Mars-Chroniken, Die

Mars-Chroniken

Im Januar 1999 beginnt die Kolonisation des Planeten Mars. Dort wachsen goldene Früchte an kristallenen Wänden, doch das Leben auf dem Mars ist demjenigen auf der Erde gar nicht so unähnlich…

Sprecher: Rufus Beck

Ungekürzte Lesung, 8 CD, Spielzeit: 621 Minuten

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Die Mars-Chroniken laufen zwar unter dem Überbegriff Science-Fiction, doch sind sie eher als ein gesellschaftskritisches Gesamtwerk anzusehen welches sich dem Medium der SF bedient.

Das, was sich dort in dieser Aneinanderreihung von Kurzgeschichten abspielt, ist nichts anderes als eine Darstellung der Besiedlungspolitik welche die Menschheit bereits seit Jahrtausenden betreibt. Das überlegene Volk fällt in die Gebiete der Unterlegenen ein und vertreibt die ehemaligen Einwohner soweit das es teilweise bis zur Ausrottung geht. Was hier die Marsianer sind, waren damals die Indianer und viele andere Kulturen welche dem menschlichen Expansionswillen ausgeliefert waren.

Bradbury schildert hier im Zeitraum von siebenundzwanzig Jahren die Eroberung und Besiedlung des Mars durch die Menschen. Dabei lässt er keine Facette dieser Geschehnisse aus. Die Seite der Erdbewohner wird genau so intensiv geschildert wie die der Marsianer. Auch geht Bradbury recht nah auf die Kultur der Marsianer ein und zeigt somit auf, was denn dort wertvollen zunichte gemacht wird.

Auch legt Bradbury sich bei der Gangart der Geschichten nicht genau fest. Er wechselt von sarkastischen Schilderungen über tief gehende Schicksalsschläge hin zu Betrachtungen über die Ausübung Freiheit oder die Auswirkungen von Einsamkeit.

Wer hier Weltraumaction mit Geballere und Kämpfen erwartet, der wird bitter enttäuscht werden. Auch wenn die Geschichten mehr als sechzig Jahre auf dem Buckel haben, so ist ihre Aktualität doch immer noch vorhanden. Nur sind Bradburys Schilderungen eher etwa für Leute die Geschichten bevorzugen welche ihre Protagonisten nicht nur oberflächlich abhandeln, sonder auch bis in kleinste Detail der machbaren Tiefe gehen

Und genau so ruhig und eindringlich wie die Geschichte geschrieben ist, so liest Rufus Beck sie auch vor. Viel Möglichkeit zum Spiel bleibt ihm nicht, dafür ist das Thema zu ernst und zu nah an der Realität dran, doch bewegt er sich über die ganzen acht CD hinweg auf sehr gut hörbarem Terrain. Jede Betonung sitzt und sein Sprachfluss passt sich den jeweiligen Kapiteln individuell an. Unterstützt wird er dabei von eine wenig Musik, welche aber eher die Kapitel trennt denn das sie die Lesung untermalt. Auch daran ist Beck instrumental beteiligt.

Dieser Lesung liegt die Neuübersetzung aus dem Jahre 2008 zu Grunde. Diese enthält die Neufassung von 1997 welche auch die zusätzlichen Kapitel „Die Feuerballons“ und „Die Wildnis“ hinzu gefügt wurden.

Das Booklet weißt zwei informative Einleitungen auf. Die eine von Ray Bradbury, in welcher schildert wie es zu den Chroniken kam und wie sie entstanden. Die andere von Rufus Beck, in der er seine Gedanken zu Bradbury dem Leser nahe bringt.

Unterhaltsam für diejenigen Zuhörer welche nicht die schnelle Unterhaltung suchen und gewillt sind sich auf eine Trip einzulassen der sicher nicht immer mit angenehmen Selbsterkenntnissen verbunden ist…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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