Chroniken der Imaginarium Geographica, Die – Wo Drachen sind

Imaginarium-Geographica

Ein Mord bringt in einer düsteren Nacht des 1. Weltkrieges drei junge Männer in London zusammen: John, Jack und Charles. Ein seltsamer Fremder namens Bert eröffnet ihnen, sie seien von nun an die neuen Hüter der Imaginarium Geographica, eines Atlasses aller Länder, die in Mythen, Legenden und fantastischen Geschichten je beschrieben wurden. An Bord eines lebenden Drachenschiffs reisen sie zum Archipel der Träume, der von zerstörerischen Mächten bedroht wird. Gemeinsam müssen John, Jack, Charles und Bert Gefahren bestehen, die sie an die Grenzen ihrer Kräfte bringen – aber auch zu den Geschichtenerzählern reifen lassen, als die man sie später kennen wird: J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis, C. Williams und H.G. Wells.

Sprecher: Samuel Weiss

Autorisierte Lesefassung, 6 CD, Spielzeit: 304 Minuten

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Wieso umständlich neue Personen erschaffen, wenn man sich an bereits vorhandenen, wenn auch längst verstorbenen, Personen bedienen kann? Das muss sich James A. Owen gedacht haben als er an die Planung dieses Buches ging. Die Hauptakteure haben alle real existiert und sind zu den bedeutendsten Literaten in der Welt der Phantastik geworden. So kann man dann auch als „real“ annehmen das sie ihre Ideen eher von eigenen Erlebnissen her abgeleitet haben, denn das sie ihre Bücher wirklich rein erfinden mussten.

So findet man dann nicht nur bekannte Personen wieder, sondern auch gewisse Auszüge aus allen Teilen der phantastischen Literatur. Mehr als einmal wird dem geneigten Leser phantastischer Lektüre die ein oder andere Hörbuchgestalt bekannt vorkommen. Auch wen andere Namen verwendet werden, so sind die Grundzüge diverser Begegnungen doch vertraut.

Auch scheint der Autor die Autoren nicht selbst gekannt zu haben, wovon ich bei dessen Alter auch ausgehe, denn sie bleiben in der Ausarbeitung ihrer selbst teilweise etwas dünnwandig und fahrig geschildert. Doch tut dies der Unterhaltung keinen Abbruch, denn die Geschichte an sich ist recht bunt und rasant aufgemacht, was den Mangel an Charakterstudien sofort wieder wett macht. Auch wird in diversen Szene nicht sehr viel Hintergrundwissen vermittelt. Bestimmte Dinge „sind eben so“ – und das ist auch gut so. Man kann eine gute Geschichte auch zu Tode erklären und gepflegte Langeweile durch zu genaue Schilderungen der Vorgeschichte aufbauen. So kann man dem letzten Satz denn auch entnehmen das ich mich über die sechs CD hinweg nicht gelangweilt habe, auch wenn es ab und zu mal etwas ruhiger zu ging..

Wer schon einmal eine Lesung von Samuel Weiss gehört hat, wie zum Besipiel die „Geralt-Saga“ aus dem selben Verlag wie dieses Hörbuch, der weiß wie wandelbar seine Stimme ist, auch wenn man ihm dies beim Erstkontakt nicht wirklich zutraut. Trotz sehr rauen Grundtimbres versteht Weiss es immer wieder die Nuancen seiner Stimmlage so einzusetzen das man sich stets wundert er diesen Stimmansatz nun wieder her geholt hat. So belebt er hier den die verschiedene Charaktere noch mehr als man es aus anderen Lesungen gewohnt ist, denn hier ist keiner der Charaktere „cool“ (siehe „Geralt“) oder zu bedacht um zu ruhig dargestellt zu werden. Er variiert von schleimig ekelig bis hin zu heroisch und über stolz zurück nach bedacht – alles ist drin und alles wird auch getan.

Das Booklet erweist sich in diesem Fall als unverzichtbarer Wegbegleiter durch die Lesung. In ihm findet man neben den Angaben zu jeder CD, in Form von Spielzeit und Benennung der einzelnen Tracks, noch zusätzlich ein Nachwort des Autors, eine Glossar und eine sehr ausführliche Liste der Hüter des „Imaginarium Geographica“ , welche alphabetisch nach Nachnamen der Hüter geordnet ist.

Dieses Hörbuch ist der erste Teil einer Serie von Büchern. Bisher sind erschienen „Wo Drachen sind“ (Here, there be Dragons – 2006), „The Search for the Red Dragon“ (2008) und „The Indigo-King“ (2008).

Dieses Hörbuch ist mit seine sechs CD noch nicht einmal zu lang geraten und die Geschichte ist genau auf den Punkt inszeniert, beziehungsweise eingesprochen. Bleibt zu hoffen das die beiden Folgebände ebenfalls durch Samuel Weiss eine akustische Belebung erfahren, sobald sie in Printform auf dem deutschen Markt zu haben sind…

Thomas Rippert
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