Downtown Blues

Downtown-Blues

Downtown ist das Synonym für Abstieg. Lebensmittelkarten für Ersatznahrung, Massenunterkünfte, Wasserrationierung im Sommer, Smog das ganze Jahr, Terror in den Straßen. Dazwischen die Downtown-Cops, sammeln den Dreck ein, wahren den Schein. Bleibt noch die City Force, die das Chaos zusammenhält, wenn die Killerkommandos der Triaden und Kartelle auf jedes bewegliche Ziel das Feuer freigeben, wenn die Drogenbosse um Territorien und Kunden kämpfen und sich die Gangmitglieder in den Straßen abstechen. Straßenratte Donovan, neu bei der City Force, hat die Routinefälle satt. Jetzt will sie nur eins: beweisen, dass sie ihn hat, den Cop-Instinkt. Doch als Donovans erster »richtiger« Fall endlich da ist, setzen unsichtbare Gegner alles daran, dass es ihr letzter bleibt.

Sprecher: Nicole Hirschmann

1 MP3-CD, Spielzeit: 542 Minuten

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Die Science-Fiction-Spielart des Cyberpunks hat bisher viele unterschiedliche Welten erlebt und viele verschiedene Blickwinkel erhalten. Die Möglichkeiten sind so vielseitig das man nicht immer jeden Cyberpunk-Roman mit allen anderen über einen Kamm scheren kann, sondern sich eher auf die Dinge einlassen sollte welchem dem jeweiligen Autoren am wichtigsten und tragendsten erscheinen. Gerade die Vielschichtigkeit des Subgenres erlaubt somit dem Autor mehr oder weniger Technik in alles einfließen zu lassen. Auch wenn es sich in dieser Geschichte nicht vordringlich um Technik und deren Auswirkung auf die Menschheit dreht, so ist Downtown Blues dennoch ein waschechter Cyberpunk-Roman.

Myra Çakan verlegt sich in ihrer Geschichte eher auf die seelischen Konflikte ihrer Hauptakteurin Donovan – wobei ich den Namen schon recht gewöhnungsbedürftig fand da ich ihn eher mit dem männlichen Geschlecht verbinde. Donovans Innenleben steht zumeist in recht krassem Gegensatz zu den Ereignissen um sie herum und so wird die Geschichte auch eher eine Art Charakterstudie, denn das sie wirklich als reiner SF-Thriller überzeugen könnte. Es geht nicht wirklich vordringlich darum den Fall aufzuklären, eher geht es um die ganzen Auswirkungen welche die Umwelt auf die Menschen dieser Zukunftsvision hat.

Çakans Vision einer zerstörten und fast vollkommen degenerierten Menschheit hat vieles von dem was man aus der bisherigen SF kennt. Doch verbindet die Autorin die besseren Elemente miteinander und fügt sie so eigenständig zusammen, das man sich zwar recht schnell heimisch fühlt, die Utopie jedoch als eigenständig betrachten kann. So erlebt man einen recht spannenden Ausflug in eine neue Cyberpunkwelt die auch ohne zu viel Technobabble auskommt und sich mit den eher menschlichen Aspekten auseinander setzt.

Nicole Hirschmann als Sprecherin auszuwählen war nicht falsch. Auch wenn ihre Lesung nicht immer ganz so flüssig ist, so gibt sie als Ich-Erzählerin doch eine gute Vorstellung – auch wenn ich mir gewünscht hätte das sie sich etwas beteiligter geben würde. Ihre klare und schnörkellose Stimmlage macht es recht einfach sich über die 540 Minuten hinweg auf die Geschichte zu konzentrieren, da Nicole Hirschmann auch die Geschichte in den Vordergrund stellt und nicht die eigene Stimme.

Cyberpunk, wenn auch etwas ungewohnt…

Thomas Rippert
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