Andy Suess (15.06.2017)

Thomas Rippert: Nun mal wieder ein Interview mit einem Underdog unter den Hörspielproduzenten des Landes.

Man sieht nicht viel von ihm und man hört bisher nichts von seiner Truppe auf CD – was sich aber bald durch die Brainflower Media ändern soll.

Stell dich doch bitte den Menschen, die das hier lesen und dich noch nicht kennen, vor.

 

Andy Suess: Hallo. Ja, das tue ich doch gerne, denn… ganz so unbekannt bin ich hier in Berlin, wo ich wohne, nun doch nicht. Seit 2011 stehe ich auf der Bühne. Angefangen hat alles mit Improvisationstheater und regelmäßigen Auftritten. Dazu bin ich Moderator der Poetry Couch, eines Poetry Slams- Und war auch lange Jahre als Solokünstler mit Comedy und Slam auf offenen Bühnen und Poetry Slams anzutreffen. Und sogar eine Soloshow habe ich schon hinter mir. Daher sieht man eher doch sehr viel von mir (zumindest in Berlin).

Und seit 2012 inszeniere ich auch Live Hörspiele hier in Berlin, was sich seit 2015 zu der Gruppe „DreamTeamer Hörspieler“ entwickelt hat.

Ich selbst stamme aus dem Norden (Braunschweig, um es genauer zu sagen) und bin seit 2009 in Berlin.

Live Hörspiele und Schauspiel haben mich seit frühester Kindheit fasziniert. Da ich aber eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen habe, war der Traum „Schauspieler“ fast ausgeträumt, doch mit Hörspielen ist mir auch das wieder möglich, denn ich sage immer: „Hörspiel ist ein Film ohne Bilder.“

Soll ich eigentlich „Piep“ schreiben, wenn ich erstmal fertig bin mit der Antwort? (Das kannst Du auch gern drin lassen) 😉.

Ach und kurz dazwischen: Es heißt „Brainflower Media Studio“ 😉.

Thomas Rippert: Hoppala, da habe ich das Studio unterschlagen. Vergebung! Mea culpa! 😊

Zur Erklärung des erwähnten „Piep“: Ich führe die Interviews zumeist per Facebookchat auf einer One-On-One-Basis, damit ich auch auf die Antworten reagieren kann. „Zehn Fragen – Zehn Antworten“ machen für mich keinen Sinn und sind mir zu statisch. Soweit zur Selbstdarstellung. 😃.

Andy, ich verfolge ja nun die Existenz deiner Produktionen bereits ein wenig länger und habe mich stets gefragt: Wieso nur Live und nicht auf CD? Was hat dich dazu bewogen den Schritt auf den gebrannten und kaufbaren Grund einer physischen Veröffentlichung zu gehen?

 

Andy Suess: Die Kosten. Bisher war es so, dass wir einfach nicht das nötige Budget hatten, um Studioversionen zu produzieren. Das hat sich aber seit letztem Jahr geändert und daher sind wir jetzt auch ins Studio gegangen und haben das erste unserer Hörspiele eingesprochen. Und auch wirklich das Erste. „Das Haus“ war 2012 der Grundstein der DreamTeamer Hörspieler und so war es nur logisch, dieses auch als erstes aufzunehmen.

Natürlich hätten wir auch Aufnahmen starten und eine Download Version only anbieten können. Und später dann eine CD Version. Aber ich halte eine separate Veröffentlichung für unklug und nicht ganz so schön. Daher eben die Wartezeit von 5 Jahren.

Leider können wir die CD noch nicht zur Hörmich anbieten, da Krankheiten und technische Dinge dazwischen kamen. Aber ich bin sehr sicher, dass wir spätestens zum Brandenburger Hörspiel Festival, wo wir mit unserem letzten Hörspiel „Das Moor“ auftreten, die CD anbieten können. Und um die Frage zu beantworten, die gerade jeder auf den Lippen hat: Das ist im August 😉

Piep 😊

Thomas Rippert: Das piep ist nicht notwendig, wenn auch amüsant! 😊

Thema Hörspielevents: Wo seid ihr vertreten und was versprecht ihr euch z.B. von der Teilnahme? Sind diese Events nicht eher nur für die Altvorderen relevant und produzieren kaum neue Fanschichten?

 

Andy Suess: So viele Hörspielevents gibt es gar nicht. Aber wenn, dann möchten wir natürlich auch daran teilnehmen. Du hast es übrigens gut ausgedrückt: „kaum neue…“ aber kaum ist nicht keine. Und wenn wir eine Hörspielgruppe sind… sollten wir dann nicht auch dort auftreten bzw. vertreten sein, wo es genau um dieses Thema geht?

Nicht zu vergessen sind auch sicherlich die Kontakte, die geknüpft werden können. Außerdem kenne ich ja auch eine ganze Menge Leute aus der „Hörspielszene“. Da kann man privat quatschen über dies und das. Und es ist immer wieder schön, Personen, mit denen man per Mail, Telefon und Facebook kommuniziert auch wieder oder einmal live zu sprechen.

Deine Frage liest sich ein bisschen so, als wenn „Newcomer“ dort nichts zu suchen hätten. Wir verfolgen sicher andere Ziele als andere.

Wir sind auf der Hörmich nun schon das zweite Jahr dabei und beim Brandenburger Hörspiel Festival das erste Mal. Dazu war ich letztes Jahr solo mit zwei tollen Kolleginnen in einer inszenierten Lesung auf dem Leipziger Hörspielsommer als Sprecher.

