01 – Lords und Ladies

Lords-und-LadiesMitsommernacht. Alles gerät durcheinander. Kornkreise fallen vom Himmel, die Bienen werden nervös. Sogar Zwerge und Trolle sind besorgt. Im kleinen Scheibenwelt-Königreich Lancre pfuschen ein paar selbsternannte Nachwuchs-Hexen an der Kausalität herum, während die drei gestandenen Hexen von Lancre ihre eigenen Probleme haben: Magrat Knoblauch soll vermählt werden und wächst über sich selbst hinaus. Nanny Ogg spürt den x-ten Frühling. Und Oma Wetterwachs steht vor ihrer grössten Herausforderung. Eine fremde Präsenz streift durch die Wälder. Die Elfen kommen. Und die Elfen sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Sie sind böse und gemein, und sie sorgen dafür, dass Tod Arbeit bekommt. Ein Sommernachtsalptraum nimmt seinen humoristischen Lauf.

TrennstrichDie alten Hexen der Scheibenwelt haben alle Hände voll zu tun. Nicht nur das Kornkreise überall auftauchen und so den Elfen die Möglichkeit geben auf die Scheibenwelt zurückkehren zu können das diese Korkreise Portale zum „da drüben“ sind, nein – da ist noch viel mehr. Oma Wetterwachs spürt den herannahenden Tod und gerade deshalb nervt sie auch die Gruppe von „neuen Hexen“ die sich da zusammengefunden hat und alles, was die alten Hexen für gut erachten, in Frage stellt. Also muss sie sich auch noch mit diesen herumschlagen und ein Duell, mit der Wortführerin der Gruppe, ist unausweichlich. Auch die Vermählung der Hexe Margrat stürzt Oma Wetterwachs in ein tiefes Loch, verliert sie doch somit ein gute Freundin und Hexe. Alles in allem keine gute Zeit für alte Hexen.

Terry Pratchett stellt auch hier wieder die bekannten Fantasywelten sehr humorig auf den Kopf. Die Guten sind die Bösen und die Bösen sind die Guten. Die sonst stets nur sehr verklärt und immer gutmütig dargestellten Elfen sind hier die Verursacher allen Übels. Das macht es auch so schwierig sie zu bekämpfen. Die Hexen wissen um die Bösartigkeit der Elfen doch bekommen sie keinerlei Unterstützung durch die „normalen“ Bürger. Jedes Mal wenn eine Hexe zu erklären versucht was es mit den Elfen auf sich hat, wird des als Lüge abgetan weil Elfen doch Gut sind und über jeden Zweifel und Verdacht des Bösen erhaben – nur nicht auf der Scheibenwelt – den hier ist eh alles anders als „da drüben“.

Auch der dritten Hörspielumsetzung eines Scheibenweltromans von Bookonear merkt man wieder die Liebe und Sorgfalt im Script an. Behutsam hat man alles in die hörbare Welt übertragen, ohne sich vom Original zu weit zu entfernen oder wichtige Teile auszulassen. Die Sprechers sind wieder ideal auf die Rollen besetzt. Nikola Weise brilliert als stets mürrische „Oma Wetterwachs“, Anny Weiler steht ihr als „Nanny Ogg“ sprachgewaltig zur Seite und Ludwig Schütze ist wohl der geborene Erzähler für Geschichten aus der Scheibenwelt, da er die sarkastischen Untertöne gewisser Erzählparts trocken und punktgernau herüber bringen kann. Mir fielen keine Ausrutscher in der Auswahl der Sprecher auf und ich möchte auch nicht auf jeden einzeln eingehen, da alle eine sehr gute Vorstellung gegeben haben.

Was mir diesmal sehr positiv auffiel ist die wesentlich üppiger ausgefallene Geräuschkulisse des Hörspiels. Waren bei den beiden Vorgängern etwas zu wenig Geräusche vorhanden, so ist hier jede Szene mit dem Sound unterlegt den sie benötigt um noch einen kleinen Tick realer zu wirken. Da singen die Vögel im Wald und die Schmiede hallt von den Schlägen des Hammers auf den Amboß wieder – eine Entwicklung die mir wirklich sehr zugesagt hat. Musik ist diesmal eher weniger doch auch diese verfehlt ihren Zweck nicht.

Wenn einer Gespür dafür hat was es braucht um die Scheibenwelt in einem Hörspiel zu erwecken, dann ist es Raphael Burri. Ein gutes Script, gute Sprecher und eine nette Klanguntermalung sind zwar wichtig – doch am wichtigsten ist immer noch der welcher sie am Ende auch richtig einzusetzen weiß und bei jedem „Schnitt“ den „Hörnerv“ richtig trifft. Wenn ich auch „Pyramiden“ als etwas zu behäbig empfand, so hat mir „Lord und Ladies“ doch wieder gezeigt wie viel Burri von der Materie kennt und wieviel Liebe und Einfühlungsvermögen er in die Scheibenwelt investiert.

Auch wenn die Produktion aus dem Jahr 2006 ist, so hoffe ich doch das noch mehr solche Umsetzungen aus dieser Richtung kommen werden. Wohl verdient und…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
Letzte Artikel von Thomas Rippert (Alle anzeigen)