01 – Das giftigste Tier der Welt

Preston-Aberdeen-01Kurier Preston Aberdeen nimmt einen heiklen Auftrag an: Er soll eine unbekannte Spinnenart von Southampton nach Berlin transportieren. Das Tier ist für die Wissenschaft von höchstem Interesse. Doch so lukrativ die Bezahlung auch ist, der Job ist nicht ganz ungefährlich. Preston muss den südamerikanischen Achtbeiner den ganzen Transport über am Körper tragen. Kühlt das Tier aus, stirbt es. Sollte es aus dem verschlossenen Behälter entfliehen, stirbt er. Denn diese Spinne ist die wohl giftigste Spezies, die je entdeckt wurde. Auf seiner Reise muss Preston jedoch feststellen, dass es noch weitere Interessenten gibt. Sie wollen den Arachniden um jeden Preis in ihren Besitz bringen. Und sie sind fast noch tödlicher als die Ware selbst.

TrennstrichAlle Vergleiche, welche mir bisher unter gekommen sind, kann der gute Preston Aberdeen leider nicht erfüllen. Er ist kein Paul Temple und sein erstes Abenteuer geht auch nicht im entferntesten in diese Richtung, dafür ist er nicht britisch genug. Er ist nicht witzig oder gar stolpert er von einer skurrilen Situation in die nächste, dafür ist zu wenig Humor in der Geschichte.

Da die erste Geschichte keinem der bisherigen Vergleiche stand hält, möchte ich auch keinen neuen aufstellen, denn das was hier geboten wird ist ein rundum gut durchdachte Idee. Wie kann man jemanden in Kriminalfälle bringen ohne ihn als gelangweilte alte Oma oder Dorfpastor oder Kriminalbeamter in solche zu verwickeln? Ganz einfach, durch eine Zeitreise!

Da solch eine Geschichte ja nicht immer zwingend in der heutigen Zeit angesiedelt sein muss, denn da müssten es ja die Abenteuer eine UPS/DPD/DHL/GLS oder sonstwas Fahrers sein, so bieten sich die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geradezu an. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg in unsicherer, wirtschaftlicher Lage, mit scharfen Grenzkontrollen an fast allen Ländergrenzen, wurden damals alle möglichen Dinge von besagten Kurieren befördert, ohne das diese wirklich immer genau wissen wollten was sie beförderten. Also gaben sie auch eine gute Reisemöglichkeit für illegale Dinge ab.

Wer hier Spannung und Action erwartet, der wird leider leicht enttäuscht aus der Geschichte heraus gehen. Die erste Folge von Preston Aberdeen zeichnet sich eher durch die recht genaue Darstellung der damaligen Zeit aus und liefert einen Einblick in Szenerien, wie man sie sich so vorstellt, welche man durch filmische Prägungen aus der damaligen Zeit gewohnt ist.

Doch wird nicht alles so reinblütig inszeniert wie es sicher Zeitpuristen gerne hätten. Die musikalische Untermalung orientiert sich eher an der Filmmusik der fünfziger und sechziger Jahre und bewegt sich von wallaceartigen Krimiklängen zu ein paar wenigen Stücken, welche aus einem James Bond-Streifen stammen könnten. Gemeinsam ergeben sie ein stimmiges Bild welches nicht zu anachronistisch wirkt, denn die Musik der dreißiger Jahre wäre als Untermalung sicher ein wenig zu anstrengend und für keine wirkliche Atmosphäre gut gewesen.

So bewegt sich dann Fritz von Hardenberg, vielen bekannt als die deutsche Synchronstimme von Tim Allen in „Hör man wer da hämmert“, durch eine Story die zwar sehr langsam vor sich geht – auch wenn sie wirklich die komplette Spielzeit benötigt um erzählt zu werden, da ich nichts gefunden habe was hätte ausgelassen werden können – doch die Charaktere und deren Umfeld so gut vorstellt, das man leicht in die Geschichte hinein kommen kann. Nun ist von Hardenberg nicht wirklich jemand der, in meinen Ohren, ohne eine genaue Charaktervorgabe arbeiten kann, wie er leider in diversen Hörspielen bereits beweisen hat, doch hier schafft er es den guten Preston mit glaubhaftem Timbre herüber zu bringen. Ich möchte auch nicht von der Hand weisen das die Rolle genau auf seine Interpretationsweise zugeschnitten wurde.

Neben ihm sind noch Dagmar Dempe als Prestons Freundin „Sarah“, Hans Georg Panczack, Nils Clausnitzer, Norbert Gastell, Michael Habeck, Pascal Breuer und viele andere zu hören. Herausragend fand ich jedoch auch hier wieder Melanie Manstein. Nicht das sie in ihren Rollen extrem viele chamäleonartige Variatinen anzubieten hätte, sie ist einfach nur jedes Mal sehr angenehm anzuhören und trifft die Rollen immer sehr genau. Alle Sprecher agieren in einer gut ausgefeilten Soundkulisse, in der sich Southhampton zwar gelegentlich wie New York anhört, welche die ganze Geschichte gut und glaubhaft in Bilder transformieren kann.

Keine Hektik, keine Kämpfe und auch keine Langeweile, das kann der gute erste Preston anbieten. Doch bleibt abzuwarten ob die nächsten Liefergänge genau so unterhaltsam sein werden…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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