Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Die gutmütige und schöne Aschenbrödel will sich von ihrer bösen Stiefmutter und Stiefschwester nicht länger unterkriegen lassen. Mit ihrer kecken Art und mit Hilfe von drei verzauberten Haselnüssen kann sie schließlich das Herz des Prinzen für sich gewinnen.

TrennstrichOh Du liebe Weihnachtszeit, hast seit langem keine Freud, mehr bereitet wohl nun mir, doch da kommt jetzt dieses hier…

Wer erinnert sich, so er denn im Alter über 30 Jahren ist, nicht an die Märchenfilme aus der Tschechei, welche durch den damaligen Bruder DDR so populär wurden das sie selbst zu uns in den meinungsfreien Westen schwappten.

Eine dieser Gigantverfilmungen, welche ohne jedes Superlativ auskam, war „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

Das Tschechenbrödel eroberte das Weihnachtsherz der Deutschen im Sturm und wurde zu einer festen Institution, welche aus dem vorweihnachtlichen Lebenstaumel nicht mehr weg zu denken war. Selbst mir begegnete sie ab und zu in voller Länge, obwohl ich mich heutzutage nicht mehr wirklich durch die Kulissen der Vergangenheit bewegen möchte – trotzdem: die DVD ist mit im Regal.

Die Frage, wieso sich bisher niemand dazu bewogen fühlte dem Stoff eine Hörspielumsetzung zu verpassen, stellt sich ganz automatisch, sobald man die CD in der Hand hält. Märchenhörspiele gibt es in Deutschland zuhauf, doch warum nicht auch welche, die eher neuzeitlich anmuten und nicht so in Ehren vermodert sind, wie die Gebrüder Grimm.

Nadine Schreyers „Aschenbrödel“ hat relativ wenig mit der Filmfigur zu tun und scheint sich eher an die Märchenvorlage zu halten, welche ich nicht kenne. Doch ist dies absolut irrelevant, denn wenn man sich drauf einlässt, so vermag es dieses Hörspiel einen genau so in eine Märchenwelt zu entführen, wie die „Mord in Serie“ von Contendo vermögen verstörende Umgebungen im Kopfkino zu erzeugen.

Und da wären dann noch: Jannik Endemann, Tim Knauer, Waltraud Sperber, Douglas „Megapapa“ Welbat, Rainer „Die Stimme mag ich ja überhaupt nicht“ Schmitt, Detlef Bierstedt, Martin May, Santiago „Kein Cartoon ohne mich“ Ziesmer, Ursela Monn, viele andere mehr und Christoph Piasecki als „Frosch“ – dem heimlichen Star der Geschichte.

Der Umsetzung des Stoffes durch Drehbuchautor Markus Topf und Regisseur Christoph Piasecki merkt man an das da mehr ist, als nur ein umsatzträchtiges Hörspiel machen zu wollen. Hier scheint man eine Jugenderinnerung in die Form gegossen zu haben, welche man wirklich perfekt beherrscht – das Hörspiel deutsch!

Erneut beweist auch der Exil-Kanadier Kito Sandberg, das er zurecht als einer der besten Grafiker in seiner ehemaligen Heimat bekannt ist. Die Illustration von Axel Steinhanses bildet nur den groben Eyecatcher einer märchenhaft umgesetzten Augenweide, welche sich dem Feeling des Hörspiels so anschmiegt, wie es die Katze am warmen Steinofen im eiskalten Winter zu tun pflegt.

Schönes, winterliches Feeling das die Herzen erwärmt und nicht nur im Osten der Republik so einige Pulse schneller schlagen lassen wird. Auch wenn man ein wenig zeitgemäßer an die ganze Sache heran gegangen ist, so nimmt es dem Spaß an der Produktion jedoch nichts.

So möchte ich nicht umhin kommen, diesem Hörspiel das subjektive Prädikat „Besonders wertvoll“ zu verleihen, auch wenn ich mich damit jetzt als etwas weicher gespült outen muss, als mir eigentlich lieb ist – naja, ich liebte auch Titanias „Anne“…
Soundsystem-BLAU