11 – Der falsche Franzose

Kommissar-Dobranski-11Eine kastrierte Leiche wurde in der Straße „Am Millerntor“ gefunden. Der Tote -ein junger Mann- lag auf dem Rücken. Die helle Jeanshose schien komplett in Blut getaucht worden zu sein. Kommissar Dobranski geht es bei der Suche nach dem Mörder buchstäblich an den Kragen: „Die Schlinge schnitt in mein Fleisch. Es war ein Gefühl, als hätte jemand eine Handvoll Eis in meine Kehle gekippt. Meine Augen würden gleich wie überreife Trauben aus ihren Höhlen springen. Ich zappelte und schmeckte Blut. Der Sauerstoffmangel ließ mein Bewusstsein schwinden. Wie ein Lichtball, der immer kleiner und dunkler wurde. Ich verreckte im stählernen Griff des Riesen. In einer Postfiliale.“

TrennstrichZum elften Mal geht der härteste Bulle des Kiez auf die Jagd nach Verbrechern um sie hinter hamburgerisch-schwedische Gardinen zu verfrachten. Und zum ersten Mal geht er irgendwie recht belanglos an die Arbeit.

Es gab vorher schon Fälle, welche sich als nicht wirklich interessant entpuppten, doch konnten diese zumindest durch die explizit übertriebene Darstellung von gewalttätigen Sterbeszenen alles noch ein wenig heraus reißen. Doch seitdem der Macho-Bulle nun bei Lübbe Audio ermittelt und sich für das Massenpublikum hat schick machen müssen, gleichen die letzten Fälle eher einer kastrierten Version der bisherigen Storys, als das sie noch an die alte „Klasse“ (Bezeichnung mit Vorsicht ausgewählt) heran reichen könnten.

Auch wenn hier eine sprichwörtliche Kastration der Anfang allen Übels ist, so wird doch mittlerweile alles dezent ausgeblendet was nicht in den Rahmen einer gemäßigteren Produktion passen will. Betrachtet man die Folgen Eins bis Acht, so muss man sich gewisse Dinge eingestehen: Die meisten der Sprecher haben den Horizont ihrer Karriere bereits überschritten oder sind so maßlos überpräsent das man sie nicht wirklich gerne hören mag. Die damaligen Storys waren ein an den Haaren herbei gezogener, hanebüchender Cocktail aus Langeweile oder verzerrter Bemühung die Hard-Boild-USA-Schiene auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Einzig die über alle Maßen überzogene Inszenierung machte den ungewöhnlichen Reiz der Serie aus.

Doch da dieser Reiz nun fast vollkommen weg fällt, man solche Partner wie den aus Folge 9 nicht weiter mitschleppt, während man dem Kiezwolf die verbalen wie soundtechnsichen Zähne gezogen hat, sfällt natürlich solch eine Geschichte wie diese hier besonders negativ ins Gewicht. Nicht nur das die Ermittlungen mehr als dünn ausgebreitet werden, auch die nervigste Person des Dobranskiversums bekommt einen so großen Part verpasst das man sich die Kopfhörer von selbigen reißen möchte wenn „Oma Else“ wieder nervend-schratelig unbeholfen durch die Szenen stolpert.

Da reißen auch die Sprecher nicht mehr viel heraus und auch Konrad Halver wirkt irgendwie kraftlos. Selbst der, in jeder Folge präsente, sonst so spielfreudige Robert Missler wirkt hier, in die seltsamste Stereotype bisher gepresst, blass und fast wie ein Schatten dessen was er bisher in dieser Serie hat ableisten können. Auch eine Stimme wie die von Ruth Rockenschaub als supersexy Pornoshopbesitzerin zu verkaufen grenzt eher an Belustigung denn an eine realistische Umsetzung von allem. Da dies hier ein Hörspiel ist, kann ich ja die „Schärfe“ der schon etwas betagteren Person nicht sehen, also wäre da eine erotischer Stimme sicher angebracht gewesen, denn diese hier klingt eher wie 90 und scheintot – da entsteht bei mir im Kopf nichts an Bildern die mir Dobbos Beschreibungen weismachen wollen.

Quo vadis, Dobbo? Mit einer Inszenierung die so entschärft wurde das man sie kaum noch wieder erkennt, kann die Serie mit solchen 08/15-Geschichten nicht wirklich punkten. Dobbo, geh zurück zu deinen Brutalo-Trash-Splatterwurzeln und unterhalte uns wieder so überzogen und skurril wie man es in den ersten Folgen so geliebt hat…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert