Buch der schwarzen Geheimnisse, Das

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Auf der Flucht vor seiner Vergangenheit rast Ludlow durch die Nacht, als blinder Passagier an eine Kutsche geklammert. Schließlich landet er beim Pfandleiher Joe Zabbidou, der einen besonderen Handel treibt: Er kauft Geheimnisse und trägt sie in sein schwarzes Buch ein. Doch bald reicht es den Dorfbewohnern nicht mehr, ihre Schuld zu verkaufen. Und auch Ludlow verbirgt ein dunkles Geheimnis. Das Netz um den Meister und seinen Lehrling zieht sich zu …

Gesprochen von: Marion Elskis, Andreas Fröhlich, Elga Schütz, Jürgen Thormann, Felix von Manteuffel, Peter Weis, Santiago Ziesmer

Szenische Lesung, 4 CD, Spielzeit: 316 Minuten

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Schlechter wie Ludlow Fitch kann man kaum aufwachsen. Seine Eltern sind verroht und dem Alkohol verfallen. Als sie eines Tages beschließen die Zähne ihres Sohnes an einen Zahnarzt zu verhökern nimmt Ludlow reißaus. Er flieht aus der Stadt in der er nur Armut, Gewalt und keine Zukunft gefunden hat und macht sich auf den Weg. Der Zufall, er klammert sich an eine Kutsche, verschlägt es ihn in das kleine Dörfchen Pagus Parvus. Dort lernt er Joe Zabbidou, einen Pfandleiher, kennen. Dieser bietet ihm Arbeit, Unterkunft und eine Perspektive an – doch ist sie nicht so wie Ludlow sich das gedacht hatte. Joe Zabbidou ist kein gewöhnlicher Pfandleiher. Tagsüber geht er dem normalen Geschäft nach und nimmt Gegenstände in Verwahrung, doch des Nachts werden ihm Dinge gebracht die ein normaler Pfandleiher nicht beleihen würde – Geheimnisse. Diese Geheimnisse werden in ein schwarzes Buch geschrieben, während der Beleihende sie erzählt, danach werden sie bezahlt und können ihr Geheimnis so lange in Zabbidous Obhut belassen wie sie wollen. Dies hat nicht nur den Vorteil des Geldes, die Beleihenden sind nach der Erzählung auch stets erleichtert.

Ludlow willigt ein und nimmt die Arbeit an. Er soll die Geheimnisse nun in das Buch schreiben, was er auch zur vollsten Zufriedenheit erledigt. Doch viele der Geheimnisse drehen sich um den mächtigsten Mann im Dorf: Jeremiah Ratchet. Ratchet hat eine Menge böser Dinge auf seinem Kerbholz und schreckt selbst nicht davor zurück den Totengräber zum Leichenraub zu zwingen, da dieser ein hohe Summe schulden bei ihm hat. Immer mehr düstere Geheimnisse kommen zusammen und Joe macht sich Ratchet immer mehr zum Feind. Auch versuchen die Dorfbewohner Joe dazu zu bewegen etwas gegen Ratchet zu unternehmen. Die Situation spitzt sich immer mehr zu und Ludlow gerät, zusammen mit Joe, in eine gefährliche Situation.

Die Bezeichnung Fantasy fällt mir hier nicht leicht, auch wenn sie zutreffend ist. Die ganze Geschichte ist sehr nah an der Realität dran und die Geheimnisse der Dorfbewohner könnten ganz normale alltägliche Begebenheiten der damaligen Zeit sein. Alles beginnt recht rasant und unheimlich mit der Flucht von Ludlow aus der bedrohlichen Stadt und weg von den alkoholkranken Eltern. Diesem recht atemlosen Anfang schließen sich zuerst ein paar genaue Charakterstudien an und man bekommt einen guten Einblick in das Umfeld in dem die Geschichte spielt sowie die einzelnen Hauptakteuren die man durch das Geschehen hinweg begleitet. Jeder einzelne Akteur wird dabei recht genau beleuchtet, wobei sich die Erzähler der Geheimnisse charakterlich überwiegend nur durch die Geschichten offenbaren, während Joe und Ludlow genauer unter die Lupe genommen werden. Auch wird die damalige Zeit, ich vermute mal die Zeit des Beginns der Industrialisierung, sehr genau geschildert und die sozialen Umstände gut vermittelt.

Die Bezeichnung „szenische Lesung“ wollte für mich diesmal nicht so recht passen. Die Einschübe der einzelnen Geheimniserzähler werden zwar von unterschiedlichen Sprechern bestritten, doch sind keine Momente einer angedeuteten Spielhandlung vorhanden. Jeder einzelne Sprecher ist für sich und spricht auch die anderen Charaktere mit die gerade in der Szene agieren. So spricht Felix von Manteuffel auch die Sätze von „Ludlow“ in seinen Erzählparts, wobei Santiago Ziesmer wiederum die Parts von „Ludlow“ in dessen Szenen übernimmt und dort auch die anderen Charakter mit interpretiert. Andreas Fröhlich, Jürgen Thormann, Elga Schütz, Peter Weis und Marion Elskis, als Stimme der Autorin F. E. Higgins, runden das Bild der Sprecher ab. Jeder macht für sich einen guten Job und bringt seinen Part intensiv an den Zuhörer, doch hätte ich ein wenig mehr Interaktion der Sprecher gut gefunden. Auch wären ein paar Geräusche oder Musiken sicher nicht unpassend gewesen.

Stimmungsvoll ist das Hörbuch auf jeden Fall. Auch wenn man nicht sofort Fantasy darin erkennt, so müssen es nicht immer fremde Welten oder Fabelwesen sein die den Zuhörer fesseln oder gar gruseln können. Hier sind es eben die tieferen Abgründe der menschlichen Seele und die Dinge die viele bereit sind zu tun…

Thomas Rippert
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