Blutportale

Blutportale

Als Saskia bei einem geheimen nächtlichen Fechtturnier von ihrem Gegner mit schnellen Degenstreichen verletzt wird, ahnt sie nicht, dass dies weit mehr für sie bedeutet als eine Niederlage und Narben: Durch ein geheimnisvolles Ritual sind tief verborgene Kräfte in ihr geweckt worden – und Saskia wird so wider Willen zur Figur in einem dunklen Spiel, das vor langer Zeit unterbrochen wurde und nun von neuem beginnt.

Sprecher: Simon Jäger

Autorisierte Lesefassung, 8 CD, Spielzeit: 577 Minuten

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Saskias große Liebe gehört dem Fechtsport. Sie duelliert sich wo und mit wem sie nur kann, in einer anonymen Organisation welche sich Union nennt. Beim Fechtduell gegen den Maitre, ein Kampf um Ehre und Würde gegen den obersten der Rangliste, schafft sie es ihn mit ein paar gezielten Hieben zu verletzen. Dabei wird Saskia jedoch selbst schwer verwundet, da ihr Gegner sich in Rage steigert und sie wie wild attackiert. Obwohl die Wunden sehr stark schmerzen und Saskia auf Rache sinnt lässt sie sich nicht davon abhalten eine Woche später eine Party zu besuchen.

Will, ein Geschäftsfreund von Sakia welcher einen Blumenhändler besitzt, arbeitet zusätzlich in einer Hamburger Villa als Hausverwalter und hat so die Möglichkeit dort die Party steigen zu lassen. Normalerweise feiert Will diese Party jedes Jahr in seinem eigenen Geschäft, dem Blumenladen India, doch dieser wurde verwüstet und ist somit als Location nicht zu gebrauchen. Eine Anwältin hatte Will gebeten sich dafür einzusetzen das der Besitzer der Villa diese an ihren Klienten verkaufen solle. Doch Will weigerte sich sie zu unterstützen, was zu dem Ergebnis führte das ein Schlägertrupp sein Geschäft in Schutt und Asche legte. Will Gul ist Inder und lebt nach den Gesetzen von Kali, Ganesha oder Shiva.

Als das Haus voller Gäste und die Party in vollem Gange ist, entdeckt Saskia eine mit Dämonenfratzen verzierte Tür und öffnet sie. Aus der Tür entflieht ein Wesen welches die Gäste der Party auf brutalste Weise abschlachtet. Einzig Saskia und ihr Freund Will können der Amok laufenden Bestie entkommen. Die Türe war ein Portal welche auch noch ein anderes Wesen in unsere Welt gelassen hat – eine ehemalige Werwölfin namens Justine. Seit sie ihre Seele, kurz nach ihrem Tod, an einen Dämonen verlor ist es ihr nicht mehr geben sich in einem Werwolf zu verwandeln.

Saskia beginnt zu begreifen das dies alles geplant gewesen ist. Der Kampf gegen den Maitre, welcher nicht das ist was er vorgab zu sein, war erst der beginn einer grausigen Reise. Zusammen mit Will und der Ex-Werwölfin Justine macht sich Saskia daran eine wahre Flut an unterschiedlichsten Nachtwesen und Teufelsdienern davon abzuhalten die Weltherrschaft an sich zu reisen.

Dies ist nicht Markus Heitz, der Name des Autors, erste Berührung mit den Wesen der Nacht. Nicht nur Fantasywelten nennt er sein literarisches Eigen, sondern auch diverse andere Monster hat er schon auf den geneigten Hörer los gelassen. Vampire waren es in „Kinder des Judas“ und Werwölfe, so wie andere lycanthrope Wandelwesen, bevölkerten den Zweiteiler „Ritus“ und „Sanctum“.

So bedient sich Heitz auch hier wieder dieser Wesen und lässt sogar eine alte Bekannte, zumindest eine Nebenfigur, auftauchen. Justine war schon in „Ritus“ und „Sanctum“ aktiv, doch kann sie hier nicht mehr die Dinge tun welche sie dort noch konnte. Der Werwolf in ihr ist fort, auch wenn er einen großen Teil ihres Seins ausgemacht hat. Doch mutiert sie deshalb nicht zum schwächlichen Charakter und kann es mit Will und Saskia gut aufnehmen.

Heitz verpasst Saskia eine Gabe welche es ermöglicht nicht nur in der Gegenwart mit den Bösewichtern zu kämpfen, sondern auch die Vergangenheit und Zukunft in das Spiel mit zu integrieren. Und es wird sowieso nicht langweilig da er ebenfalls alles in zwei Handlungsebene aufgeteilt hat. In der einen machen sich Saskia und ihre Freunde dran die Welt zu retten. In der anderen geht der Maitre seinen eigenen Zielen nach, welche sich mit den von Saskia nicht wirklich decken.

Die Distanz zur Trivialität scheint Markus Heitz hier vollkommen verloren zu haben. Sicher ist sein Ausdruck weit weg von dem was man als Trivialliteratur bezeichnen mag, doch macht dieser Roman einen frischeren und lebendigeren Eindruck als die vorherigen Werke. Er lässt die Kreaturen metzeln was das Zeug hält und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren einen sehr anspruchsvoll verfassten Heftroman aus den siebziger Jahren zu Gehör gebracht zu bekommen. Er setzt eindeutig mehr Action ein und dies tut dem Hörbuch sehr gut. Auch zeichnet er die Figuren nicht in den bekannten Farben sondern lässt die Kreaturen etwas individueller in ihren Verhaltensweisen variieren.

Das Hörbuch steigt sofort ohne großes Federlesen in die Geschichte ein und lässt Saskia kniehoch durch Leichenberge und Blut stapfen. Nach ein paar recht ausführlichen Schilderungen der Bluttat geht es zurück in die Vergangenheit um die Ereignisse bis zum Punkt von Saskias erwachen in der Villa voller zerfetzter Leichen zu schildern. Nachdem man die einzelnen Spieler kennen gelernt hat, geht es dann auch recht zügig und ohne viel Geschnörkel weiter und zwischendrin auch recht heftig zur Sache.

Wo Simon drauf steht ist auch immer ein Jäger drin! Simon Jägers Erfahrung als Hörbuchsprecher ist mittlerweile gewaltig. Gerade die dunkleren Geschichten sind seine Domäne und so bekommt man hier auch ein wahres Inferno an intensiven Szene und Momenten von ihm akustisch angeboten. Der Grusel ist für ihn kein fremdes Metier und er versteht die Figuren mittlerweile so gut das er ihnen ihre Eigenarten akustisch recht leicht abringen kann. Ein kleiner Akzent, eine Nuance die Stimme nach oben oder unten verschoben oder das Sprachtempo variiert – all das belebt die Lesung und versorgt den Hörer mit über 500 sehr unterhaltsamen und bewegenden Minuten.

Horror ohne viele Schnörkel, blutig und gemein, brutal und angsteinflößend aber immer unterhaltend vorgetragen…

Thomas Rippert
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