Nebra

Nebra

Rund um den Brocken im Harz bereiten sich Hotels und Gemeinden auf den Touristenrummel zu Walpurgis vor. Auch die Archäologin Hannah Peters ist dort unterwegs; sie soll im Auftrag des Landesmuseums die geheimnisumwitterte Himmelsscheibe von Nebra erforschen, einen sensationellen bronzezeitlichen Fund aus der Gegend – und kommt keinen Schritt weiter. Was sie nicht wissen kann: Die Scheibe ist das Objekt der Begierde eines dunklen Kultes, der in den Höhlen des Harzgebirges seit langem darauf lauert, einen alles vernichtenden Ritus zu zelebrieren.

Sprecher: Franziska Pigulla

Autorisierte Lesefassung, 6 CD, Spielzeit: 443 Minuten

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Hannah Peters ist auf dem Weg in den Harz, genauer gesagt auf dem Weg zum Brocken. Die Archäologin soll dort im Auftrag des Landesmuseums ein Geheimnis erforschen an dem sich bisher viele die Zähne aus gebissen haben. Die Himmelscheibe von Nebra wurde dort in der Gegend gefunden und Hannah kommt bei ihrer Arbeit an diesem bronzezeitlichen Artefakt nicht einen Schritt weiter.

Doch nicht nur Hannah und das Museum interessieren sich für das Artefakt. Ein uralter Kult will die Himmelscheibe in seinen Besitz bringen um damit ein Ritual zu vollziehen das die Welt ins Chaos stürzen soll. Doch bekommt Hannah von all dem vorerst nichts mit und als sie noch jemanden kennen lernt der ihr bei den Forschungen weiter helfen könnte, scheint für sie alles wieder bestens zu laufen. Doch als die Himmelscheibe verschwindet macht sich eine Bedrohung über dem Brocken breit welche sich durch seltsame Himmelerscheinungen ankündigt und nichts Gutes verheißt.

Wer die Bücher von Thomas Thiemeyer kennt, dem sollte der Name Hannah Peters bekannt vorkommen. Sie trat bereits in seinem Roman „Medusa“ auf, doch haben die Geschichten sonst keinerlei Verbindung bis auf den weiblichen Hauptdarsteller.

Thiemeyer bedient sich hier einer Kulisse welche nicht wirklich ungewöhnlich ist für die phantastische Literatur aus Deutschland – dem Brocken. Dieser mystische Knotenpunkt des Hexenglaubens diente schon des öfteren als Hintergrund, wenn auch zumeist in den Gefilden der Trivialliteratur des Heftromans denn in einem Buch das als „normal“ von den meisten Betonköpfen, die eine Unterteilung benötigen, eingestuft wird.

Auch ansonsten vermischt Thiemeyer hier alles was dem Liebhaber der gruseligen Unterhaltung bekannt vorkommen könnte und erzeugt somit auch eine sofortige Verbundenheit des Hörers mit der Geschichte, dem Handlungsort und den übernatürlichen Dingen welche dort vor sich gehen. Auch sind die ganzen Charaktere nicht wirklich innovativ angelegt, doch ergeht sich Thiemeyer nicht in zu starken Stereotypen, sondern lässt alt bekanntes eben mit neuen Facette agieren.

Bisher ist mir nur Thiemeyers „Magma“ bekannt und „Nebra“ lässt sich wesentlich flüssiger und gefälliger hören, da er hier viel leichtfüßiger und irgendwie gelöster durch die Geschichte geht, die Atmosphäre ungezwungener wirkt und er sich wohl auch besser auf diesem Terrain aus zu kennen scheint, da die Gegend sowie die Umstände sehr gut recherchiert erscheinen – wobei ich das auch nicht wirklich überprüft habe. Auch bedient er sich nicht an den Dingen welche ich befürchtet hatte bei einer Geschichte die in Deutschland spielt und Mystizismus zum Haupttenor hat wie: Nazis, Kelten, Germanen, Rassismus und das Überleben des dritten Reiches in diversen Köpfen.

Alles in allem ergibt sich aus dieser Mixtur von bekanntem und der Ausschmückung Thiemeyers daraus eine nett gelungene und auch kurzweilig unterhaltende Geschichte. Sicher wird jemand der schon einmal am Brocken war ein Menge Dinge wieder erkennen und der Zuhörer welcher sich nach dem hören einmal dorthin verirrt wird sicher nach Teilen der Geschichte suchen.

Bis zur Hälfte der ersten CD hatte ich das Gefühl Franziska Pigulla würde sich mit der Geschichte nicht so recht anfreunden können und man würde das auch noch weiter zu spüren, oder besser: hören, bekommen. Doch scheint mir diese Zeit wie eine Art Aufwärmphase, denn nach und nach legte sich die stimmliche Unlust und die Lesung nahm doch noch gut hörbare Gestalt an. Zwar liest sie nur vor und betont die actionreicheren Momente etwas ausführlicher, doch ist alles tief gehend genug um sich das Geschehen vor dem inneren Auge ansehen zu können.

Grusel made in Germany, oder besser: Mystery…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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