04 – Séance

Mitschnitt-04Weihnachtszeit am Bodensee: die Schüler und Lehrer des Internats Schloss Güstrow sind fast vollständig ausgeflogen, nur drei Teenager bleiben über die Feiertage im Internat. Aus Langeweile wollen sie im Keller eine Séance, eine spiritistische Sitzung, abhalten. Damit sie ihre „Erfolge“ später auch beweisen können, nehmen sie das Geschehen auf. Diese Tonspur bleibt einziger Zeuge eines grauenvollen Abends, den nicht alle überleben werden.

TrennstrichDie Reihe um angeblich echte Tondokumente geht in die vierte Runde. Was hier als reale Aufnahme präsentiert wird, hat nichts mehr mit der Ausgangsvorgabe zu tun. Die Geschichte ist viel zu genau durchkonstruiert und die Schreckmomente wirken zu aufgesetzt um real zu sein. Man wird auch über die komplette Spielzeit hinweg das Gefühl nicht los die Adaption eines Groschenromans für Teenager vor sich zu haben.

Die Inszenierung ist diesmal nicht holperig genug gelungen und alles wirkt wie die normale Aufgesetztheit einer gewöhnlichen Hörspielproduktion. Zwar werden am Anfang wieder ein paar Tonprobleme eingebaut, doch sind die nach kürzester Zeit vergessen und selbst der Raumklang ist nicht mehr real, sondern wirkt ebenfalls wie künstlich inszeniert. Die Soundkulisse ist ebenfalls zu perfekt geraten um echt zu sein.

Die Sprecher machten am Anfang den Eindruck als würde man sich in einer Folge „Fünf Freunde“ befinden. Sie lesen ihren Text zu perfekt ab und das Script weißt kaum noch Versprecher auf, welche das gesprochene als aktive Rede ausweisen und nicht wie ein vorgegebenes Script erscheinen lassen. So wirken die Figuren wie die sterilen Vorbilder der gewohnten Hörspielkost und haben nichts von der relativen Lebendigkeit der Protagonisten der ersten und dritten Folge.

Nach der perfekten ersten und dritten Folge geht die Serie hier wieder extrem qualitativ in die Knie. Für ein reales Tondokument ist es nicht „schlecht“ genug gemacht und für ein normal inszeniertes Hörspiel wiederum nicht „gut“ genug. Auch scheint man sich nicht so ganz im klaren darüber gewesen zu sein in welche Richtung man gehen will. So wabert das Ganze stets zwischen einer Krimistory und einer Groschengeistergeschichte hin und her.

Gut gedacht doch schlecht gemacht. Als Normalo-Produktion mit Musik und mehr Wert auf dem Storyschwerpunkt hätte das Hörspiel als passabler Jugendgrusler durchgehen können, doch so ist es weder Fisch noch Fleisch…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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