Femeiche, Die

femeiche

In diesem interaktiven Hörbuch trifft der Hörer die Entscheidungen für den jungen Protagonisten Sven. Eines Nachts streikt sein Auto – ausgerechnet bei dem Dorf Erle, wo auf einer 2000 Jahre alten Eiche ein schrecklicher Fluch lastet. Die Toten erheben sich und Sven muss verhindern, dass eine junge Frau, die seiner Freundin Lara täuschend ähnlich sieht, hingerichtet wird.

Sprecher: Manfred Lehmann

3 CD, Gesamtspielzeit: 200 Minuten

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Als das Auto von Sven Karstens eines Abends auf der Landstraße stehen bleibt, ahnt er noch nicht mit was für einem Albtraum er bald konfrontiert werden wird. Nachdem er sich mit seiner Freundin Lara gestritten hat ist er in sein Auto gestiegen um sich mit einer Fahrt durch die Landschaft abzulenken. Doch als sein Auto stehen bleibt und ihm anzeigt das er kein Benzin mehr im Tank habe, ist er mehr als verwundert. Die Tankanzeige blinkt doch der Bordcomputer zeigt an das er mit der Tankfüllung noch 234 Kilometer würde fahren können. Sven erblickt ein Notrufsäule, welche eher nicht auf normalen Landstraßen anzutreffen sind und ein Ortschaft ist in der Nähe zu sehen. Hier beginnt das Abenteuer…

Die Geschichte, welche Sven Karstens, erleben muss mutet an als wäre sie von den Gruselromanen der siebziger Jahre inspiriert. Die Atmosphäre ist sehr ähnlich und die ganze Stimmung entspricht dem eines sehr guten Groschengruslers.

Doch erlebt nicht wirklich Sven Karstens die Geschichte sondern der Zuhörer selbst. Er schlüpft in die Rolle des jungen Manns und kann entscheiden wie Sven sich weiter zu verhalten hat und welche Konsequenzen aus dieser Entscheidung entstehen können. Warum ein männlicher Protagonist ausgewählt wurde kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber es mag eventuell daran liegen das sich eher die Männer dem Grusel näher fühlen als es die Frauen tun.

Nach fast jedem Kapitel hat man die Möglichkeit sich zu entscheiden. Manfred Lehmann gibt zwei Möglichkeiten vor und nennt die Nummer des Tracks in dem es weiter gehen wird, je nachdem was man tun möchte. Danach folgt ein kurzes Musikstück um Zeit zum nachdenken zu gewährleisten. Manchmal muss man auch das Schicksal entscheiden lassen und man hat nur die Wahl der Tracknummer, nicht der Aktion. Bei anderen Tracks wiederum wird nur auf den fortsetzenden Track verwiesen welcher die Handlung dann nahtlos weiter führt.

Was als reine Lesung ausgewiesen wird, ist jedoch eine inszenierte Lesung vom feinsten. Schon von der ersten Minute an sind Geräusche vorhanden, werden Soundeffekte eingesetzt und Musikstücke unterlegt. So bekommt man alle notwendigen Geräusche geboten die gerade notwendig sind um die Szene glaubwürdig zu gestalten.

Gruselig geht es allemal zu, denn die ganze Grundstimmung ist von Beginn an sehr düster und bedrückend. Das Ambiente des kleinen Dorfes, irgendwo in einem gottverlassenen Landstrich, bietet genug Möglichkeiten um den Sinnen etwas vor zu gaukeln oder realen Grusel lebendig werden zu lassen. Das ganze dann auch noch in die Zeit nach Sonnenuntergang versetzt und fertig ist die optimale Bühne für ein Schauerspiel in dem man selbst die Fäden in der Hand halten darf.

Man hat viele Möglichkeiten sich dem Ende der Geschichte zu nähern und jeder braucht ein recht unterschiedliches Maß an Zeit. Manchmal ist es ratsam neugierig zu sein und manchmal besser nicht. Ob man den Helden spielen möchte ist auch stets die Frage, oder ob man lieber vorsichtig ist. Und nichts entwickelt sich so wie man „sicher“ erwartet.

Dieser Umstand ist auch der Lesung von Manfred Lehmann zu verdanken. Er liest jede Entscheidung, oder besser den Beginn des nächsten Tracks, so vor als habe man sich richtig entschieden – auch wenn dem nicht unbedingt so ist. Auch sonst lebt die Lesung sehr stark von seiner Interpretation der einzelnen Figuren. Diese werden noch zusätzlich durch akustische Effekte verfeinert und unterstützt. Wenn die Person als „Frau links im Raum stehend“ beschrieben wird, so ist sie beim sprechen auch nur auf den linken Seite zu hören und wird von Manfred Lehmann auch als Frauenstimme gesprochen. So begleitet er denn den agierenden Zuhörer durch die Geschichte und ist nicht wirklich auf der Seite des Hörers, da man sich nicht nach seinen Betonungen oder Interpretationen richten kann.

Man kann viele Wege gehen und so bietet diese Produktion zwar eine Gesamtspielzeit von 200 Minuten, jedoch einen mehrfachen Gruselspaß welcher bedeutend länger zu genießen ist…

Thomas Rippert
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