83 – Ein Leben unter Toten

83Lady Sarah Goldwyn erhält einen Brief ihrer langjährigen Freundin Diane Coleman, in dem diese sie zum „Fest der Toten“ auf eine Seniorenresidenz nach Schottland einlädt. Ein geschmackloser Scherz? Oder doch ein versteckter Hilferuf …? Noch bevor Lady Sarah zu- oder absagen kann, ist Diane Coleman tot – und John Sinclair und Sarah erleben auf ihrer Reise nach Schottland das Grauen…

TrennstrichNun muss man Dennis Ehrhardt auch noch auf die Fahne schreiben, das er es versteht aus einem eher schlechteren Sinclair Taschenbuch ein gutes Hörspielscript zu machen, in welches auch noch sein hauseigener Dämonenkiller mit eingebaut wird.

Bei meiner Recherche zur Originalgeschichte, fand ich stets den Kommentar, das diese eher zu den schwachen und unglaubwürdigeren, wenn man beim Grusel von Glaubwürdigkeit reden kann, zu zählen sei. Scheinbar bot sie so viel freies Spiel, das sich nicht nur das Ende komplett umgestalten ließ, sondern auch noch genug Raum für einen weiteren „Sohn des Lichts“ – auch wenn dieser eher akustisch dunklere Gefilde bevorzugt, als der gute John.

Übermäßig bekommt man Dorian Hunter auf weiten Teilen des Hörspiels zuerst nicht zu Ohr, doch nach und nach schiebt sich der Dämonenkiller in das Universum des Geisterjägers hinein. Die Geschichte an sich ist recht unterhaltsam, und auch gerade skurril ob ihrer älteren Protagonisten, geraten. Somit ist auch so mancher Grinser vorprogrammiert, denn das Grauen kommt etwas dünnwandig und schmalstimmig daher.

Diese Grauen ist niemand anderer als Jürgen Prochnow, welcher sich im Licht der Rampen des Showgeschäftes für mich die letzten Jahre subjektiv sehr unsichtbar gemacht hat. Sein Spiel in diesem Hörspiel ist ebenfalls fast genauso unsichtbar, wie seine momentane sonstige Präsenz. Ein bekannter Name mag er nach wie vor sein, eine markante Stimme ist er nicht.

Markant hingegen ist in dieser Folge, das man jemanden besetzt hat, der – meiner Meinung nach – viel zu selten in einem Hörspiel zu hören ist: Peter Woy. Auch wenn seine Rolle als „Howard Little“ sehr little ausfällt, so merkt man doch den wenigen Einstätzen an, das in dieser Stimme mehr Spielfreude und Möglichkeit steckt, als in so mach über die Maße strapazierten Überallstimme. Um so überraschender war auch der Umstand, das diese Rolle für mich gefühlsmäßig normalerweise hätte mit Udo Schenk besetzt werden müssen, da der auf diese Art von Charakteren mittlerweile überaboniert ist. Doch erfreulicherweise ging man diesen Weg nicht und Peter Woy kann so erneut zeigen, dass er mehr kann, als nur Hörbücher.

Auch die Riege der älteren Ladys weiß durch Spielfreude und Abgegerenztheit positiv zu punkten. Sonja Deutsch, Maria Mägdefrau, Hannelore Minkus, Ursula Sieg, Evamaria Blath und allen voran Evelyn Gressmann, setzen dem skurrilen Spektakel im Haus der Stille die Krone auf. Ob nun verdreht, knurrig oder verschroben komisch – zu jeder Zeit die richtige Stimme.

Und so tot wie der Gegenspieler der beiden Hauptakteure, so lebendig ist das Spiel der Sprecher, welche ihnen das Leben verpassen. Frank Gaubrecht wird seit der Übernahme durch das Ehrhardt-Team ohnehin immer lebendiger und Thomas Schmuckert knurrt sich sowieso stets erfrischen gelangweilt durch seinen Hunter.

Zum Abschluss noch: Geräusche perfekt, Musik perfekt und alles andere auch. Wenn Crossover, dann so. bleibt nun zu erhören, wie die Seite des Dämonenkiller ausfällt, denn „Jede Geschichte hat zwei Seiten“…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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