39 – Der Tempel

Gruselkabinett-39Auf hoher See 1917: In den Kriegswirren eskaliert die Situation an Bord des deutschen U-Bootes U29. Hat das merkwürdig aggressive Verhalten der Mannschaft etwas mit einer aus Elfenbein gefertigten Statue eines Lorbeer-bekränzten Jünglingshauptes zu tun, die der Hand eines toten feindlichen Seemannes entwunden wurde…

TrennstrichUnd erneut nehmen sich die Titanier einen Stoff des Horror-Altmeisters Howard Phillips Lovecraft vor. Trotzdem die Geschichten Lovecrafts nicht in wirklich hörspieltauglicher Romanform verfasst wurden ist es den Titaniern gelungen daraus eine flüssige und gut verdauliche Story zu machen.

Der erste Teil des Hörspiel hat noch bedenklich mit gewissen Längen zu kämpfen, welche sich aus der Grundstory an sich ergeben, doch nach und nach gewinnt alles ein wenig mehr Fahrt und auch der Gruselfaktor verstärkt sich schneller als gedacht.

Je mehr Geschichten man von Lovecraft zu hören bekommt, desto mehr fällt einem auf wie er stets ein und die selben Themen durchexerziert. Alles ist irgendwie Chtulhu, Waserwesen und alles hängt irgendwie zusammen – gleiche Monster, gleiche Protagonisten. Das ist bei weitem nichts schlechtes, doch obliegt es den jeweiligen Machern die Umsetzung der doch recht latenten Vorgaben in eine eigene Tiefe zu schicken. Und nach knapp 30 Minuten haben die Titanier dies hier geschafft.

Der Tote auf dem U-Boot und seine „Gabe“, welche so viel unheimliche Dinge auf dem Kriegsschiff auszulösen scheint, bringen noch keine wirklich packende Spannung in die Story hinein. Alles beginnt erst als sich die Besatzung des Bootes verändert und der Auslöser zuerst nur vermutet werden kann. Die Enge des U-Bootes und somit auch die extreme Begrenzung des Schauplatzes tun ihr übriges hinzu um Stimmung zu verbreiten.

Das Ensemble kann mit einem Erich Räuker aufwarten der hier militärisch und mit einem fast schon angeborenen Befehlston die Rolle des Kapitänleutnant zu besten gibt. Dennis Schmidt-Voss, Andreas Mannkopff, David Turba, Bodo Wolf, Tommy Morgenstern und Tom Vogt stehen ihm an akustischer Intensität die in nichts nach. Die kleine Gruppe von vordringlichen Testosteronträgern schafft es problemlos eine packende Atmosphäre in klaustophobischer Umgebung zu erzeugen.

Wer sich ein wenig geduldet und den lovecraftschen „Jetzt muss erstmal alles bis zur kleinste Atomstruktur vorerklärt werden“-Zwang überstanden hat, der wird mit einer gut durchinszenierten – Musik und Effekte sind wie gewohnt vom feinsten was der Markt zu bieten hat – und kurzweilig unterhaltenden zweiten Hälfte belohnt, welche den Anfang schnell vergessen macht.

Lovecraft + Titania= gute Unterhaltung, zumindest das steht fest…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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