01 – Mörderbäume

N-01In den schottischen Grampian-Mountains reißen die Vermisstenfälle nicht ab. Seit Jahren verschwinden dort Touristen und Reisende auf rätselhafte Weise so auch der Bruder der Journalistin Vera Lorrimer. Die junge Frau macht sich auf die Suche und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens.Die Bewohner der kleinen Ortschaft Killamy hüten offenbar ein schreckliches Geheimnis. Als die Bäume des Geisterwalds zu mörderischem Leben erwachen, muss sich Vera dunklen Mächten stellen!

TrennstrichWer sich auf Geschichten von Walter Appel – auch bekannt als Miles Kilburn, Frank de Lorca, Frank Reichardt, John Spider, Earl Warren oder Linda Warren – einlässt, muss damit rechnen das sich zum Grusel auch die Fantasy gesellt. Reinrassige Horrorstorys gibt es von ihm nur wenige und nicht selten sind seine Protagonisten recht skurrile Zeitgenossen mit noch skurrileren Partnern an ihrer Seite. In den Mörderbäumen ist dies jedoch – glücklicherweise – nicht der Fall.

Vera Lorrimer, die Lady of the Hour, ist alles andere als skurril, steht mit festen Beinen mitten im Leben und weiß was sie will – nämlich das verschwinden ihres Bruders aufklären. Doch so einfach wie erhofft gestaltet sich die Suche nicht, denn Monsterghölze, ein alte Zauberopi und extrem missmutige Dorfdeppen machen ihr das Leben zur Hölle im Wald.

„Zur Spannung noch die Gänsehaut“ – so steht es auf dem Cover geschrieben. Beides bekam ich nicht geliefert, hatte es aber auch nicht bestellt. Um wirklich richtig gegruselt oder gespannt zu werden braucht es bei mir schon eine Menge Dinge, denn meine Ohren erhörten schon so manches Grauen – auch produktionstechnisch.

Und produktionstechnisch wird hier definitiv kein Grauen abgeliefert, denn die Umsetzung der Geschichte ist Top of the Pops, Numero Uno Honcho, Best of the Best… oder was man auch immer für eine runde und gelungene Nummer als Bezeichnung anlegen möchte.

Die Musik von Marcel Schweder, welcher auch für die Soundkulisse und das Mastering verantwortlich ist, ist so unauffällig, das man sie teilweise erst dann zur Kenntnis nimmt wenn man besonders darauf achtet. Und was könnte besser sein als solch ein musikalisches Verhalten? Jede Note schmiegt sich perfekt an die Szenerie, unterstützt sie und verpasst allem einen Schliff ohne auf sich selbst aufmerksam zu machen. Im Vergleich zu anderen Gruselanthologien hat man hier keine aufdringliche Kassettenkindermucke als Hintergrund gewählt, sondern eigenständige, eindringliche und aktuelle Klänge.

Ohne die Heftromanvorlage zu kennen, gehe ich davon aus das Markus „MiS“ Topf hier die Essenz der Geschichte freigelegt und von allen appeltschen Kitschereien befreit hat. Zwar ist sie nicht innovativ oder gar komplettes Neuland, doch als Gruselklassiker taugt sie allemal.

Idee, Konzept und Regie teilen sich Christoph „Contendoniac“ Piasecki und Patrick „Audionarchist“ Holtheuer. Beide wissen was sie da machen, machen es nicht zum ersten Mal und machen es gut – ´nuff said.

Die Sprecher sind allesamt Profis und wissen ebenfalls was sie da machen. Wie sollte es auch anders sein, bei einem Hörspiel das von Vollprofis gebastelt wurde?

Um nicht jeden einzelnen aus Jürgen Holdorf, Christine Pappert, Uve Teschner, Jürgen Thormann, Tobias Kluckert, Helmut Krauss, Volker Brandt, Christian Rudolf, Daniel Faust, Peter Weis, Max von der Groeben, Nina Mölleken, Jannik Endemann, Ulrike Hübschmann, Elga Schütz, Andreas Conrad, Tobias Schmidt, Andi Krösing, Detlef Tams, Lea Kiernan, Philipp Draeger und Aaron Lüß einzeln zu sezieren, picke ich mir zwei heraus, welche mir besonders auffielen.

Christine Pappert wirkte hier sehr erwachsen und eine Oktave tiefer als sonst, was ihrer Stimme gut zu Ohr steht und sie wesentlich glaubhafter macht.

Volker Brandt – was soll man dazu noch schreiben? Eigentlich erwarte ich einem solchen Synchron-Dinosaurier eine gute Sprechleistung, doch egal wo der Mann hörspielerisch auftaucht, scheint er sich jeder Regie standhaft zu widersetzen und Kommas, Punkt und Absatz mitlesen zu müssen. Wie immer wirkt er gestelzt und seine Leistung ist wieder einmal die schlechteste im ganzen Stimmenwald.

Nebenbei sei noch angemerkt das der gute „Achaz“, welcher von vielen Bisherhörern als die Betonungsinterpretation überhaupt abgegriffen wird, mir nicht so mannigfaltig intoniert erschien, wie man es gerne bekrittelt.

Fazit: Gruselig ist es nicht wirklich, Spannung geht so, aber es ist wie ich es erhofft hatte. Das Triumvirat Holtheuer/Piasecki/Topf wirf alles in die Waagschale was es bisher bereits anderorts präsentiert hat um die neuen Gespenster-Krimis bereits mit der ersten Folge für mich als Referenz im Bereich der Gruselanthologien in Stein zu meißeln. Da kann weder die blau/rote Hobbykopie, die Grenze noch der Animus-Perturbatio mithalten, denn die Qualität der Contendonarchie-Produktion legt die Messlatte hoch an – so hoch, das es interessant wird zu hören ob man die Höhe halten kann.
Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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