48 – Die Squaw

Gruselkabinett-48Während der Flitterwochen macht ein junges Paar die Bekanntschaft von Elias P. Hutcheson. Die drei planen einen Ausflug zur Burg zu Nürnberg, in der die „Eiserne Jungfrau“, eines der grauenvollsten Folterwerkzeuge der Menschheit, ausgestellt ist.

TrennstrichWer die Kurzgeschichte von „Dracula“-Vater Bram Stoker kennt, der merkt sofort wie viel Mühe sich hier die Titanier gegeben haben, der Geschichte ein wenig mehr Substanz und Tiefe zu verleihen. Sicherlich ist das Original schon recht gruselig geraten, doch durch die Ausschmückung der Geschichte in den Anfangsszenen ist es dem Hörer möglich sich ein wenig mehr mit der Geschichte an sich und den drei Hauptfiguren bekannt zu machen. Trotz alledem wirkt die Geschichte nicht unnötig in die Länge gezogen.

Leider macht der Umstand, das es zwar zu Beginn recht ruppig los geht danach aber schnell in die Schublade „Schauerromantik“ fällt, das hören des Hörspiels zu einer Geduldsprobe. Die Geschichte Stokers beginnt mit dem Ausflugsgeplänkel und wendet sich erst dem Grusel zu, als sie kurz vor dem Ende ist. Da Marc Gruppe die, das Hörspiel einleitende, Folterszene aus der Erzählung „Hutchesons“ heraus gelöst und verselbstständigt hat, ist zwar stets ein unterschwelliger Gruselfaktor vorhanden, doch fragt man sich nach ein paar Minuten Spielzeit bereits was die Sightseeingtour durch Nürnberg nun mit der Folterszene des Anfangs zu tun hat. So gesehen kann man diese Geschichte nicht „richtig“ umsetzen, denn eine 1:1-Umsetzung würde bis kurz vor Ende keinerlei Gruselfeeling erzeugen. Doch zumindest ist man durch den recht brutalen Beginn des Hörspiels stets in „Erwartung“ übernatürlicher Geschehnisse.

Die Sprecherschar ist recht klein, wenn auch recht illuster. Neben Viktor Neumann, Axel Lutter und in kleinen Rollen Bettina Weiß und Boris Tessmann, sind noch Reinhilt Schneider und Frank Gustavus zu hören. Und letzte wussten mich auch am meisten zu überraschen. Hörte man Gustavus bisher eher in recht leblosen Charakterrollen, so kann er hier dem amerikanischen Touristen „Elias P. Hutcheson“ eine Menge Leben und vermutete Zwielichtigkeit einhauchen. Reinhilt Schneider, zur Zeit der Aufnahme 64 Jahre alt, schafft es immer noch akustisch als Zwanzigjährige durch zu gehen, so jung und frisch ist ihr Timbre noch. Zwar stöhnt und leidet sie immer noch bei jedem Satz, doch ist man diese Markenzeichen so gewöhnt das es seltsam erscheinen würde dies in einem Auftritt von ihr nicht zu hören.

Gustavus und Schneider sind auch die tragende Säule – neben der recht splatterigen Opener-Sequenz, welche es schaffte das mir das Hörspiel doch noch unterhaltsam zu gestalten. Auch wenn bis kurz vor Schluss der Gruselfaktor gegen Null tendiert, so ist die Spielfreude der beiden Sprecher Grund genug sich dieses Hörspiel komplett anzuhören…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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