Man darf nie vergessen, dass vieles auch einfach Spaß macht. Spaß, auf der Bühne zu stehen. Spaß, Publikum und Gäste zu erfreuen und denen einen schönen Abend (Tag, Morgen, Nacht) zu bereiten.

Thomas Rippert: Nein, nein – ich hatte mit der Frage nicht implizieren wollen das dort Newbies nichts verloren hätten. Es ist ja mittlerweile so, dass die „Großen“ sich bei solchen Events nicht mehr blicken lassen und gerade die Newbies noch Arbeit an der Basis abliefern.

Wie sind deine Erfahrungen mit Produzenten-Kollegen und mit den Hörspielforen, respektive der Reaktionen, welche dort auf die bevorstehenden Produktionen an den Tag gelegt werden?

 

Andy Suess: Man kann manche Dinge halt so oder so lesen. Warum die „Großen“ nicht mehr dabei sind, kann ich natürlich nicht beantworten.

Meine Erfahrung mit Produzenten-Kollegen sind durchweg positiv. Man kennt sich, redet miteinander und es kommen auch Zusammenarbeiten zustande. Mal nur für eine Sache, aber oft auch langfristig.

In Hörspielforen sind wir natürlich auch vertreten. Wir posten dort Hinweise auf unsere Live-Hörspiele und auch Infos auf Studioproduktionen. Reaktionen gibt es. Manchmal weniger, manchmal mehr. Wir posten und diskutieren auch gerne mit. Interessant finde ich auch bestimmte Diskussionen, die in den Foren ablaufen. Denn dort sind ja Menschen, die schon lange Hörspiele hören und auch sammeln. Da bekommt man eine Menge mit und auch Anregungen. Oder Hinweise, die uns z.B. dazu veranlasst haben, eine geplante Serie umzubenennen. Man kann nicht jeden Namen kennen. 😉

Thomas Rippert: Definitiv nicht!

Wie gehst Du damit um – würdest damit umgehen – wenn sich die Stimmen erheben, welche es immer und zu allem besser wissen als man selbst und auf Nichtberücksichtigung ihrer „fundierten“ Kritik allergisch und mit Shitstorm nachtreten?

 

Andy Suess: Da mir das natürlich schon passiert ist, allerdings bisher ohne „Shitstorm“, reagiere ich darauf mit meiner mir eigenen Form von Humor und danach sage ich im Grunde nichts mehr dazu. Wenn es berechtigte oder sogar konstruktive Kritik ist, dann äussere ich mich und gehe auch gern darauf ein. Aber bei einem Shitstorm und/oder Trollerei bin ich einfach raus. Dazu ist mir meine Zeit zu schade. Da blocke ich auch einfach mal Personen oder gehe in den „War da ein Geräusch?“ Modus. 😉

Thomas Rippert: Was erwartet uns denn nun in Zukunft vom Brainflower Media Studio? … Diesmal hab ich das Studio nicht vergessen. 😊

Welche Art von Produktionen, welche Genre, werdet ihr befeuern und in ungefähr welcher Schlagzahl pro Jahr?

 

Andy Suess: Haha, sehr schön. Das Studio ist schon wichtig Das Label Brainflower, abkürzen darf man es, ist in erster Linie ja für die Vermarktung der DreamTeamer eigenen Hörspiele gedacht. Da liegen, auf Grund der seit 2016 wirklich hohen Schlagzahlen der Live Hörspiele, natürlich viel auf „Halde“. Dazu kommen Serien. Geplant sind hier Ira Frost, Desmond Cross und Mata Hari.

Wir sind völlig Genre unanhängig und befeueren eine Menge: SciFi, Psychothriller, Mystery, Komödie, Abenteuer, Western, Mittelalter, Steampunk.

Die Schlagzahl möchte ich aber im Moment nicht festlegen. Da spielen noch andere Faktoren mit. Sagen kann ich auf jeden Fall, dass wir 2018 zum ersten Mal sieben Live Hörspiele aufführen werden. Und das „unser“ Sherlock Holmes nicht auf CD veröffentlicht wird. Hier werden wir wahrscheinlich die Live Aufzeichnungen kostenfrei zur Verfügung stellen als Video.

Für 2018 haben wir auf jeden Fall einiges geplant, aber da bestimmte Sachen noch nicht in trockenen Tüchern sind, kann ich dazu noch nichts sagen. Außer die Genre der Live Hörspiele: Abenteuer („Nick Edwards II“), Komödie („Sherlock Holmes VI“, „Eine total, total verrückte Märchenwelt“), Western („Das letzte Duell“), Grusel („Frankenstein“), Mittelalter („Die Tränen des Engels“) und wie immer „Charles Dickens Eine Weihnachtsgeschichte“. 😊

Thomas Rippert: Wenn ich das recht in Erinnerung habe – korrigiere mich bitte – erscheint alles im Selbstverlag. Habt ihr Kontakt mit Labeln bezüglich eines Vertriebes aufgenommen?

 

Andy Suess: Das stimmt. Brainflower Media Studio ist das Label, unter dem wir veröffentlichen. Und wer weiß, was 2018 passieren wird…

Thomas Rippert: Soweit, so gut!

Dann wünsche ich euch, das eure Produktionen auf CD in so viele Sammlungen wie möglich einfließen werden und das eure Auftritte stets vor vollem Haus absolviert werden.

Nachdem ich „Das Haus“ gehört haben sollte, sprechen wir uns nochmal – das ist eine Drohung! 😉

 

Andy Suess: Habe ich jetzt das letzte Wort? Dann sage ich ebenso danke für das Interview und die guten Wünsche und… der Drohung sehe ich gelassen entgegen. 😉