Werwölfe, Die

HardebuschWerwoelfeCover_end.inddEuropa Anfang des 19. Jahrhunderts: Dunkle Wesen streifen durch die Wälder und versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Zur gleichen Zeit befindet sich der junge Adlige Niccolo Viviani auf Reisen. Nahe Genf trifft er auf einen mysteriösen Dichterkreis. Gibt es eine Verbindung zwischen diesem Geheimbund und den finsteren Geschöpfen, die Werwölfe zu sein scheinen? Der junge Niccolo schwebt in tödlicher Gefahr.

Sprecher: Simon Jäger

Autorisierte Lesefassung, 6 CD, Spielzeit: 471 Minuten

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Bei dem in der Inhaltsangabe aufgeführte Dichterkreis handelt sich um niemand geringeren als einen gewissen Byron und gewisse Shelleys. Wer sich in der phantastischen Literatur ein wenig auskennt und weiß wer zum damaligen Zeitpunkt am Genfer See logiert hat, der wird schnell heraus finden das es sich hierbei um Lord Byron und unter anderem Mary Shelley, der „Mutter“ Frankensteins, handeln muss.

Niccolo, die Hauptfigur der Geschichte – ein junger Adliger, welcher sich auf einer Bildungsreise befindet, wie es damals so üblich war – gerät unversehens in die Gesellschaft dieses Dichterkreises und erfährt dort Offenbarungen die sein Weltbild ziemlich durcheinander bringen. Nicht nur das seinen neuen Bekannten ein zweifelhafter Ruf, auch sexueller Natur, zu eigen ist, sie scheinen sich auch mit den finsteren Mächten und den Schattenwesen auszukennen – ja, sogar mit ihnen im Bunde zu sein.

Autor Christoph Hardenbusch vermischt hier viele Dinge, welche beim ersten hinhören nicht wirklich zusammen zu passen scheinen. Doch sind die Nutzungen von Byron, Shelley, den Werwölfen und Co. so „wässerig“ angelegt, das sich die Zusammenführung der einzelnen Komponenten nicht wirklich störrisch und unlogisch zeigt.

In erster Linie für jüngere Hörer gedacht, auch schon auf Grund der recht jungen Hautperson und der Identifikation mit ihr, gibt es hier auch dementsprechend keine Blutorgien und zu harte Momente. Doch ist alles bei weitem davon entfernt langweilig zu sein. Man geht zusammen mit Niccolo auf das Geheimnis der Werwölfe ein und versucht mit ihm zusammen die Natur der Bestie zu ergründen.

Grusel/Mystery/Psychothriller und Co. sind in den Stimmbändern von Simon Jäger mittlerweile so zu hause das man eigentlich nichts anderes erwartet als eine Lesung voller Charakterisierungen und Spielfreude. Und genau das bekommt man auch hier geboten. Jäger schafft es die Figuren wieder ohne Overacting zu beleben und die Spielplätze der Beschichte in einstimmiger Harmonie lebendig werden zu lassen. Ein Virtuose auf seinem Gebiet, ohne jede Form von zu viel Egomanie, sondern immer im Sinne der Geschichte akustisch unterwegs.

Die Werwölfe scheinen sich endlich ein wenig auf den Vormarsch gegen die bisher so übel ausgeschlachteten Vampire in Bewegung zu setzen. Bieten doch gerade diese Schattenwesen wesentlich mehr Facetten als die Spitzzähne an.

Für Werwolf-Fans ein „sollte“ – ober der etwas zu harmlosen Herangehensweise an die Bestie, für Jäger-Fans ein „muss“ und für den Rest die Empfehlung mal Pflock gegen Silberkugel einzutauschen und sich dieser netten Geschichte hinzugeben…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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