07 & 08 – Vorstoss zum Uranus

7+82125: Mark Brandis wird beauftragt, den neuen Leichten Kreuzer Hermes zu testen: mit einer Schutzmission. Er soll unbemerkt Commander Scotts Delta IX zum Uranus folgen und die Bedrohung einer Entführung durch die Republiken abwenden. Trotz seiner Abneigung dem selbstbewussten Scott gegenüber versucht Mark Brandis, seine Pflicht zu erfüllen. Doch Scott und seine Crew sind unauffindbar, und eine weitere Gefahr naht, mit der niemand gerechnet hatte…

TrennstrichAuch das sechste Abenteuer des Commanders wird wieder als 2 Single-CD-Version präsentiert. Wer sich beide CD gleichzeitig kauft, dem sei geraten vor dem hören der ersten CD keinen Blick in die Sprecherliste des zweiten Teils zu werfen, um unschöne Vorausschauen zu vermeiden.

Bis das Mark Brandis auftaucht vergeht geraume Zeit und ich war überrascht wie viel Vorgeschichte hier präsentiert und aufgefahren wird um Brandis in Aktion zu versetzen. Doch wäre Brandis nicht Brandis – also die Serie an sich – wenn man nicht auch ohne den Commander die Atmosphäre der Zukunftsvision in vollem Umfang umzusetzen wüsste.

Mit Stimmen die ihr Handwerk verstehen hat man bisher bei „Mark Brandis“ nicht gegeizt und so kommen auch hier bekannte Sprecher zu Gehör, welche alleine schon durch ihre „Anwesenheit“ Qualität garantieren. Frank Glaubrecht, als ehrgeiziger Commander der ersten Uranus-Mission, und Sven Hasper, Tobias Kluckert, Simon Jäger und Mark Bremer als seine Crew, verstehen ihr Handwerk und somit auch die Charaktere, welche man ihnen förmlich auf den Stimmkörper geschrieben zu haben scheint.

Doch den intensivsten Auftritt hat Michael Lott. In dem Moment als „Mark Brandis“ akustisch das Spielfeld der Geschehnisse betritt stellte sich bei mir wieder das Gefühl ein, welches Balthasar von Weymarn und Jochim-C. Redeker so perfekt beherrschen und bis zu Neige ausspielen können: Gänsehaut. Der stetige Anstieg des Spannungsbogens wird bis zum bersten ausgereizt und erst gelöst wenn der Zuhörer „bereit“ für diese Art von Moment ist. Musik wie Dramaturgie arbeiten hier wie ein gut geöltes Räderwerk miteinander und erschaffen einen „Heldenmoment“, der in keiner Weise auch nur im entferntesten kitschig oder überzogen wirkt. An diesem Punkt ist man zumeist so in der Szenerie gefangen, zumindest ergeht es mir immer so, das man sein eigenes Kopfkino schon längst auf 3D und Surround geschaltet hat.

Auch Sprecher wie Anke Reitzenstein – unterkühlt als Stimme des Bordsystems der DELTA IX und diverser anderer KI, Martin Wehrmann – als Stroganov, Udo Schenk, Erich Räuker, Michael Pan und viele Andere wissen zu überzeugen. Einzig bei Stefan Gosseler, in der Rolle des „Oberst Lau Wu“, hatte ich ständig Jackie Chan vor Augen, da dieser in seinen neueren Filmen von Gosseler synchronisiert wird. Einzig Tomasina Ulbricht wollte nicht so recht in das Bild passen. Akustisch zu jung für die Rolle der Wissenschaftlerin und zu abgelesen, hing sie streckenweise gegen ihre Kollegen ein wenig in der Luft.

Die sphärischen Klänge, bis hin zum orchestralen Dramatiksound, mischen sich mit den wieder perfekt ausgeklügelten Geräuschen zu einem Klangteppich, welcher alle Szenen unterstützend begleitet und vom Vogelgezwitscher bis hin zum bröckelnden Mondgestein alles zu bieten hat.

Auch wenn die Geschichte lange Anlaufzeit benötigt und sich die Spannung zuerst „nur“ auf die klaustrophobischen Zustände der DELTA IX-Besatzung und deren Ängste beschränkt, so entwickelt sich das Flair der Serie jedoch bereits nach den ersten Minuten vollständig. Man hat sich schnell an den Umstand gewöhnt hier erstmal nur das Barandisversum präsentiert zu bekommen und freundet sich mit den Figuren schnell an. Politik und Machtbesessenheit sind auch hier wieder vorhanden, denn der Mensch wird sich nicht zum startrekschen Edelwesen entwickeln, sondern eher in den Bahnen dieser immer wieder faszinierenden Utopie des Nikolai von Michalewsky.

Lange Rede(ker), kurzer Sinn: Mark Brandis ist und bleibt für mich die Referenz in der SF-Hörspiel-Ecke. Vorstellbar realistisch in der Geschichte, perfekt in der Inszenierung und emotional bis zur letzten Sekunde…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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