01 – Als der Meister starb

Im Jahr 1883 begleitet der junge Robert Craven den geheimnisvollen Mr. Montague auf einer Schiffspassage von New York nach London. Doch dann gerät der Viermaster vor der schottischen Küste in eine Flaute. Im aufkommenden Nebel bereitet sich eine beklemmende Stille aus…

Der Hexer von Salem dürfte den meisten deutschen Phantastikfans wohl eher aus der gleichnamigen Heftromanserie des Bastei Verlages bekannt sein, welche von 1985 bis 1987 erschien. Autor Wolfgang Hohlbein verarbeitet darin eigenen Ideen, welche er mit dem Kosmos des H.P. Lovecraft verband – dort überwiegend mit dem Cthulhu-Mythos, aus dem er sich reichlich bediente.

Auch Vertonungen hat Robert Craven, so der Name des Hexers, bereits erfahren. Neben Hörbüchern, teilweise von Hohlbein selbst eingesprochen, gab es eine Vertonung in der ersten Reihe der Gespenster-Krimi. „Als der Meister starb“ wurde 2004 von Oliver Döring umgesetzt, doch da die Serie scheinbar nicht wirklich großen Zuspruch außerhalb der Internetcommunity fand, bleib es bei dem einen Ausflug ins Hörspiel.

Doch ist Robert Craven scheinbar auch akustisch nicht so leicht kleinzukriegen. Im Jahr 2017 wurde auf der HörMich vom Independent-Hörspiellabel Lindenblatt Records eine eigene Serie nach den Romanen von Hohlbein angekündigt, welche 2019 dann auch erschien.

Bekannt wurden die Lindenblätter durch ihre Dark-Future-Hörspielserie „Humanemy“, welche durch viel Liebe zum Detail damals punkten konnte.

Die Geschichte um den Hexer ist keine, welche man mit anderen Geisterjägern der Heftromanära vergleichen könnte. Hier gibt es keine lustigen Scherzbolde, die mal eben das Hemd aufreißen und mit einem Kreuz die Erzengel zu Hilfe rufen um das Böse zu besiegen. Das Böse ist hier auch nicht so klinisch rein, wie es bei einem Zamorra oder Sinclair teilweise der Fall ist. Hier geht es um das Böse in seiner Ursprünglichen und reinen Form, auch wenn es nur bedingt irdischen Ursprungs ist.

So etwas in Hörspielform zu pressen, ist nicht einfach und selbst die Umsetzung des vom Fandom so gehypten Oliver Döring, schaffte es nicht, dies auch nur ansetzweise zu vermitteln. Also ging ich recht skeptisch an die erste Folge der Serie heran und wurde positiv enttäuscht.

Das Spielbuch von Stefan Lindner fasst die Geschichte nicht nur angenehm auf die wichtigsten Faktoren zusammen, es erfasst auch den Grundgedanken hinter der Intention Hohlbeins, einmal einen etwas anderen Geisterjäger zu erschaffen. Auch scheint Lindner seinen Lovecraft verstanden zu haben, denn die düstere und bedrückende Stimmung seiner Werke findet man ebenfalls in der Umsetzung wieder.

Nun ist ein Hörspiel, selbst wenn es ein gutes Spielbuch, einen guten Regisseur und fähige Personen am Mischpult vorweisen kann, nichts ohne ein Sprecherensemble, das die Charaktere nicht zu transportieren versteht.

Und auch da, hat man nicht in die Mottenliste gegriffen, sondern gerade in der Hauptrolle jemanden verpflichte, der mir bisher vollkommen unbekannt gewesen ist. Mag sein, dass ich Patrick Borlé bisher schon einmal gehört habe, aber er ist mir nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Doch als Robert Craven wird er dies definitiv tun.

Ebenfalls im Cast befinden sich Stefan Wilkening als Roderick Andara, Manfred Erdmann als Kapitän Bannermann, Tommi Piper, Claudia Urbschat-Mingues (ohne die man schwerlich bei einer guten Horrorserie auszukommen scheint) und Stefan Lindner als Erzähler, welcher meiner Meinung nach jedoch ein wenig mehr Gas geben sollte, was seinen Part betrifft, denn ich empfand sein Erzähltempo ab und an ein wenig zu gemäßigt.

Die Soundeffekte sind satt und wohltönend platziert, womit sie die Dunkelheit in der Welt des Hexers perfekte Form und Farbe geben. Auch die Musik von Dominik Morgenroth passt ins Stimmungsbild, ohne zu fidele Ausrutscher zu haben. Teilweise dachte ich sogar die Stücke (gerade zu Beginn) zu kennen, was jedoch eher unwahrscheinlich ist.

Beim Cover hätte ich mir ein wenig mehr Innovation gewünscht, denn es wirkt wie eins der unzähligen Maritim-Produktionen, die verwechselnd ähnlich gestaltet sind, und fällt so leider nicht wirklich positiv auf.

Der Auftakt ist zumindest schon einmal sehr gelungen ausgefallen und kann sich mit den Lovecraft-Umsetzungen eines „Dark Adventure Radio Theater“ problemlos messen lassen. Schön düster und dem Ton der Romanvorlage angepasst, bin ich gespannt, wie man sich weiter schlagen wird, denn so anders, wie damals die Heftromanserie gewesen ist, so anders ist auch diese Hörspielproduktion.

P.S.: Man möge mit nachsehen, das ich keine Vergleiche mit Produktionen wie „Sinclair – Dead Zone“ ziehen kann, da ich dem Hörspiel Deutsch nicht mehr wirklich zugetan bin und für den Hexer eine Ausnahme gemacht habe.

Lindenblatt Records

Thomas Rippert
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