Himmel und Hölle

Himmel-und-Hoelle

Welche Farbe hat die Liebe? Stell dir eine Welt vor, in der im Kino die Bösen immer weiß sind! In dieser Welt leben Callum und Sephy. Callum ist ein Zero, ein Bürger zweiter Klasse. Sephy ist eine Alpha und die Tochter eines der mächtigsten Männer des Landes. Callum ist weiß. Sephy ist schwarz. Hat eine Liebe in dieser Welt überhaupt eine Chance?

Sprecher: Jona Mues, Christian Stark, Friederike Kempter

4 CD, Spielzeit: 340 Minuten

Trennstrich

Was wäre wenn? Mit dieser Frage beschäftigt sich das komplette Hörbuch und ordnet sich schon einmal selbst in eine Kategorie ein, welche sonst nicht so einfach für diese Geschichte zu finden gewesen wäre: Science-Fiction.

In dieser Welt, welche nicht die unsere ist – oder zumindest nicht mehr, verdreht Autorin Malorie Blackman einfach nur die Verhältnisse, welche uns durch unsere eigene Geschichte nur zu bekannt sind. Sie verwendet die Geschehnisse, welche in den USA noch bis weit in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geherrscht haben und dreht einfach alles um.

Sie schildert die Zwei-Klassen-Gesellschaft der Alphas und Zeros. Die Zeros waren einstmals die Sklaven der Alphas, doch wurden sie, wie auch die Sklaven in unserem Universum, befreit und leben nun als Menschen zweiter Klasse in der Gesellschaft. Nur mit dem Unterschied das die Alphas eine schwarze Hautfarbe besitzen und die Zeros weiß sind. Soweit sicher nicht sonderlich innovativ und aufregend, wenn die Autorin nicht einen Twist mit eingebaut hätte: Romeo und Julia.

Oder in diesem Fall besser: Sephy und Callum.

Die Autorin zeigt das der Rassenhass nicht angeboren ist, sondern sich erst durch die ständige Einwirkung der Außenwelt auf die Kinder überträgt, denn es gibt viele Freundschaften zwischen Alphas und Zeros, die jedoch nach dem erwachsen werden enden, da sich die Jugendlichen dem gesellschaftlichen Druck anpassen. Und so ist die Liebe zwischen Selphy und Callum ein Tabu und kann nicht geduldet werden.

Dort wo Seplhy eigentlich ein relativ angenehmes Leben führt, von den Degenerationserscheinungen der Menschen welche alles besitzen einmal abgesehen, so muss ich Callum jeden Tag einer Menge unerfreulicher Dinge stellen. Obwohl er älter als Selphy ist, wird er in die selbe Schulklasse eingestuft, denn jeder Zero wird für dumm gehalten und auch so intellektuell behandelt. Auch sind beiden Familien nicht gerade ein Hort der Sicherheit für die Beiden, da alle anderen Familienmitglieder sich eher um sich selbst denn um die Gemeinschaft der Familie kümmern. So sind sie sich denn gegenseitig ihre stärkste Stütze und helfen sich durch den Alltag zu kommen. Und dadurch vertieft sich ihre Liebe immer mehr. Doch wird diese immer stärker auf die Probe gestellt und beide müssen sich bald entscheiden auf welche Seite sie gehören und ob alles kämpfen auch wirklich wert ist.

In „Himmel und Hölle“ gibt es keine objektive Seite an die sich der Zuhörer halten könnte. Jeder Seite hat aus ihrer Sicht der Dinge irgendwie Recht und jede Seite ist nicht von Grund auf Böse oder Gut. So existieren drei Perspektiven, welche der Zuhörer alle sichten und auch für sich subjektiv bewerten kann. Zum einen gibt es die Sicht der Welt an sich, dann den Blickwinkel von Selphy und den von Callum.

Das Hörbuch trägt dieser Dreiteilung sehr gut Rechnung indem man drei Sprecher eingesetzt hat um alles intensiver an den Zuhörer zu bringen. Die Rahmenhandlung wird von Christian Stark gesprochen. Der Part von „Selphy“ wurde von Friederike Kempter und der Part des „Callum“ von Jona Mues übernommen. So kommt man erst gar nicht dazu sich in der der sehr ausführlichen Geschichte zu verheddern und hat auch gleichzeitig einen tieferen Bezug zu den beiden Hauptfiguren.

Alle drei Sprecher machen einen guten Job. Christian Stark versucht erst gar nicht einen unbeteiligten Blickwinkel zu erzeugen, sondern lebt die Zwischenspiele genau so aus wie die beiden Sprecher der Jugendlichen. Kempter und Mues hingegen haben da auch ein etwas einfacheres Spiel und leben die Figuren einfach so wie man sie sich vorstellt vor.

Mag man auch zwischendurch in die Stimmung verfallen das dies alles eine sehr düstere Utopie ist, so wird doch recht schnell wieder klar das diese Fiction gar nicht so Fiction ist wie sie es gerne wäre. Die hier geschilderten Umstände sind, in gewissen Teilen, immer noch Realität und werden immer noch gelebt. Einzige Fiction daran ist, das die Hautfarbe eine Wechsel durch gemacht hat – ansonsten ist der Rest Weltgeschichte…

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)