Stummer Wächter

 

Eine Kugel die ihr Ziel verfehlt. Ein Unfall bei dem es keine Verletzten gibt. Eine Katastrophe die in letzter Sekunde verhindert wird. Willkommen in der Welt von Max Blanke.

Max Blanke ist Patient der Taunusklinik. Sein Profil: Autoaggressiv. Paranoid. Schizophren. Der Oberarzt Dr. Vosshagen hat ihn bereits als nicht behandelbar abgeschrieben, denn trotz allabendlicher Fixierung an seinem Bett, wacht Max jeden Morgen mit einer anderen Verletzung auf. Schnitte, Schürfwunden, Blutergüsse. Um sich und seine Umgebung nicht weiter zu gefährden, wird Max mit Medikamenten ruhig gestellt.

Es scheint aber mehr hinter Blankes Fall zu stecken, als es zunächst den Anschein hat. Die Polizei verdächtigt Max, den Flughafen im Alleingang lahmgelegt zu haben. Mehrere Zeugen und das Foto einer Überwachungskamera stützen die Vorwürfe. Aber die Überwachungsvideos der Klinik belegen, dass Max sein Zimmer die ganze Nacht nicht verlassen hat.

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Wenn es um Max Blanke geht, sollte man das Wort „unmöglich“ nicht in den Mund nehmen!

Die Ohrenkneifer sind rein Hörspiellabel, welches sich durch Qualität eher auszeichnet, denn durch Quantität. Diese Einstellung ist mir als Hörer nur Recht, denn was habe ich von Masse wenn die Klasse fehlt?

„Stummer Wächter“ wurde zwar von Detlef Tams und Dirk Hardegen produziert, lässt aber den dritten Kneifer Marc Schülert nicht außen vor, denn er ist als Sprecher zu hören – wie eigentlich jeder der dreie in irgendeiner Rolle stets in den Hörspielen der Kollegen zu hören ist.

Es gibt Hörspiele, die kommen fast vollkommen ohne Action aus, da sie eine Geschichte erzählen, welche interessanter ist als alles Krach und Bumm. Zwar ist die Story von Autor Franjo Franjkovic alles andere als neu und innovativ, doch bisher als Hörspiel so vollkommen unverbraucht.

Die ruhige Inszenierung des Geschehens und Spielweise der Sprecher ist sehr eindringlich, was der Story mehr guttut als jede Action oder hektischen Handlungsfäden.

Ein sehr unaufgeregter und entspannter Robert Missler führt den unwissenden Zuhörer durch die Geschichte in der der sich ein vollkommen in absichtlichem Understatement agierender Detlev Tams als „Max Blanke“ bewegt. Neben den Beiden agieren Tom Steinbrecher als dauergenervter Pfleger, Gordon Piedsack als überhysterischer Doktor (der einig nervende Punkt des Hörspiels, aber die Rolle schreibt es ja so vor), Dirk Hardegen als Kommissar in Erklärungsnotständen und diverse andere Bekanntstimmen.

Die Musik von Dirk Hardegen rundet den fast schon psychedelisch relaxenden Trip in eine Welt in der ein Mensch ohne Rücksicht auf die eigenen Probleme versucht etwas zum Besseren zu wenden harmonisch ab.

Sollte man eine Message in das Hörspiel hineininterpretieren? Ich bin mir nicht sicher! Falls eine da ist, so könnte sie „Es gibt größere und wichtigere Dinge als man selbst in diesem Universum!“ lauten, doch ich kann mich auch einfach irren und man hat die ganze Sache nur gemacht um zu zeigen das es auch Unterhaltung auf hohem Niveau geben kann, welche ohne Hektik und Bombast auskommen kann.

Wie erwartet eine runde und stimmigen Produktion, wie bisher bei jedem Ohrenkneifer und von mir auch nicht anders erwartet.

 

Soundsystem-BLAU

Thomas Rippert
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