IRIS

IRIS

Dr. Iris Ashton, wissenschaftliche Leiterin der Raumstation im Orbit des Jupitermondes Europa, macht eine sensationelle Entdeckung. Doch etwas läuft schief…

Wie der Zufall es will, dockt kurz darauf ausgerechnet der Raumfrachter von Iris´ Ex-Mann an der Station an. Zusammen mit seinem ersten Offizier Lieutenant Forrester begibt sich Captain Hatchenson ins Innere der Station

und damit auf einen Höllentrip.

TrennstrichHorror oder Science-Fiction? Horror-Fiction oder Science-Horror? Horror-Science oder SCHLUSS JETZT…

Blödes Schubladisieren immer, aber „wir“ Deutschen brauchen das ja… irgendwie… scheinbar. Schubladen braucht kein Mensch, wenn es um die Einordnung von Unterhaltungsmedien geht. SO!

„Europa“ – also der Mond des Jupiter, nicht die Staatengemeinschaft – ist seit 2010 – also dem Film, nicht dem Jahr – eines der größten Rätsel des Sonnensystems. Viele eher urbane Legenden spinnen sich um die Eisschicht des Mondes und dessen was sich darunter verbergen könnte. Und das macht Angst denn immerhin hat man uns verboten den Mond zu nutzen…

„ALL THESE WORLDS
ARE YOURS EXCEPT
EUROPA
ATTEMPT NO
LANDING THERE
USE THEM TOGETHER
USE THEM IN PEACE „

…zumindest in 2010 – dem Film, nicht dem Jahr.

So ist es auch nicht verwunderlich, das man sich irgendwann einmal hörspieltechnisch an dem guten Trabanten bedient.

Die dem Hörspiel zu Grunde liegende Geschichte von Sven I. Hüsken ist zwar alles andere als originell, einzigartig oder neo innovativ, doch macht die Inszenierung den reichlichen Bekanntheitsgrad von Land und Leuten wieder wett.

Die Charaktere kann man zurecht als stereotyp bezeichnen, denn den liebeskranken und jobversessenen Raumpiloten und dessen schicksalhaft zufällige Begegnung mit der begehrten Miss Right gab es schon des öfteren.

Auch den Einsatz von Bromance, einer eiskalten AI, einer Bedrohung unter extremen Verhältnissen ohne Hoffnung auf Hilfe von außen (hier ein Ausfall der Kommunikationseinrichtung) und einer vollkommen unbekannten Bedrohung aus den Tiefen des Unwissens der Menschheit gab es ebenfalls schon hier und da.

Damit sei dann genug auf der Geschichte und dem armen Sven I. Hüsken herum gedroschen, denn der hat mir ja nichts getan. Immerhin habe ich schon gefühlte 1234 Filme und TV-Serien sowie Romane mit ähnlichem Thema konsumiert. Eine Hörspielumsetzung ist für mich somit subjektiv vollkommen legitim.

Nun zur Akustik.

Es splattert recht nett zwischendurch. So bekommt man z.B. explodiernde Körper oder kotzende Raumfahrer sofort von Anfang an geboten – in feinstem Stereo und ganz nah dran am ekeligen Geschehen. Die Bezeichnungen „Realistisches Kopfkino“ und „Hörempfehlung ab 16 Jahren“ halte ich somit definitiv für angebracht. Und… nichts für schwache Nerven, Mägen oder Hörspieler die eher die Art des Retrosäuselns in heiler Welt lieben und bevorzugen.

Ich gestehe ganz offen: Ich liebe den Ohrenkneifer und seine Produktionen. Nicht alle, aber zum großen Teil. Marc Schülerts damalig „Blutige Fährten“ bewegten sich in genau den selben Spuren, welche hier von Lady „Iris“ betreten werden. Schülert versucht nach wie vor recht ausgelutschten Dropsen wieder Form und Geschmack zu verleihen – sprich: Man muss nichts neu erfinden, aber man kann die Dropse aktualisieren und aufhübschen.

Das Ensemble besteht logischerweise aus den Ohrenkneifern an sich – die da wären als „Captain Hatchenson“ Marc Schülert, als „Lieutenant Forrester“ Detlef Tams und als „Paps & Beebop“ Dirk Hardegen. Die drei von der Kneiferstelle sind bei mir über (fast) jeden Zweifel erhaben, denn dieses Trio arbeitet perfekt und extrem homogen in den jeweiligen Produktionen zusammen. Jeder bei jedem und alle für den Ohrenkneifer.

Besonders angenehm empfand ich Dr. Iris Ashton, welche Alianne Diehl dargestellt wurde. Weder die Stimme noch der Name der Dame waren mir ein wirklicher Begriff und ich unterließ auch den Zwang des googelns, denn ich wollte diese Stimme einfach mal für sich stehen und wirken lassen. Auch wenn ich nicht viel aus dem deutschen Raum konsumiere, so würde ich diese Stimme doch ganz gerne wieder hören. Oder habe ich sie schon einmal gehört? Ich glaube nicht.

Der Rest vom Fest besteht aus Clemens Gerhard (mir ebenfalls unbekannt), Christiane Marx (deren Stimme ich subjektiv nicht mag), Horst Kurth (den ich persönlich subjektiv nicht mag), Oliver Kube und der Ansage namens Christian Stark – nur um einmal alle genannt zu haben.

Die Inszenierung ist so umfangreich und ausladend wie ein Feuerwerk am 4. Juli in den USA. Man ist mittendrin statt nur dabei, auch wenn man das vielleicht bei den oben bereits erwähnten Splatterelementen nicht wirklich so gerne sein möchte. Mir macht das nichts aus, aber es gibt da ja ja Hörer die mit realistischen Sexszenen… aber lassen wir das.

Die Musik passt, das Setting passt, die Geschichte passt auch – oder wurde passend gemacht. Schülert, Hardegen, Tams und Diehl feiern eine nette Horror-Party im Science-Fiction-Gewand, welche sich einer Schubladisierung erfrischend entzieht und sich einen feuchten Kehricht um Konventionen kümmert.

Splatter, Pulp, Science-Fiction, Bad Manners und sonstige Dinge… mir hat´s gefallen, auch wenn ich nur eine One-Track-Promoversion in 128k hatte. Kauf ich mir eben den Download… bätsch! 🙂

Soundsystem-BLAU

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)