Ice Station

Ice-Station

Eine Forschungsstation irgendwo im blendend weißen Nichts der Antarktis. Ein Team aus US-Wissenschaftlern macht auf einem Routine-Tauchgang eine unglaubliche Entdeckung: Tief unten, mitten in einer Schicht aus über 100 Millionen Jahre altem Eis, liegt ein riesiges Objekt. Ein Objekt aus Metall. Doch dann gibt es plötzlich Probleme. Das Letzte, was die Kameraden in der Ice Station von ihren Männern hören, die sich 3000 Fuß unter der Wasseroberfläche befinden: Sie haben ein Raumschiff entdeckt. Ein Elitetrupp der US-Marines unter Führung des charismatischen Lieutenants Shane Schofield wird entsandt, um den rätselhaften Vorgang aufzuklären. Ein verschworener Haufen, knallhart und furchtlos. Ihrem Lieutenant würden sie bis in die Hölle folgen. Und genau dorthin wird er sie führen …

Sprecher: Jürgen Holdorf

13 CD, Spielzeit: 1000 Minuten

Trennstrich

Womit die Handlung auch schon fast zu 2/3 vom Klappentext abgedeckt worden wäre. Es kommen jetzt noch ein paar Animositäten zwischen Frankreich und Amerika hinzu – und fertig ist der Plot für eine Geschichte die man sicher gut lesen aber nur sehr schwer hören kann, zumindest was den, oder besser diesen, Sprecher angeht.

Science Fiction wird hier verzweifelt gesucht denn das gefundene Raumschiff ist nur Mittel zum Zweck um zu zeigen das dieser Kampf in der Antarktis auch seine Begründung hat. Ansonsten bekommt man eine Art „Stirb Langsam“ in der Eiswüste geliefert in dem alles vorhanden ist was eine solche Geschichte ausmacht. Nicht gerade zimperlich wird mit der Darstellung von Gewalt in sehr vielen Spielarten umgegangen. Da werden Körper von Armbrustpfeilen in lebendige Zielscheiben umgewandelt, Splittergranaten erledigen ihren Job und auch sonst wird so manch motiviertes Blutbad angerichtet das ausführlichst vom Autor zelebriert wird. Doch sind es nicht nur die menschlichen Protagonisten der Geschichte welche sich als Werkzeuge des Austobens des Autors beteiligen dürfen – ein paar Killerwale gibt es auch noch und die sind nicht die netten „Free Willys“ wie man sie aus dem Kino kennt.

Vermischt hat Matthew Reilly hier alles was man für einen, wenn auch recht simpel gestrickten, Thriller benötigt:Stereotype Charaktere an die sich der Zuhörer schnell gewöhnt hat da er sie schon zum x-ten Male präsentiert bekommt. Eine Verschwörungstheorie die zwar hahnebüchend ist doch mit gutem Willen auch spielend widerlegt werden könnte – würde man sich die Mühe machen. Ein Kind das in all dem ganzen Durcheinander in Not gerät und dessen niedliches Haustier, so wie das Kind auch, dem unbesiegbaren Supersoldatenanführer der amerikanischen Fahnenschwinger-Befreiertruppe so ans Herz wächst das er doch nicht nur die stupide Killermaschine ist die er ja unbedingt sein soll und auch sein will.

Und einen unberechenbaren Gegner gibt es auch: die Franzosen. Denn nicht nur auf dem Parkett der NATO-Verhandlungen, welche nebenbei auch mal erwähnt werden und bei denen die Motivation de beiden Kampftruppen in der Antarktis erklärt werden soll, stehen sich die Nationen streitbar gegenüber. So wird alles in diesen Roman gepackt was für kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch sorgen könnte und als Buch dies auch sicher tut. Action, recht brutal zum Teil, Liebe, Freundschaft, Unerklärliches, Nationengeplänkel, Technobabble, Tierschutz und Patriotismus – das liest sich ja alles ganz nett…

…doch dann beginnt der Erzähler und man hat das Gefühl das dies alles gerade in diesem Moment geschehen würde und Jürgen Holdorf eine minimal emotionale Variante der Tagesschau präsentiere. Holdorf geht durch die Geschichte wie durch die Lesung eines Sachbuches, fast ohne Emotion und Spiel. Teilweise werden die Passagen von ihm förmliche herunter geleiert und man hat Schwierigkeiten der Geschichte zu folgen da er sich in längeren Sätzen auch schon einmal verliert und man sich nicht mehr so ganz erinnert wo er eigentlich begonnen hatte. Gerade solch eine Geschichte wie „Ice Station“ wäre genau das richtige für einen Sprecher der ein wenig die Charaktere variiert und auch in der Lage ist stimmlich Spannung zu erzeugen, ohne alles wie eine Dokumentation wirken zu lassen. Da der australische Autor sich ja schon des amerikanischen Patriotismus bedient, sicher um aus erstem Grund den US-Buchmarkt vollkommen abzufrühstücken, und sein Figuren danach agieren lässt, wäre es ein relativ leichtes gewesen dieses auch gesprochen umzusetzen – selbst wenn man die Charaktere etwas satirisch überzogen hätte – so wie sie in den „Die Hard“-Filmen auch ausgelebt werden. Doch leider ist dies hier nicht der Fall. Nüchtern vorgelesen und fast ohne jeden Bezug zum „realen Geschehen“ der Geschichte bekommt Jürgen Holdorf das ganze einfach nicht in den Griff.

Eine gute Chance leicht Unterhaltungskost in eine gute Lesung umzusetzen. Doch leider wurde sie nicht genutzt…

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)