den Buchdeckeln befindet sich eine Menge mehr, als man vielleicht beim Lesen der ersten Seiten erwarten mag. STY (Straight To You) ist ein Road Trip durch die Verzweiflung, ein Spiegel diverse Seelen in denen man sich selbst teilweise widerfinden kann, eine dunkle und realistisch betrachtete Studie der Zivilisation während des Untergangs des Planeten.

Moody verzichtet bei seiner Love Story zwischen Samantha und Steven komplett auf die gewohnten Zuckerwattemomente aus anderen Dystopien in denen es um zwischenmenschliches geht. Auch wird am Ende nicht alles rosarot, was sich aber bereits nach wenigen Seiten andeutet, und seine Helden sind keine, denn sie retten keine kompletten Welten, außer ihrer eigenen, in der sie so gefangen sind wie jeder von uns tagtäglich auch.

STY könnte man somit auch mit „The Road“ vergleichen, auch wenn Cormac MacCarthys Werk an sich noch wesentlich düsterer und gnadenloser ist.

Im Vorwort erklärt Moddy, das er mit der Eindimensionalität seiner Charaktere damals nicht einverstanden gewesen ist und sie somit bei der Neuschreibung der Geschichte komplett umgearbeitet hat. Dies ist ihm gelungen, denn seine Figuren sind realistische geworden und warten mit allen Fehlern und Stärken auf, welche man teilweise bei sich selbst oder in seiner menschlichen Umgebung wiederfindet.

Da gibt es den verhassten Schwiegervater, welcher durch das Leben negativ verändert wurde. Es gibt den in sich gekehrten Ehemann, welcher nach dem Verlust des ungeborenen Kindes emotionalen Schutz in sich selbst sucht und seine Umwelt vollkommen aussperrt. Die Frau, welche versucht ihre Liebe zu retten, auch wenn der Tod des erwarteten Babys und dessen Nachfolgen ihr komplettes Leben zu zerstören drohen. Der Vater, welcher im Alter weise wird und seinem Sohn versucht den Schmerz und die Ungerechtigkeiten des Lebens durch fast schon mantraähnliche Lebensweisheiten ein wenig zu erleichtern. Und und und…. Wer ein Leben hat und sich mit Sozialkontakten schmücken kann, der wird den ein oder anderen hier wiederfinden, wenn nicht sogar sich selbst – zumindest in Teilen.

STY wartet nicht mit atemberaubenden Flucht-, Kampf- und Actionsequenzen auf, denn diese Apokalypse ist zwar End of The World-Material, geht aber sehr realistische Wege, denn die Bedrohung durch eine sterbende Sonne ist vollkommen im Rahmen des natürlich möglichen und steht dem Planeten Erde inklusive Sonnensystem auch eines Tages bevor.

Ich schreibe hier ein wenig um den heißen Brei herum, denn ich möchte nicht zu viel verraten, vor allem was das Ende betrifft – es sei nur erwähnt, dass es konsequent und logisch ist und somit für mich eine der wenigen logisch-nachvollziehbaren Dystopien abliefert, an die ich mich erinnern kann.

Moddy hat hier ein Werk abgeliefert, welches Material hat ein Klassiker des Genres zu werden und sich mit Romanen wie dem bereits erwähnten „The Road“ oder Neville Shutes „On the Beach“ vergleichen lassen kann.

Wer sich einer erwachsenen Dystopie in ruhigerer Gangart hingeben möchte, der ist hier vollkommen gut aufgehoben. Fans von Zombies oder Durchgeknallten, sollten evtl. auf Moddys andere werke zurückgreifen.